musikveranstaltung Fast 2000 Besucher bei Festival „Rocken am Brocken“ mit Doppel-Testpflicht
Knapp 2000 Besucher haben bei „Rocken am Brocken“ in Elend gefeiert. Das Festival-Gelände betreten durfte nur, wer zwei negative Corona-Tests hatte.
Elend - Wo sind die glücklichsten Menschen im Harz zu finden? Die korrekte Antwort am Wochenende lautete: Auf dem Festivalgelände von „Rocken am Brocken“. Knapp 2000 Besucher haben in Elend unter dem Motto „Natur. Musik. Freundschaft“ gefeiert – nachdem 2020 das Festival nur online stattfand, mit umso mehr Enthusiasmus.
So wie Anja Kreißig aus Leipzig, die vor der Bühne Seifenblasen in die Menge pustete. „Ich bin so dankbar, dass wir wieder zusammen tanzen können“, sagte die Leipzigerin – mit der „tollen Gruppe“, die sie beim letzten Festival kennengelernt habe. „Wir freuen uns so, dass wir teilnehmen dürfen. Es ist ein tolles Gefühl, wieder unter Menschen zu sein“, so Annette Kassebeere, die Jörg Hartwick aus Salzgitter angereist ist. Er habe die Ankündigung zufällig entdeckt und gleich Tickets reserviert. „Dass es überhaupt stattfinden kann, ist toll.“
Spontan ist auch Lydia Löffler aus Duisburg angereist. Freunde hätten sie eingeladen mitzukommen, zwei Tage zuvor habe sie sich ein Ticket besorgt. „Es ist für mich das erste Festival nach eineinhalb Jahren. Mehr Feeling kann es nicht geben“, sagte die 27-Jährige. Zum ersten Mal dabei waren auch Thekla und Beeke aus Stade: Die „fantastische Atmosphäre“ habe beide begeistert, ebenso das familiäre Flair und der Umstand, dass man wieder frei zusammenkommen dürfe. Das hat auch Luca wieder nach Elend gebracht: Der Hildesheimer berichtete, dass er mehrere Jahre im Festivalteam mitgearbeitet habe und immer noch gerne privat dabei sei.
Langes Warten lohnt sich für Festival-Besucher
Besucher der ersten Stunde sind die Brüder Berthold und Martin Klapötke und Claas Schulze. Seit zwei Jahren begleitet sie Stefanie Reinhardt. „Es ist ein kleines, schönes Festival, mit kurzen Wegen und entspannten Leuten“, sagt die 37-jährige Wernigeröderin. Zwar habe man diesmal lange auf Nachricht warten müssen, ob es stattfinden kann, ergänzt Martin Klapötke – doch dass er und seine Freunde sich kurzfristig die Zeit für „Rocken am Brocken“ freischaufelten, sei keine Frage gewesen.
Dafür nähmen sie gerne die Testpflicht in Kauf. Jeder Besucher sollte mit einem tagesaktuellen, negativen Corona-Test anreisen, um dann am Einlass erneut getestet zu werden. „Wir wollen auf Nummer sicher gehen“, erläutert Cindy Görner vom Organisationsteam. Zwar musste man Wartezeiten in Kauf nehmen, doch die Besucher hätten dies ganz überwiegend mitgetragen.
Für die Künstler war das Festival nach der langen Corona-Pause offenbar ebenfalls etwas Besonderes. Zum Beispiel für Alice Merton: Ihr Auftritt bei „Rocken am Brocken“ sei, abgesehen von paar Wohnzimmerauftritten, ihr erster Gig seit eineinhalb Jahren gewesen, so die Sängerin und Songeschreiberin. Mit sehr tanzbaren Beats lieferte sie den Höhepunkt des Freitagabends – inklusive ihrer Hits „No Roots“ und „Serious“. Zuvor hatten unter anderem die Rogers für Stimmung gesorgt: Die Punkrock-Band aus Düsseldorf spielte frisch und mit viel Biss für die tanzende Menge.
Tanz in Gummistiefeln zu Elektrobeats
Bis 23 Uhr blieb es am Freitag regenfrei, dann gab es ein paar Schauer – passend waren viele in Regenjacken und Stiefeln unterwegs. Der Stimmung tat das keinen Abbruch: Selbst im Schlamm an der „Hexenhütte“ wurde zu Elektrobeats getanzt. Mit Flower Sticks, übersetzt Blumenstöcken, zog Nils Corell dort die Blicke auf sich. Der 26-Jährige aus Ostfriesland hatte in der Corona-Pause lange geübt, nun konnte er seine Jonglierkünste zeigen. „Die Stimmung hier ist besonders“, sagt er über das Festival – „offen, frei, ein wenig politisch, vor allem liebevoll“.
Eine Ahnung davon bekamen die Zuschauer an den Bildschirmen, die sich in die Live-Übertragung des Kultursenders Arte eingeschaltet hatten. Als Teil des „Zeitgleich“-Festivals wurden ausgewählte Konzerte von „Rocken am Brocken“ gefilmt, zum Beispiel der Gig der australischen Singer-Songwriterin Kat Frankie. Die Begeisterung der Menge etwa über den mitreißenden Auftritt der Punkrockband Montreal und über den erneuten Besuch des Schweizer Sängers Faber und seiner Band konnten sie aber nur erahnen.