Junge Mütter fordern Hortbetreuung für behinderte Kinder bis zum Schulende "Mit Zuschüssen ist uns nicht geholfen"
Eine Gruppe junger berufstätiger Mütter kämpft nun schon seit Jahren gegen eine Gesetzeslücke an. Die besorgten Eltern fordern für ihre behinderten Kinder eine Hortbetreuung über das 14. Lebensjahr hinaus.
Wernigerode l Bis zum Sommer vergangenen Jahres wurde Phillip im Hort der Wernigeröder Liv-Ullmann-Schule betreut. Nach dem Unterricht konnte er dort in seinem gewohnten Umfeld die Zeit überbrücken, bis ihn seine Mutter am späten Nachmittag abholte. Inzwischen ist er 14 Jahre alt. Ein Alter, in dem Mädchen und Jungen normalerweise ihre Nachmittage und Ferien durchaus selbst gestalten können. Deshalb ist in Sachsen-Anhalt die Hortbetreuung auch nur für Kinder bis zu 14 Jahren gesetzlich geregelt. Dummerweise auch für jene, die rund um die Uhr auf Hilfe angewiesen sind. So wie Phillip.
Diese Lücke im Gesetz bringt berufstätige Eltern von Kindern mit Behinderungen in arge Nöte. "Für gesunde Kinder mag das ja okay sein, aber doch nicht für Kinder, die dringend auf Förderung und Hilfe angewiesen sind", bringt Anke Oesterreich das Problem auf den Punkt. Und regelmäßig auf die Palme. Denn seit zwei Jahren versucht sie verzweifelt, bei Politikern, Ämtern und Behörden konkrete Hilfe zu bekommen. Vergebens. "Mehrere Rücksprachen mit dem Landesverwaltungsamt haben zu keiner Lösung geführt", bescheinigte ihr erst im August Kreis-Sozialdezernent Ulrich Senge. Auch er verwies auf die fehlende gesetzliche Grundlage. Seine Vorschläge, finanzielle Zuschüsse zu beantragen, bringen die Mutter einer 14-jährigen Tochter aber ebenso wenig weiter. "Damit ist uns nicht geholfen", sagt sie.
"Wir haben unsere Urlaube schon so gelegt, dass wir die Sommerferien irgendwie überbrücken. Mein Mann zwei Wochen, dann ich zwei Wochen, und an den anderen Tagen springen Freunde und Verwandte ein", ergänzt eine der betroffenen Mütter. Für ihren Sohn ist damit während der Schließzeit der Schule zwar immer eine Bezugsperson da. "Aber ein gemeinsamer Urlaub ist damit nicht drin." Von den Nachmittagen ganz zu schweigen. Sie schafft es gerade so, ihr Kind pünktlich um 16.30 Uhr von der Liv-Ullmann-Schule abzuholen.
Auch Kathrin Henke und Uta Giese mögen gar nicht daran denken, dass ihre Söhne Moritz und Louis nach der Schule bald nicht mehr betreut werden können. Sie sind zwar erst zwölf Jahre alt. Doch wenn in Sachsen-Anhalt die Betreuungssituation behinderter Förderschüler nicht geändert wird, haben die berufstätigen Mütter ein echtes Problem.
Sie hoffen nun, dass eine Petition an den Landtag, initiiert von der Selbsthilfegruppe "Kinderseelen" aus Sandersdorf und dem Verein "Lebens(t)raum" aus Halle, zum Erfolg führt. Um ihren Forderungen für eine nachschulische und Ferienbetreung behinderter Kinder ab 14 Jahren Nachdruck zu verleihen, haben sich die Wernigeröderinnen einer Unterschriftenaktion angeschlossen. Unterstützung erhoffen sie sich auch von anderen Eltern. Noch bis Freitag, 9. Dezember, können sie sich im Internet daran beteiligen.
Informationen zur Petition und der Unterschriftenaktion unter www.kinderseelen.org.