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Paula Nicole Kudwin kehrt erfolgreich vom plattdeutschen Vorlesewettbewerb zurück Dritter Landessieg als Ziel vor den Augen

Von Constanze Arendt-Nowak 28.12.2013, 02:06

Mit der plattdeutschen Sprache ist Paula Nicole Kudwin aus Domersleben aufgewachsen. Es macht ihr Spaß, in der Mundart zu reden. In diesem Jahr kehrte sie erneut als Landessiegerin vom Vorlesewettbewerb zurück.

Domersleben l Wenn die 14-jährige Paula Nicole Kudwin zum Buch greift, darf der Inhalt auch gern auf Plattdeutsch geschrieben sein. "Bördeplatt" - darauf legt sie Wert, denn beispielsweise das Plattdeutsch, wie es die Altmärker sprechen, versteht sie kaum. Das Bördeplatt hingegen hat sie in die Wiege gelegt bekommen, denn ihre Oma ist die Domersleberin Rosemarie Mendt. Rosemarie Mendt hat schon zahlreiche plattdeutsche Geschichten geschrieben und gibt die Mundart auch gern an nachfolgende Generationen weiter.

"Ich gehe einmal in der Woche in die Domersleber Grundschule und lerne mit interessierten Kindern Platt", berichtet sie und ist stolz, dass sie das schon mehr als 20 Jahre durchhält, nämlich seit 1991. Angefangen hatte sie die Arbeit mit dem Nachwuchs einst mit dem Bördeschreiber Martin Selber, der ebenfalls in Domersleben zu Hause war und 2006 verstorben ist. Seit 1997 leitet Rosemarie Mendt die Kinder allein an. Und so ist es ihr zu verdanken, dass beim Vorlesewettbewerb "Schülerinnen und Schüler lesen Platt" alljährlich Schüler aus Domersleben vertreten waren. Mittlerweile schon seit 19 Jahren.

Eine von ihnen ist Enkelin Paula, die in diesem Jahr in ihrer Altersstufe Landessiegerin geworden ist. Qualifiziert hatte sie sich für den Landeswettbewerb über den Regionalausscheid, der in der Haldensleber Kulturfabrik stattfand. Einen Text zum Vorlesen hatte sie im umfangreichen Fundus von Oma Rosi gefunden. "De niehen Gardinen" war der Titel und regte das Publikum zum Schmunzeln an.

Bei Mutti Kathrin Kudwin begannen unterdessen zwei Herzen in der Brust zu schlagen. So sehr sie ihrer Tochter den Sieg auf Regionalebene auch gönnte, so genau wusste sie auch, dass sie mit der Qualifikation in zeitliche Bedrängnis kommen würden. Der Termin für den Landesausscheid fiel auf den Tag, an dem Familie Kudwin zum ersten Mal bei sich zu Hause ein Türchen des Lebendigen Adventskalenders öffnen wollte. Da waren doch einige Vorbereitungen wie das Schmieren von Dutzenden von Schmalzbroten zu treffen, schließlich war mit etwa 40 Gästen oder vielleicht auch mehr zu rechnen. "Werd\' nicht Sieger", flüsterte Kathrin Kudwin deshalb ihrer Tochter augenzwinkernd zu.

"Kinder hören ja nicht auf ihre Eltern", blickte Paula nun schelmisch auf ihren Regionalsieg zurück, auch mit dem Wissen, dass dank fleißiger Helfer auch alle zeitlichen Unstimmigkeiten am Tag des Landesausscheides gelöst werden konnten. "Es hat alles voll in den Zeitplan gepasst", schmunzelte Kathrin Kudwin und der Stolz auf ihre Tochter war ihr anzumerken.

Und Oma Rosi kehrte mit noch mehr Erfolgen von Haldensleben zurück. Auch Fynn Luca Schulze, Jule Walter, Moritz Harms und Vincent Plauschenat, die an der Domersleber Grundschule unter Anleitung von Rosemarie Mendt an das Bördeplatt herangeführt wurden, belegten gute Plätze. Fynn Luca wurde bei den Dritt- und Viertklässlern Dritter, in der Stufe der Fünft- und Sechsklässler wurde Jule Zweite und Moritz Dritter. Vincent erlas sich in der Altersstufe siebente bis neunte Klasse den dritten Platz.

"Jule und Moritz wohnen unweit von Oma und wenn ich da bin, dann üben wir immer für den Vorlesewettbewerb", berichtete Paula Nicole Kudwin. Ansonsten sind die Möglichkeiten für die heutigen Gymnasiasten sehr eingeschränkt, an der Schule gibt es keine Möglichkeit mehr, Platt zu sprechen. In der Familie von Rosemarie Mendt dagegen können alle Platt, aber eigentlich wird es, wie Kathrin Kudwin feststellte, auch nur sporadisch gesprochen. "Es muss ja auch passen", sagte sie.

Beim Lebendigen Adventskalender auf dem Kudwinschen Grundstück hat es dann aber gepasst. Schließlich war Paula gerade wenige Stunden Landessiegerin und gehörte damit zu einem sehr erfolgreichen Börde-Team. In jeder Altersklasse hatten sich jeweils ein Regionalsieger aus der Altmark, dem Harz und der Börde zu beweisen. Die Vorleser aus der Börde räumten zwei Siege und einen zweiten Platz ab.

Theoretisch könnte Paula den Tripel der Siege im kommenden Jahr vervollständigen. "Alle guten Dinge sind drei, 2011 bin ich schon einmal Landessiegerin geworden und bis zur neunten Klasse kann man teilnehmen", erklärte die 14-Jährige, die es etwas bedauert, dass dann Schluss ist. Im vergangenen Jahr hatte sie sogar selbst eine moderne Geschichte über Hänsel und Gretel geschrieben und diese dann mit der Oma übersetzt.