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Feuer im "Harz Hostel" / drei Brandschützer verletzt 31-Jähriger verliert seine Existenz

Von Regina Urbat 28.06.2010, 07:25

Binnen weniger Stunden ist gestern Nacht die Existenz eines 31-jährigen Wernigeröders zerstört worden. Nach einem Feuer ist das "Harz Hostel" in der Schmatzfelder Straße samt seiner vier Wände unbewohnbar. War es wirklich Brandstiftung, wie in der Nachbarschaft vermutet, "hat der Täter vorsätzlich Menschenleben riskiert".

Wernigerode. Fassungslos steht Alexander Bunge vor den Trümmern seines touristischen Kleinods. Der 31-Jährige hat innerhalb weniger Stunden seine ganze Existenz verloren – das "Harz Hostel" und auch seine Wohnung. Durch Feuer und Löschwasser ist das Gebäude in der Schmatzfelder Straße in Wernigerode nicht mehr bewohnbar, zum Teil sogar einsturzgefährdet.

Dabei kann der Betreiber des in der Art einer Jugendherberge betriebenen Hotels noch froh sein. "Zum Glück ist niemandem etwas passiert." Weder ihm noch den im Hostel tief und fest schlafenden elf Gästen. "Das ist nur unserer Nachbarin zu verdanken", sagt Alexander Bunge.

Kurz vor 4 Uhr hat Irma Jazdzewski einen lauten Knall gehört, daraufhin auf den Hof geschaut. "Eine helle Stichflamme schien mir entgegen, die Abfallbehälter gingen in Flammen auf", erinnert sich die Rentnerin. Sofort hat sie Feuerwehr und Polizei alarmiert sowie den Hostelbetreiber angerufen. "Alexander, bei dir brennt es", erinnert sich der junge Mann an die Schrecksekunde. Nein, es ist kein schlechter Traum, umgehend weckt er alle Gäste, um sie und sich in Sicherheit zu bringen. Die Brandmeldeanlage im Haus hat nicht reagiert, "ging ja auch gar nicht", weiß das Opfer später.

Von den Abfalltonnen, die unter einem Erker stehen, sind die Flammen auf die mit Holz verkleidete Fassade übergegriffen und dann außen entlang bis in den Dachstuhl regelrecht gekrochen. "Alles hat entsetzlich lichterloh gebrannt", schildern die Nachbarn, die selbst um ihr Haus Angst gehabt haben. Das schnelle Eingreifen der Experten hat es zum Glück verhindert. Nach der Alarmierung um 3.45 Uhr sind die Feuerwehren aus Wernigerode, Benzingerode, Silstedt, Reddeber und Schierke angerückt. Unterstützung kommt Schmatzfeld, Darlingerode, Blankenburg und von der Feuerwehrtechnischen Zentrale Harz. Auch Polizei und Rettungsdienst sind schnell zur Stelle.

Ortswehrleiter Torsten Breiting leitet den Löscheinsatz, Kreisbrandmeister Kay-Uwe Lohse, Abschnittsleiter Ingo Gericke und Stadtwehrleiter Frank Häusler unterstützen die Arbeiten, die durch starke Hitze und Rauchentwicklung beeinträchtigt werden. Drei Feuerwehrleute werden zur Behandlung nach Rauchvergiftung, Kreislaufproblemen und Brandverletzung in das Harz-Klinikum gefahren.

Unterdessen sind die Hostelgäste in Obhut. Ihre Habseligkeiten retten die Feuerwehrleute. Nur bei dem Mann aus England, der direkt über dem Erker wohnt, gibt es nichts mehr zu retten. Nicht einmal mehr Schuhe. Die zwei jungen Japaner und der Deutsche kommen bei Irma und Hans-Georg Jazdzewski unter. Die Gruppe von sieben Spanierinnen und den Engländer nimmt die Familie von Alexander Bunge auf. "Wir konnten sie doch nicht auf der Straße stehen lassen." Beim Transport hilft auch Ordungs-Dezernent Volker Friedrich, der sich über das Geschehene entsetzt zeigt.

Gegen 8 Uhr sind die 70 Feuerwehrleute mit den 32 Fahrzeugen abgerückt. Es riecht immer noch beißend nach Qualm, zweimal müssen die Brandschützer "nachlöschen". Sonntagmittag ist es ruhig, zu ruhig für Alexander Bunge, der das 40-Betten-Hostel am 15. Januar 2009 eröffnet hat und so zuversichtlich auf die gerade begonnene Sommersaison gebaut hat. Am kommenden Wochenende, zum Weinfest, ist er ausgebucht "gewesen". Die Vermutung in der Nachbarschaft, dass es Brandstiftung gewesen sein könnte, lässt den sonst so ruhigen Wernigeröder richtig wütend werden: "Dann hat der Täter vorsätzlich Menschenleben riskiert."

Bislang wird noch nach der Brandursache geforscht. Die Polizei in Wernigerode sucht dringend Zeugen, die das Geschehen in der Nacht beobachtet haben und sachdienliche Hinweise geben können, Telefon: (0 39 43) 65 32 91