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Firma Meyer am Hohen Weg will Insolvenz beantragen / Gestern Betriebsversammlung Schicht im Schacht bei Rohr und Schacht

Von Reinhard Opitz 09.02.2012, 04:24

Die Firma Meyer Rohr und Schacht GmbH beantragt noch in dieser Woche Insolvenz. Von der Firmenpleite sind in der Niederlassung Stendal rund 50 Mitarbeiter, weitere 20 am Stammsitz in Lüneburg betroffen.

Stendal l Der Kanalrohr- und Schachthersteller Meyer am Hohen Weg ist zahlungsunfähig. Diese Information der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) vom Dienstag dieser Woche (die Volksstimme berichtete) hat sich gestern bestätigt. Ein Mitglied der Geschäftsführung des in Lüneburg ansässigen Unternehmens sagte dieser Zeitung, Meyer werde noch in dieser Woche Insolvenz beantragen, nachdem die Kreissparkasse Stendal als eine der Gläubigerbanken bereits in der Vorwoche einen solchen Antrag gestellt hätte.

Der Sprecher begründete die finanziellen Probleme der Firma mit "Altverbindlichkeiten, die trotz guter Auftragslage viel Liquidität gekostet" hätten. Mit den Banken habe man erfolglos Gespräche über ein Sanierungskonzept geführt. Auch Gespräche mit potenziellen Investoren seien am Dienstagmittag gescheitert. Den "Todesstoß", so der Unternehmenssprecher, habe der so genannte Arbeitskraftrückbehalt der Mitarbeiter der Firma versetzt.

Die rund 70 Beschäftigten, davon 50 in Stendal, hatten von dem Zurückbehaltungsrecht ihrer Arbeitskraft Gebrauch gemacht, sprich: waren ab dem 17. Januar nicht mehr zur Arbeit erschienen, nachdem sie seit Mitte November vergangenen Jahres weder Lohn noch Gehalt bekommen hatten. Gestern hatte sie der Betriebsrat zu einer Versammlung in Stendal zusammengerufen, um sie über die Situation zu informieren. Die Geschäftsleitung blieb dieser Versammlung fern. "Wir hatten gebeten, sie um eine Woche zu verschieben, weil wir gegenwärtig die Zeit brauchen, um den Insolvenzantrag vorzubereiten", begründete dies der Vertreter der Geschäftsleitung.

Für diese Haltung hatten Mitarbeiter, Betriebsrats- und IG-BAU-Vertreter gestern wenig Verständnis. "Wir brauchen endlich verlässliche Aussagen der Geschäftsleitung, wie es weitergeht", sagte Edwin Lehmann von der IG BAU Nord in einer anschließenden Pressekonferenz. "Die Mitarbeiter wissen nicht mehr, wie sie ihren Lebensunterhalt bestreiten sollen." Aufträge gebe es genug, und die Leute wollten alle arbeiten, meinte Gesamtbetriebsratsvorsitzender Frank Meyer.

Wie der Stendaler Betriebsratsvorsitzende Mario Brückner sagte, gebe es seit Jahren keine pünktlichen Lohnzahlungen im Unternehmen. Bisher habe die Belegschaft stillgehalten. Doch nun werde seit November gar nicht mehr gezahlt, sei weder Geld für Heizung noch für Spediteure und Lieferanten da. Deshalb würden die Mitarbeiter seit Mitte Januar den Betrieb ruhen lassen.

Da von der Geschäftsleitung noch immer kein Antrag auf Insolvenz vorliegt, erhärte sich nach Meinung von IG-BAU-Branchensekretär Thomas Waldheim der Verdacht auf Insolvenzverschleppung. Das wird allerdings von der Geschäftsführung bestritten. Bis Dienstagmittag habe man in der Hoffnung auf eine Lösung mit Investoren verhandelt.

Für den kommenden Mittwoch haben Gewerkschaft und Betriebsrat erneut eine Betriebsversammlung in Stendal einberufen - in der Hoffnung, dass bis dahin ein Insolvenzantrag vorliegt und die Geschäftsleitung vor Ort über die Situation informiert.