Mundartgruppe um Ines Friedrich veröffentlicht vierten Tönträger mit 18 neuen Titeln Harzer Kramms mit neuer CD: Kinder finden Jodeln und Plattdeutsch wieder cool
"Da biste platt" heißt die neue CD der Mundartgruppe "Harzer Kramms". Die Lieder stammen aus der Feder von Chorleiterin Ines Friedrich. Sie spricht seit 13 Jahren Plattdeutsch und begeistert seitdem viele Kinder für den Dialekt, der durch ihre Arbeit weiterlebt.
Wernigerode l Plattdeutsch ist ein wichtiger Teil der Harzer Kultur. Verstehen oder gar sprechen können allerdings die wenigsten den Dialekt. Die 31 Kinder, die im Vokalensemble "Harzer Kramms" mitwirken, singen sogar auf Plattdeutsch - allerdings nicht über Tannen, Hexen und den Brocken - sondern über die Malediven, über afrikanische Tiere und schnelle Autos.
"Die Kinder finden die Sprache wieder cool, aber sie wünschen sich zeitgemäße Texte. Mit außergewöhnlichen Themen kann ich sie motivieren", sagt Chorleiterin Ines Friedrich. "Und weil es so gut wie keine Chorliteratur auf Plattdeutsch gibt, schreibe ich die Lieder einfach selbst", erklärt die Wernigeröderin, die sich ehrenamtlich der Brauchtumspflege verschrieben hat.
Zu hören sind 28 neue Titel aus der Feder von Ines Friedrich mit Texten von ihr, von Werner Haberland, Doris Wagner und Peter Pfoertner auf einer neuen CD der Sing-, Spiel- und Jodlergruppe, die jetzt erschienen ist.
Das 70 Minuten umfassende Folklorewerk unter dem Titel "Da biste platt" ist bereits der vierte Tonträger, den die Mundartfreunde veröffentlicht haben. "Nach einem halben Jahr intensiver Arbeit und einem dreitägigen Chorlager können alle Harzer Kramms den Lohn für die Mühen in den Händen halten", sagt Ines Friedrich stolz. An der Aufnahme haben auch die befreundeten Musiker Steffen Blauwitz an den Bongos und der Gitarre, Barbara Hofmann am Akkordeon und Peter Pfoertner an der Gitarre mitgewirkt.
Ines Friedrich selbst ist übrigens erst seit 13 Jahren "Plattspräker". Die ehemalige Kulturamtsleiterin Rita Ahrens hatte sie im Jahr 2000 gebeten, die Mundart im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme wieder aufleben zu lassen. Als Akkordeonspielerin war sie prädestiniert dafür - und sagte schließlich zu. "In Bayern oder an der Küste wird Plattdeutsch intensiver gepflegt und mehr gesprochen", sagt Ines Friedrich, die ein Faible für Sprachen hat.
Die 31 Kramms sind zwischen sieben und elf Jahre alt und besuchen Elbingeröder, Veckenstedter, Osterwiecker, Darlingeröder und Wernigeröder Grundschulen. In Arbeitsgemeinschaften bietet Ines Friedrich dort Plattdeutsch an. Auch Stimmbildung steht dabei auf dem Plan. Einmal pro Woche probt sie mit den Kindern in der Nationalparkverwaltung in Wernigerode das Repertoire. Bei ihren Auftritten präsentieren sich die Kramms in Harzer Trachten, lockern mit plattdeutschen Gedichten das Programm auf.
Üben können die Kinder in ihrer Freizeit meist nur mit den Großeltern. Ines Friedrich: "Die Eltern sind aber hellauf begeistert von ihren Kindern, weil sie selbst oftmals kein Platt mehr sprechen."