Eröffnungsgala nach vier Jahren Bauzeit Riesenbeifall in Stendal für Preisträger im Theater der Altmark
Mit einer eindrucksvollen Gala spielte sich das Theater der Altmark Stendal in die Herzen des Publikums. Mit stehenden Ovationen wurden die Kulturpreisträger gefeiert.
Stendal - Das Programm lief wie am Schnürchen. Selbst kleine Pannen und Versprecher wirkten, als wären sie absichtlich eingebaut, um nicht zu perfekt zu erscheinen. Das Theater der Altmark Stendal ist zurück auf der großen Bühne.
In den mehr als dreieinhalb Jahren ohne reguläre Spielstätte haben das Ensemble und die vielen Mitarbeiter hinter den Kulissen viel Energie gespeichert. Sie entlud sich in einem kreativen Feuerwerk.
Das Publikum klatschte begeistert, lachte und war während der mehr als vierstündigen Gala aufmerksam und voller Spannung.
Spannungsbogen blieb lange erhalten
Letztere ergab sich vor allem aus der Frage, wer die diesjährigen Kulturpreise der Hansestadt Stendal gewinnen würde. Doch da die Gala von professionellen Dramaturgen gestaltet wurde, blieb der Spannungsbogen lange erhalten.
Die Mitteldeutsche Kammerphilharmonie überzeugte mit ihrem klassischen Repertoire ebenso wie mit einem Medley aus James-Bond-Filmmusiken.
Apropos Musik: Dieser Kunst lassen sich die Gewinner des Kulturförderpreises der Stadt Stendal zweifellos zuordnen: Der Inklusive Chor „Jeder ist anders“ vereinte Menschen mit und ohne Behinderung in schönster Harmonie. Laudator Rico Goroncy, Vorsitzender des Stendaler Kulturausschusses, nannte dieses Zusammenspiel „herzerwärmend“, und das war auch der Eindruck, den der sichtlich gerührte Chor bei den Zuschauern hinterließ.
Blick durchs Schaufenster auf die neue Spielzeit
Die Gala diente dem Theater der Altmark als Schaufenster der bevorstehenden Premieren. Wie ein roter Faden zogen sich die Auftritte von „Oma Monika“ aus dem gleichnamigen Stück durchs Programm. Das Stück befasst sich mit dem Thema Demenz, doch Schauspielerin Katrin Steinke vergaß nie, nach den Programmblöcken den Vorhang wieder zu schließen.
Die Gewinnerin des 3. Kulturpreises musste für ihren großen Auftritt aus der Rolle fallen, um gleich danach in mehr als eine Rolle zu schlüpfen. Schauspielerin und Puppenspielerin Claudia Tost wurde nicht nur für ihr Engagement am TdA geehrt, sondern auch für ihre „wertvolle theaterpädagogische Arbeit“, wie Laudatorin und Intendantin Dorotty Szalma stolz hervorhob. Die so Geehrte bedankte sich und war gleich danach nicht nur das Schaf Charlotte aus dem gleichnamigen Kinderpuppenspiel, sondern lieh gleich einer ganzen Herde von Schafen ihre Stimme und verzauberte so den ganzen Saal.
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Nach der Pause wurden die Zuschauer mit Chormusik vom Rang empfangen. Der Domchor Stendal erfreute das Publikum mit mehrstimmigem Gesang.
Christiane Eichenberg bringt Schüler zum Lächeln
Sollten die Mitwirkenden Lampenfieber gehabt haben, ließen sie es sich nicht anmerken. Das war dem Laudator für den 2. Kulturpreis nicht vergönnt. Sichtlich aufgeregt ging Ralf-Egbert Bauditz vom evangelischen Kirchenspiel Stendal Süd-West auf die Bühne, aber er hielt sich tapfer. Und als er die Verdienste von Christiane Eichenberg lobte, wirkte er sehr gelöst. Eine der großen Stärken des kirchenmusikalisch engagierten Mitglieds der evangelischen Stadtgemeinde Stendal sei ihre zugewandt-wertschätzende pädagogische Arbeit sagte er. Wie sie das macht, stellte er pantomimisch dar. Demnach ermutigt Christiane Eichenberg ihre Schützlinge zum Lächeln, in dem sie beide Zeigefinger unter die Mundwinkel hält und nach oben schiebt. Die Geehrte lächelte dann ebenfalls.
Eine schrill-bunte, fast schon verstörend wirkende Inszenierung verspricht die Struwwelpeter-Adaption „Shockheaded Peter“ zu werden. Zu sehen war ein Abendessen im Elternhaus des hyperaktiven Kindes, das mit einem Blick in die Abgründe von Kannibalismus und elterlicher Gewalt endete.
Roland an die Nase fassen, das bringt Glück
Ohne sein Theater wäre Stendal genau so unvollständig wie ohne Roland. Dass die 7,80 Meter hohe Statue die Hansestadt beschützt, ist weithin bekannt. Aber wie haben die Bauleute das damals gemacht? Eine mögliche Antwort auf diese Frage gibt seit diesem Jahr die Bronzeskulptur Roland 1525. Laudator und Oberbürgermeister Bastian Sieler (parteilos) gab es auf, künstlich Spannung erzeugen zu wollen, wer den 1. Kulturpreis gewonnen hat.
Es ist die Projektgruppe „Kunst im öffentlichen Raum“, ohne die Bildhauer Wolfgang Friedrich nicht den Weg nach Stendal gefunden und die figürliche Zeitreise ins Bild hätte setze können. Er habe seitdem Gästen stets gesagt, es bringe Glück, dem Roland an die Nase zu fassen, erzählte der OB. Seitdem sei sie schon ganz blank. Michael Hentschel von der Aktionsgruppe nahm das stellvertretend für alle auf und sagte: „Es muss nicht immer die Nase sein. Es wäre schön, wenn manches blank wird.“
Die Gala stand, wie die gesamte Spielzeit, unter dem Motto „Perspektivwechsel“. Die Gäste lernten immer neue Seiten ihres alten, neuen Theaters der Altmark kennen.