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Jugendkultur Zum Tanz ins "Café Altmark"

Zum Tanz ins „Café Altmark“, eine Bill-Haley-Schallplatte aus dem Westen - Klaus Hornickel kann über seine Jugend in Stendal viel erzählen.

Von Donald Lyko 11.05.2018, 03:00

Stendal l Flotte westliche Musik wie Boogie Woogie und Rock‘n‘Roll haben Klaus Hornickel in seiner Jugend begeistert. „Vor allem Bill Haley mit seinem Hit ‚Rock around the clock‘ war für mich der absolute Hammer. Als ich den Song das erste Mal gehört habe, hat es mich dermaßen vom Sessel gehoben“, erzählt der heute 79-Jährige. Groß war darum die Freude, als sein Vater ihm aus Westberlin eine Schallplatte seines Idols mitbrachte. Auch, weil in Stendal eine Platte mit dieser Musik nicht zu bekommen war. „Darum habe ich sie oft an meine Freunde verliehen“, sagt Klaus Hornickel. Die Haley-Schallplatte hat er noch heute.

Nicht nur gehört hat er diese Musik gern, sondern auch danach getanzt. Doch so, wie der Rock‘n‘Roll als westliche Unkultur galt, erging es auch den modernen Tänzen. Und so passierte es dem jungen Klaus Hornickel einmal, dass er das „Café Altmark“ verlassen musste. „Der strenge Geschäftsführer hat mich des Hauses verwiesen, weil ich offen getanzt habe. Das war regelrecht verboten“, erinnert sich der 79-Jährige. Genau wie an die Kleiderordnung: Krawatte war für die jungen Herren vorgeschrieben. Wer sie vergessen hatte, konnte sich an der Garderobe eine aus Plastik ausleihen.

Diese kleinen Anekdoten und viele mehr kann Klaus Hornickel aus seiner Jugend erzählen – und macht es auch gern am Mittwoch, 16. Mai. Dann findet das erste von vier Erzählcafés statt, zu denen die Stendaler Volksstimme im Rahmen der derzeit laufenden Ausstellung zur Jugendkultur in Stendal einlädt. Von Juni bis August wird es weitere Veranstaltungen geben, bei denen Zeitzeugen jeweils über ein Jahrzehnt berichten. Los geht es am kommenden Mittwoch mit den 50er Jahren. Die Zeit, in der der 1939 geborene Klaus Hornickel seine Jugend in Stendal verbracht hat.

In der Fichtestraße ist er aufgewachsen, heute wohnt er wieder in seinem Elternhaus. Wieder, denn nach dem Abitur am Winckelmann-Gymnasium zog er mit 18 Jahren für sein Studium im Wirtschaftsingenieurwesen an der Technischen Universität nach Westberlin. Beruflich folgten Stationen bei ThyssenKrupp in Hannover und viele Jahre für das Unternehmen im österreichischen Graz. Mit Renteneintritt zog Klaus Hornickel, der Mitglied der Winckelmann-Gesellschaft und des Freundeskreises des Winckelmann-Gymnasiums ist, zurück in die Altmark. „Für mich war immer klar, dass ich wieder nach Stendal komme“, sagt er.

Ein Grund waren die Freunde von damals, zu denen er gleich wieder Kontakt aufgenommen hat. Wenn er sich mit ihnen an die Jugendzeit erinnert, dann auch an den privaten Englischunterricht bei Dr. Arthur Schulz (1885-1963), dem ehemaligen Leiter der Winckelmann-Oberschule und langjährigen Vorsitzenden der Winckelmann-Gesellschaft. „Englisch wollte ich lernen, um die Texte der Songs übersetzen zu können, die ich so gern gehört habe“, erzählt Klaus Hornickel. Seine Jugend in Stendal sei eine „sehr schöne“ gewesen.

Das Erzählcafé „Die 50er: Halbstark in Rock‘n‘Roll-Klubs“ findet am Mittwoch, 16. Mai, in der Kleinen Markthalle, Ecke Hall-/Karlstraße, statt. Beginn ist 18 Uhr, der Eintritt ist frei. Eingeladen sind alle, die etwas über diese Zeit erfahren, selbst über die 50er berichten und miteinander ins Gespräch kommen möchten.