Wahl Ex-Pirat Denis Mau will von Wernigerode aus den Landtag entern
Bei der Landtagswahl kämpfen am 6. Juni im Wahlkreis 16 (Wernigerode) acht Direktkandidaten um die Gunst der Wähler. Die Volksstimme stellt Kandidaten und ihre Ziele vor – heute: Denis Mau (Bündnis 90/ Die Grünen).
Wernigerode - Die Landtagskandidatur von Denis Mau dürfte so einige überrascht haben. Auch er selber hat wohl bis vor kurzem nicht davon zu träumen gewagt, am 6. Juni für Bündnis 90/ Die Grünen ins Rennen zu ziehen. „Man ist auf mich zugekommen. Meine Parteikollegen wollten den Jüngeren eine Chance geben“, sagt der 36-Jährige. Vor seiner Kandidatur habe er großen Respekt – und nicht nur davor. „Wenn ich bei der Wahl Erfolg habe, wird das eine große Herausforderung für mich. Politik mitzugestalten, ist etwas ganz anderes, als von außen zu beobachten. Ich nehme das nicht auf die leichte Schulter.“
Dabei ist der Wernigeröder zumindest aus lokalpolitischer Sicht kein unbeschriebenes Blatt. Fünf Jahre lang saß er für die Piraten im Stadtrat. Nach der Wahl 2019 war erst einmal Schluss. Vor einigen Wochen aber kehrte er als Nachrücker für die Fraktion von Bündnis 90 / Die Grünen in das Stadtparlament zurück.
Politik hat für Denis Mau schon von klein auf eine große Rolle gespielt. „Die Grundpfeiler dafür hat wahrscheinlich mein Opa gelegt“, erinnert er sich. Als Kind sei er oft zu Besuch bei seinen Großeltern gewesen. Im Fernsehen habe der Opa in den 1990ern gerne die Bundestagsdebatten verfolgt. „Und ich habe immer mitgeguckt.“ Natürlich habe er als Fünf- oder Sechsjähriger noch nicht die politischen Zusammenhänge verstanden. „Aber ich habe schon früh begriffen, dass Politik ein gesellschaftliches Thema ist, das uns alle betrifft.“ Es habe dann allerdings noch bis 2011 gedauert, bis er sich selbst eingebracht habe, sagt Mau schmunzelnd.
Einblick in die Kommunalpolitik
„Ich wollte mitentscheiden“, begründet der gelernte Schweißer, der in der Produktion eines Ilsenburger Automobilzulieferers arbeitet, sein politisches Interesse.
Die Piratenpartei sei für ihn eine Chance gewesen. „Da konnte man online mitbestimmen.“ Was ihm damals sehr recht wahr. „Ich war etwas schüchtern – und bin es eigentlich noch heute.“ Deshalb fand er die Vorstellung „grandios“, dass Menschen sich über das Internet zusammenfinden und gemeinsam politische Weichen stellen können.
Es sei unter anderem der Wunsch nach einer Direktdemokratie gewesen, der ihn und seine Mitstreiter von der Piratenpartei angetrieben habe. „Eine Demokratie, bei der alle Menschen politisch mitgenommen“ werden, sagt Mau. „Bei den Piraten waren wir alle Anfänger. Das hat mir gefallen. Alte Muster haben keine Rolle gespielt, wir waren offen für neue Ideen.“
Annäherung an die Grünen
Gleichzeitig habe er verschiedene Schulungsangebote genutzt, um einen Einblick in die Kommunalpolitik zu erhalten. „Als Wähler ist man doch bei Stadtratswahlen meist ahnungslos. Man kennt kaum jemanden und kreuzt irgendwo an“, sagt Mau.
2014 standen dann die nächsten Kommunalwahlen in Wernigerode an. „Ich habe zuerst gezögert, weil ich nicht so gern im Mittelpunkt stehe.“ Dann aber ging er als Spitzenkandidat für die Piraten ins Rennen und wurde prompt – und als einziger seiner Partei – gewählt. „Das lag bestimmt an meinem Listenplatz – und an den vielen Erstwählern“, sagt Mau bescheiden.
Zusammen mit den Bündnisgrünen bildete er in den nächsten fünf Jahren eine Fraktion. „Sie waren die einzigen, die bereit waren, mich aufzunehmen, ohne einen Mehrwert zu erwarten.“ Dafür sei er noch immer dankbar. Auch wenn er damals nicht wirklich auf einer Linie mit den Grünen war, wie er unumwunden zugibt. Zumindest auf bundespolitischer Ebene.
Das habe sich aber durch die gemeinsame Fraktionsarbeit geändert. „Ich habe mich sehr wohl gefühlt, habe ihre Veranstaltungen besucht, bin mit grünen Themen in Berührung gekommen.“
Klimapolitik vorantreiben
2019 sei er schließlich zu den Bündnisgrünen gewechselt. Ein Schritt, der Denis Mau nicht leichtgefallen ist. „Die Piraten – das war wie die allererste Beziehung. Ich habe viele tolle Menschen kennen gelernt, Freundschaften geschlossen, die bis heute bestehen.“ Warum dann der Wechsel? „Ich bin 2018 mit Freunden quer durch Deutschland nach Travemünde gewandert.“ Dabei sei ihm der „katastrophale Zustand der Natur“ deutlich bewusst geworden. „Die trockenen Wälder. Der Blick auf den Harz. Das waren Bilder und Erkenntnisse, die man als Stadtmensch in seinem Alltagsleben sonst nicht so erlebt.“
Auch mit dem Fahrrad sei er in seiner Freizeit viel unterwegs – nach seiner Deutschlandtour mit einem noch bewussteren Blick auf die Umwelt. „Es zeigt sich die Dringlichkeit und die Wichtigkeit, mit der wir Klimapolitik vorantreiben müssen.“ Wofür er sich künftig im Landtag einsetzen wolle – sollte er gewählt werden.
Dem Wahltag blickt Denis Mau deshalb mit Spannung entgegen. Auch wenn er am Sonntag, 6. Juni, Nachtschicht hat – wie er mit Blick in den Kalender feststellt.