Schmalspurbahn Schnee-Schlacht auf dem Brocken
Auf dem Brocken in Sachsen-Anhalt ist eine Bahn im Schnee steckengeblieben. Die Räumung der Bahn gestaltet sich schwierig.
Schierke l Schnee-Schlacht auf dem Brockenplateau: Trotz stundenlangen Einsatzes von 15 Mitarbeitern der Harzer Schmalspurbahnen (HSB) stecken ein Waggon und eine Dampflok weiter in einer Schneewehe fest. Am Mittwoch gelang es, zwei Waggons mit Schaufeln und Muskelkraft sowie Schneefräse freizulegen und ins Tal zu bringen. Heute soll der Kampf gegen die Verwehungen fortgesetzt werden. Die Schneehöhe wuchs auf dem Brocken binnen weniger Stunden um 50 Zentimeter auf gut einen Meter. Der Orkan, der teilweise mit 120 Kilometern pro Stunde über das Plateau fegte, schob die Wehen stellenweise meterhoch zusammen.
Das wurde dem letzten Zug, der am Dienstagmittag die letzten Touristen vom Berg holen sollte, zum Verhängnis. Er fuhr bei der Bergfahrt quasi in Sichtweite des Brockenbahnhofs in eine Schneewehe. „Diese Stelle ist bei entsprechender Wetterlage teuflisch, weil der Schnee reingeweht wird und sich auftürmt", so HSB-Sprecher Dirk Bahnsen. „Die Kollegen vorn auf der Lok haben nur noch weiß gesehen und sind voll in die Schneewehe reingefahren." Am Ende hing selbst die 60 Tonnen schwere Dampflok fest.
Um die rund 60 Fahrgäste im Zug zu befreien, schickte die HSB eine weitere Lok rauf. Oben wechselten die Fahrgäste nach mehrstündigem Warten in den hinteren, freien Zugteil. Dieser wurde abgekoppelt und talwärts gebracht. Damit war aber nur die Hälfte der auf dem Berg festsitzenden Menschen gerettet. In der Gaststätte im Brockenbahnhof warteten noch 65 Menschen. Doch die eigentlich als sicherstes Verkehrsmittel auf dem Berg bekannte Brockenbahn kam nicht, weil der Zug seit Mittag feststeckte.
Obendrein gab es Irritationen, als kurz vor 17 Uhr der letzte Zug angekündigt wurde. Die Menschen strömten aus der Gaststätte, die wenig später schloss, und warteten in der HSB-Schalterhalle – vergeblich. Wer die fatale Durchsage initiiert hat, blieb gestern offen. Schließlich waren es zwei Betroffene, die gegen 17.50 Uhr den Notruf wählten und so eine spektakuläre Rettungsaktion in Gang setzten.
Als klar war, wie prekär oben auf dem Berg die Situation ist, zögerte Brockenwirt Daniel Steinhoff keine Sekunde. Er rief Fahrer zusammen und startete mit Allrad-Kleinbussen und unterstützt von der Schierker Feuerwehr hinauf, um alle Menschen zur evakuieren. Unten in Schierke kümmerten sich Feuerwehren um die Menschen, die das „Winter-Abenteuer" unverletzt überstanden.
Nachdem in der Nacht zum Mittwoch weiterer Neuschnee und Sturm in Orkanstärke die drei Waggons zugeweht hatten, startete gleich am Morgen die Bergungsaktion. Ob sie heute abgeschlossen werden kann, steht in den Sternen. Auch in den nächsten Tagen soll der Winter mit aller Härte toben.
Die HSB-Chefetage hat eine gründliche Manöverkritik angekündigt. „Wir müssen schauen, an welcher Stelle was hätte besser laufen können", so Bahnsen. Die Entscheidung, am Dienstagmittag noch mal hochzufahren, sei aber richtig gewesen. „Es ging ja auch darum, die Menschen runterzuholen. Die Wettersituation, wie sie sich oben dargestellt hat, haben wir so noch nie erlebt."
Entscheidend sei, dass alle Betroffenen unverletzt gerettet wurden – auch dank Brockenwirt Steinhoffs Hilfe. Wann der Zugbetrieb auf den Berg wieder aufgenommen werden könne, sei noch völlig offen.