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Koch-Show Eine Frage des guten Geschmacks

Warum Hausmannskost schwieriger als Haute cuisine ist, verrät Robin Pietsch. Der Blankenburger stellt sich dem „Kampf der Köche“.

Von Sandra Reulecke 06.10.2016, 01:01

Wernigerode l Es liegt nicht allein an der Hitze des Herdes, dass Robin Pitsch ins Schwitzen kommt. Neue Rezepte probiert der Koch aus Blankenburg zwar gerne aus – für sich, ohne Zeitdruck und mit der Gelegenheit, immer wieder etwas zu ändern. Aber dass ihm bei der Zubereitungs- Premiere Kameras und Zuschauern beäugen und eine Jury das Gericht bewertet, lässt den Blutdruck des 28-Jährigen in die Höhe schnellen. Dieser Extremsituation setzt er sich freiwillig aus – und ist stolz darauf. Schließlich spielt er dadurch in einer Liga mit bekannten Küchengrößen wie Ralf Zacherl, Cornelia Poletto und Christian Lohse.

„Wir bilden ein Team – wir gegen die Laien“, berichtet Robin Pietsch und fasst damit kurz und knapp das Konzept der neuen Sat.1-Show „Kampf der Köche“ zusammen. Für vorerst zwei Staffeln ist der Blankenburger von dem Fernsehsender verpflichtet worden. „Das ist wie für einen Dortmund-Fan, der plötzlich mit den Spielern zusammen auf dem Platz stehen darf“, schwärmt Pietsch über die prominente Besetzung.

Und wie sind sie so, die bekannten Fernsehköche? „Wirklich nett und bodenständig. Es gibt untereinander keinen Konkurrenzkampf, alle sind kollegial. Schließlich verteidigen wir gemeinsam unsere Ehre als Profi-Köche.“

Drei von ihnen – darunter Sterneköche – stellen sich in jeder Folge der Konkurrenz eines passionierten Hobbykochs. Haben die Laien überhaupt eine Chance, die Sendung und damit bis zu 6000 Euro zu gewinnen? „Auf jeden Fall“, sagt Robin Pietsch. Denn: Die Hobbyköche kennen ihre Lieblingsrezepte in- und auswendig – die Profis erfahren sie erst kurz bevor es an den Herd geht. „Da spielt es keine Rolle, ob du einen Stern hast. Du musst schnell reagieren können und einen breiten Geschmack treffen“, sagt Pietsch.

Die Jury besteht nämlich nicht aus Leuten vom Fach, sondern aus dem Volk. „In der ersten Sendung wurde zum Beispiel bemängelt, mein Fisch sei nicht durch. Aber er war eigentlich genau richtig: in der Mitte noch glasig“, erläutert der Blankenburger. Moderator Alexander Hermann, ein Sternekoch, gab ihm Recht. Aber da der Geschmack der Jury entscheidet, hat Pietsch verloren. Dafür hat er eine Erkenntnis gewonnen. „Für die Sendung brate ich jetzt Fleisch und Fisch richtig durch. Das geht zwar gegen meine Koch-Ehre, aber wenn es bei den Leuten besser ankommt ...“

Grundsätzlich gäbe es kein Rezept, dass er sich nicht zutraut. „Irgendwas fällt einem immer ein. Dafür haben wir es ja gelernt.“ Robin Pietsch kann sogar auf zwei Ausbildungen bauen. „Schule war nicht so mein Ding“, gesteht er. „Aber in meiner ersten Ausbildung zum Konditor hat mich der Ehrgeitz gepackt.“ Er schloss so gut ab, dass er ein Stipendiat bekam.

Die Qualifikation zum Koch erhielt er anschließend quasi nebenbei. „Ich hatte mit meinem damaligen Chef einen Deal: Ich arbeite als Pâtissier und erhalte nebenher die Ausbildung.“ In der Folge arbeitete Pietsch unter anderem an der Seite von Rene Bobzin, dem ersten Sternekoch Sachen-Anhalts. Seinem Vorbild will der Blankenburger übrigens folgen: Sein großes Ziel ist es, selbst einen Stern zu erkochen.

Nach der fundierten Ausbildung und mit seinem Ergeiz hat er allerdings einen Schwachpunkt, der ihm beim „Kampf der Köche“ zum Verhängnis werden könnte: einfache Hausmannskost. „Bei Spaghetti mit Tomatensoße oder Michreis kann ein Profi nur verlieren. Wir versuchen, die Rezepte mit Gewürzen und Raffinessen aufzupeppen, aber die Leute wollen so etwas lieber essen, wenn es schmeckt, als hätte es Oma gekocht“, erläutert der 28-Jährige.

In seinem Restaurant „ZeitWerk“ in Wernigerode bieten er und sein Team alles andere als Hausmannskost. Serviert wird ein festes 14-Gänge-Menü, live in einer offenen Küche zubereitet, vorrangig aus Produkten der Region. Es gibt keine Speisekarte, man muss sich vorher anmelden und klingeln, um ins Lokal zu kommen. „Jeder Gang baut aufeinander auf, wie die Verse eines Gedichts“, erklärt der Besitzer. Ein Konzept, das nicht jedem gefällt. „Ich habe Stammgäste aus ganz Deutschland und der Schweiz – aber leider nur wenige aus Wernigerode und der Umgebung.“ Hier sei bodenständige Küche mehr gefragt als Ausgefallenes. „Ich weiß, dass ich es in der Großstadt sicher einfacher hätte“, gesteht er. Aber: „Der Harz hat es verdient, aus kulinarischer Sicht mehr Aufmerksamkeit zu erlangen.”

Das sei der Grund, warum er neben der Arbeit im Restaurant und als Kochlehrer in Fernsehsendungen auftritt. „Anfangs ging es mir nur darum, Werbung für meinen Laden zu machen. Mittlerweile habe ich aber richtig Spaß vor der Kamera und ich möchte gerne noch mehr erreichen.“ An Kamerateams, Maskenbildner samt Puderquaste und Scheinwerferlicht habe er sich gewöhnt. „Beim Kochen blende ich alles aus. Es geht dann nur noch um das Gericht.“

Er könne sich nicht vorstellen, dass das Interesse der Zuschauer an Koch-Formaten im TV so schnell abebbt – obwohl es derzeit so viele Sendungen gibt. „Essen interessiert jeden. Und jeder sieht gern, was in fremden Töpfen zubereitet wird“, sagt Robin Pietsch.

Der „Kampf der Köche“ läuft montags bis freitags um 19 Uhr in SAT.1.