Börde Jagd ohne Hund ist Schund
Jäger Dirk Schünemann betont das Zusammenspiel von Hund und Mensch bei der Erfüllung seiner Aufgaben.
Stemmern l Kann ein Jäger ohne Hund arbeiten? „Es gibt ein Sprichwort: ,Jagd ohne Hund ist Schund‘. Da steckt viel Wahrheit drin. Eine ordnungsgemäße Jagd ist ohne Hund unmöglich“, so Dirk Schünemann, Obmann der Jagdpachtgemeinschaft Bahrendorf, Stemmern und Sülldorf.
„Mein Hund heißt ,Max von der lichten Tanne‘. Er gehört zur Rasse der ,Deutsch Drahthaar‘. Das ist die häufigste Jagdhunderasse in Deutschland. Vor zwei Jahren hat er seine Leistungsprüfung bestanden. Kurz gerufen heißt er ,Meilo‘. Er ist ein Vorstehhund für die Niederwildjagd, wie Fasane und Enten“, erklärt Schünemann.
Er brauche den Hund aber hauptsächlich bei der Suche nach verunfalltem Wild. „Dieses Wild wird auf den Straßen angefahren. Da bekomme ich von der Polizei die entsprechende Meldung und muss dann das schwer kranke Wild finden. Alleine hätte ich da keine Chance. Dazu brauche ich solch einen großen, kräftigen Hunde, der in der Lage ist, verunfalltes oder krankes Wild zu finden und es bei Bedarf auch festhalten kann, sodass ich es im Notfall erlösen kann.“
Für jede Hunderasse gibt es Prüfungen. Die Hunde kann man selbst darauf vorbereiten. Dazu gibt es reichlich Fachliteratur. Oder aber man sucht sich professionelle Hilfe. Jeder Hundezuchtverband hat auch Züchter, die einem bei der Prüfungsvorbereitung helfen.
Die Ausbildung eines Hundes zum Jagdhund dauert in der Regel mindestens eineinhalb bis zwei Jahre. Mit der Anlagenprüfung wird abschließend getestet, ob der Hund die jagdliche Eignung hat. Hierzu gehören die Fähigkeiten, dass er gut riecht, dass er gehorsam ist, dass er schussfest ist, dass er eine Wildschärfe mitbringt. Gerade die Schussfestigkeit ist dabei entscheidend.
„Wenn wir Draußen auf der Jagd sind, darf der Hund bei einem Schuss nicht seinen Schwanz einklemmen. Er muss ruhig sein. Er muss den Schuss zwar wahrnehmen, aber er darf nicht panische reagieren. Falsch ist auch eine Schusshitzigkeit. Er darf nicht bei einem Knall sofort losgehen, um das Wild zu finden. Er muss das Alles ganz gelassen hinnehmen. Wichtig ist, dass man diese Verhaltensweisen ständig mit seinem Hund wiederholt“, so Schünemann.
Hunde der Rasse „Deutsch Drahthaar“ sind sehr groß und vielseitig. „Ich muss meinen Hund körperlich trainieren. Spaziergänge reichen da nicht aus. Das interessiert ,Meilo‘ überhaupt nicht. Das körperliche Auspowern, das braucht er. Täglich vier bis fünf Kilometer rumlaufen, das ist das Mindeste. Die Freiheit, seine Instinkte ständig zu schulen, ist unverzichtbar für ihn. Er muss mit der Nase arbeiten können, er muss schnüffeln können. Es ist notwendig, dass er am Wild arbeiten kann, seinbeschü Gespür trainiert.“
Zur Jagd geht Dirk Schünemann seit 33 Jahren. Seit zehn Jahren ist Obmann der Jagdpachtgemeinschaft. „Ich bin hier geboren und aufgewachsen auf einem Bauernhof. Ich habe auch Landwirtschaft gelernt und studiert. Aus diesem Grund bin ich sehr eng mit der Natur verbunden. Im Lauf der Zeit habe ich gesehen, wie gravierend sich unsere Kulturlandschaft negativ verändert.“
Die Jäger der Pachtgemeinschaft können auch Fördermittel für viele einzelne Projekte beantragen. So machen sie dies beispielsweise einmal jährlich, um mehrere Äcker Wildäcker anzulegen. Hier nutzen sie wildfreundliche Einsaaten. Außerdem arbeiten sie mit einigen Landwirten zusammen und legen mit ihnen Blühstreifen an. Das Saatgut kommt in diesem Fall vom Landesjachtverband.
Schon seit 25 Jahren organisiert die Jagdpachtgemeinschaft Pflanzaktionen. Dafür müssen Pflanzpläne erarbeitet werden, die vom Landwirtschaftsministerium geprüft und gebilligt werden müssen. „In solchen Fällen bekommen wir das Saatgut kostenlos vom Verwaltungsamt.“
98 Prozent der bejagbaren Flächen der Pachtgemeinschaft sind intensiv landwirtschaftlich genutzte Flächen. Die Aufgaben der Jäger sind gesetzlich festgelegt. Dazu gehört es, mitten in der Magdeburger Börde, einen möglichst vielfältigen Tierbestand gesund zu erhalten. Das schreibt den Jägern das Bundesjagdgesetz so vor.
Schünemann: „Wir müssen die Tierbestände regulieren. Wir müssen eingreifen, wo es nötig ist, um diese Maßgabe zu erfüllen.“ Weil es sich um eine Kulturlandschaft handele, gebe es immer wieder Tierarten, die damit zurecht kommen. „Es gibt aber eben auch viele Arten, die Kulturflüchter sind. Für sie stellen die Eingriffe des Menschen in die Landschaft durch die intensive Landwirtschaft eine Gefahr dar. Diese schutzbedürftigen Tierarten müssen wir bewahren.“
Wichtig sei es darüber hinaus, eine hohe Vielzahl an Wildpflanzen zu erhalten; an Kräutern, Sträuchern und Bäumen. „Nur so gewährleisten wir eine Nahrungsquelle und eine Möglichkeit der Deckung für alle Arten der Tiere hier bei uns in der Börde. Ein häufiges Vorurteil besagt, dass wir uns nur für das interessieren, was wir jagen können, was in den Kochtopf kommt. Das ist falsch. Für alle großen Tierarten, sei es das Reh oder das Damwild, der Hase oder der Fasan, müssen wir Biotope anbieten. So entstehen auch Lebensbereiche für alle möglichen, kleinen Tierarten, die diese Biotope besiedeln.“
All diese kleinen Tiere sind die Lebensgrundlage für die anderen, größeren Tiere. „Dort leben Raubtiere, Mäuse und auch wiederum Insekten. Dies Alles ist wichtig für die Greifvögel. Dazu gehören dann auch die Amseln und Nachtigallen. Da greift eins ins andere. Als Jäger achten wir auf den gesamten Kreislauf der Natur“, betont Schünemann.
Die Menschen müssten mit offenen Augen sich sorgsam in der Natur bewegen. Sie sollten immer über das nachdenken, was sie in der Natur tun, fordert Jäger Schünemann. „Unser großes Problem ist derzeit, dass diese Appelle sich in der Natur vernünftig und verantwortungsvoll zu bewegen, nicht fruchten. Es ist unsäglich, wie manche Menschen sich draußen bewegen.“ Da werde querfeldein durch die Natur gerannt. Abends in der Dämmerung würde das Wild mit Taschenlampen aufgeschreckt. Hunde dürften frei herumlaufen. „Das ist alles komplett unmöglich. Ich habe Verständnis dafür, dass es die Menschen in die Natur zieht, aber dann sollten sie die Regeln der Natur auch beachten“, ärgert sich Schünemann.