Hundesport Hasselfelder Fährtenhunde auf Weltmeister-Kurs
Warum Karl-Heinz Meier aus Hasselfelde mit seinen Fährtenhunden auf den globalen Leistungsvergleich hofft
Hasselfelde
„Sitz!“ Karl-Heinz Meier gibt das Kommando, und „Caruso vom Fuhrenblick“ gehorcht aufs Wort. Der sechs Jahre alte Rottweilerrüde ist der ganze Stolz des Hundetrainers aus Hasselfelde. Vor Kurzem hat sich der Fährtenhund für die höchste Wettbewerbsklasse qualifiziert. „Das ist noch nicht die Fahrkarte, aber das Sprungbrett zur Weltmeisterschaft“, sagt der 56-Jährige.
Mit „Aik vom Harzer Land“ schickt Meier zudem einen Routinier ins Rennen um die besten Plätze im Hundesport. Der zehn Jahre alte Rottweilerrüde aus eigener Zucht hat bereits zahlreiche Wettbewerbe absolviert und gute Platzierungen erreicht. In der Qualifikationsprüfung, die unlängst in Dessau stattgefunden hat, errang er den zweiten Platz – gleich hinter seinem jüngeren Teamkollegen, der auf zwei Fährten mit 96 und 97 von 100 möglichen Punkten erreichte, und vor zwölf weiteren Hunden aus Sachsen-Anhalt.
Seine beiden Schützlinge seien derzeit in Topform, sagt der Trainer. „Momentan gehören wir zu den besten.“ Das könnte auch am intensiven Training liegen. Die Corona-Pandemie hat die Hundeschule Oberharz, die Meier seit 2005 in Hasselfelde betreibt, größtenteils lahmgelegt. Welpengruppen, Einsteigerkurse, Grunderziehung, Funsport: All dies ist zur Zeit nicht möglich, sagt Meier. Allenfalls Einzelkurse dürfe er auf Abstand anbieten: „Das ist alles andere als effektiv und wirtschaftlich.“ Die angegliederte Hundepension ist derzeit ebenfalls geschlossen.
Zeit für die Wettbewerbsvorbeitung
Stattdessen kann sich Meier auf die Wettbewerbsvorbereitung für seine Leistungsrüden konzentrieren. „Derzeit haben wir viel Zeit, um mit unseren Hunden zu trainieren“, sagt der Hasselfelder. Kondition ist wichtig, die zum Beispiel auf einem speziellen Hundelaufband gefördert wird. „Das ist das Neueste aus der Sportmedizin“, so Meier. Ansonsten geht es zu Übungszwecken bei Wind und Wetter durch Wald, Flur und Wiese – mit Unterstützung der Jagdpächter und Landwirte. Die Hunde müssen Fährten auf verschiedenen Untergründen erkennen können und sich dabei nicht von der Spur abbringen lassen.
Denn die Anforderungen im Wettbewerb sind hoch. „Es müssen zwei Fährten an zwei aufeinanderfolgenden Tagen ausgearbeitet werden“ , erklärt Karl-Heinz Meier. Die Strecke, die der Hund schnüffelnd ablaufen muss, hat genauen Vorgaben zu entsprechen: Auf rund zwei Kilometern sind sieben Schenkel, fünf rechte Winkel, zwei Spitzen und ein Kreisbogen vorgesehen.
Drei Stunden lang muss die Duftspur liegen, die der Hund erschnüffeln und der er folgen soll. Eine halbe Stunde vorher wird eine Verleitungsspur gelegt – ein Irrweg, dem der Hund nicht auf den Leim gehen darf. „Er muss die Verleitungsspur anzeigen, aber ignorieren“, erläutert Meier.
Sieben Gegenstände finden
Sieben Gegenstände muss der Hund zudem entlang der Strecke ausfindig machen, jeder nur so groß wie ein Feuerzeug. Anzeigen muss er seine Funde, darf sie aber nicht berühren. „Das ist eine ganz schöne Meisterleistung“, sagt der Hundetrainer – vor allem angesichts der zahlreichen Ablenkungen, die am Wegesrand auftauchen können. Meier berichtet von Rehen und Hasen, die unvermittelt die Spur kreuzen, Fährten, die an einem Zwiebelfeld vorbeiführen, und Wettbewerben bei zweistelligen Minusgraden und einer 20 Zentimeter hohen Schneedecke. „Da habe ich mitunter Blut und Wasser geschwitzt“, so der Hasselfelder.
Doch seine Rottweilerrüden haben die Herausforderungen bisher meist sehr gut gemeistert, betont Meier. „Meine beiden Hunde machen das wahnsinnig gerne. Sonst wären sie nicht zu solchen Leistungen in der Lage.“ So wie ihre Vorgänger, mit denen der Hundetrainer regelmäßig seit 2003 zu Deutschen Meisterschaften fährt: „Gofy von Amtsbach“ zum Beispiel wurde 2006 und 2007 Deutscher Meister im Fährtenhundesport.
Während „Aik“ und „Caruso“ sich bei den Meisterschaften 2019 mit einem neunten und einem zehnten Platz sehr achtbar schlugen, sind die Wettbewerbe im vergangenen Jahr coronabedingt verschoben worden. Was in diesem Jahr stattfinden kann und was nicht, ist derzeit angesichts der Pandemie-Lage offen. „Wir sind aber guten Mutes“, so Karl-Heinz Meier.
Extremste Hygieneregeln
Er ist froh, dass zumindest die Qualifikationsprüfung in Dessau stattfinden konnte. „Es war eine Veranstaltung mit extremsten Hygieneregeln“, berichtet der Hasselfelder. Auf dem Platz war stets nur ein Team zugelassen, es gab weder Ausschank noch Verpflegung, Maske, Abstand und Schnelltests waren verpflichtend. „Für die Hunde war das manchmal ganz schön verwirrend, wenn der Punktrichter mit der Maske auftaucht“, sagt er.
Es könnte sein, dass seine Schützlinge damit bereits das Ticket für die Weltmeisterschaft gelöst haben. Normalerweise müssten sie bei den Meisterschaften des Allgemeinen Deutschen Rottweiler-Klubs (ADRK) und bei der Deutschen Meisterschaft des Verbands für das deutsche Hundewesens (VDH) vordere Plätze belegen. Weil wegen Corona viele Qualifikationen ausgefallen sind, wird aber nun diskutiert, ob die absolvierten Prüfungen unabhängig von den Meisterschaften als Zulassung für die höherrangigen Wettbewerbe gewertet werden. Für Karl-Heinz Meier wäre die WM nach vielen knapp verpassten Gelegenheiten eine Premiere. „Das ist mein großer Traum.“