Landtagswahl Wahlwernigeröderin Angela Gorr will erneut für die Harzer CDU in den Landtag ziehen
Bei der Landtagswahl kämpfen am 6. Juni im Wahlkreis 16 (Wernigerode) acht Direktkandidaten um die Gunst der Wähler. Die Volksstimme stellt Kandidaten und ihre Ziele vor – heute: Angela Gorr (CDU).
Wernigerode - Braunlage steht in der Geburtsurkunde von Angela Gorr als Geburtsort. Braunlage im Landkreis Blankenburg. Die territoriale Aufteilung galt bis 1972. Für die CDU-Politikerin aber bedeutet das viel mehr. „Es steht für meine Lebensgeschichte, für mich als Mensch.“ Denn obwohl in Braunlage geboren und Hannover aufgewachsen, stammt ihre Familie aus dem Osten. Und auf ihre Ostgene ist die 63-Jährige sehr stolz. Dass sie ihren Harzer Wahlkreis seit 15 Jahren im Landtag vertreten darf, sei ihr eine Ehre.
Für sie habe sich ein Kreis geschlossen, als sie 1992 nach Wernigerode zog. Die studierte Sprach- und Literaturwissenschaftlerin für Deutsch und Englisch fing kurz darauf bei der Kreisvolkshochschule in Halberstadt an. An Politik sei damals noch nicht zu denken gewesen. „Das hat sich so ergeben.“ Es seien verschiedene Missstände wie beispielsweise die damals schlechten Busverbindungen zwischen Halberstadt und Wernigerode oder die Umstrukturierungen der Volkshochschulen – auch wegen der Wende – gewesen, die sie umdenken ließen. „Es hat mich einiges gestört“, sagt sie. „Ich war auf dem Scheideweg: Entweder ich bleibe auf dem Sofa sitzen und ertrage es, oder ich versuche es zu ändern.“
Große Leidenschaft für Politik
Sie entschied sich für Zweiteres. Ein Schlüsselerlebnis sei für sie eine Fahrt in den Bundestag mit der damaligen CDU-Abgeordneten Monika Brudlewski gewesen. „In Bonn hat sich niemand für Sachsen-Anhalt interessiert. Die waren komplett ostfern. Das können wir uns doch nicht gefallen lassen, dachte ich damals.“
1999 kandidierte sie erstmals für den Wernigeröder Stadtrat – auf der Liste der CDU, aber noch parteilos. „Ich wurde damals nicht gewählt, saß dann aber als sachkundige Einwohnerin im Kulturausschuss. Und das mit großer Leidenschaft, wie sie sich erinnert. Ein Jahr später sei sie – als Parteilose – gebeten worden, die Leitung des CDU-Stadtverbandes zu übernehmen. „Das hat mich sehr verwundert.“ Eine Nacht habe sie darüber geschlafen und dann zugesagt. „So eine Chance bekommt man nur einmal im Leben.“ Sie trat in die CDU ein und ergriff ihre Chance. Später sei sie sowohl in den Wernigeröder Stadtrat als auch in den Kreistag gewählt worden – und dort ist sie seitdem durchgängig aktiv.
2006 dann zog Gorr auch in den Landtag ein. „Mein Vorgänger Reiner Schomburg hatte mich gefragt, ob ich ihm nachfolgen will“, erinnert sich Angela Gorr. Sie habe sich gute Chancen ausgerechnet, weil sie sich in Wernigerode und im Kreis inzwischen politisch einen Namen gemacht hatte. „Deshalb dachte ich, ich versuche es einfach mal.“ Mit Erfolg.
Faustdicke Überraschung bei Kandidatenkür
Zwei weitere Male konnte sie einen Sitz im Landesparlament erkämpfen. Aktuell ist Gorr Mitglied im Ausschuss für Bildung und Kultur sowie Inneres und Sport und zudem bildungspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion. Besonders wichtig seien ihr dabei die Verzahnung der Gesetzgebung in Magdeburg und die Auswirkungen vor Ort. „Ich bin der festen Überzeugung, dass wir uns auch mit den Konsequenzen unserer Entscheidungen für die Bürger befassen müssen. Wir müssen die Folgen aushalten können und auch dafür gerade stehen.“ Dank ihrer Arbeit in der Kommunal- und in der Landespolitik kenne sie beide Seiten.
Nach 15 Jahren in Magdeburg sollte in diesem Jahr aber eigentlich Schluss sein mit der Landespolitik. „Das hatte familiäre Gründe“, sagt Gorr. Doch es sollte alles ganz anders kommen. Am 7. Juli 2020 sorgte sie mit ihrer Kandidatur für eine faustdicke Überraschung. „Das war so nicht geplant“, sagt sie heute. Denn eigentlich stand ihr Parteikollege Frank Diesener schon in den Startlöchern. Man habe sie vor der Kandidatenkür gefragt. „Aus allen drei Wahlbezirken – Wernigerode, Oberharz und Harzgerode – wurde die Bitte an mich herangetragen, noch einmal zu kandidieren.“ Gründe waren laut Gorr vor allem die „politischen und und gesellschaftlichen Veränderungen durch die Corona-Krise“.
„Deshalb ist es dazu gekommen, dass ich die Bitte an dem Abend angenommen habe. Das war spontan. Wenn ich nicht gebeten worden wäre, wäre es nicht dazu gekommen.“ Das Wahlergebnis von 34 zu 16 Stimmen habe sie in ihrer Entscheidung bestätigt. „Man kann das Ganze natürlich unterschiedlich bewerten.“ Aber die Wogen innerhalb der CDU hätten sich längst geglättet. Sie genieße als Kandidatin uneingeschränkte Unterstützung.
Und welche Chancen rechnet sie sich diesmal aus? „Ich will natürlich gewinnen“, sagt Angela Gorr. „Meine Leidenschaft für Politik ist ungebrochen.“ Sollte dies nicht gelingen, sehe sie sich als Person nicht geschädigt. „Ich habe in den vergangenen Jahren schließlich gute Arbeit geleistet.“ Auch das zähle für sie. Einen Plan B brauche sie nicht. „Wenn ich nicht gewählt werde, ist für mich die Zeit für den Ruhestand gekommen. Und das wäre nicht das Schlimmste.“ Ihre bessere Hälfte, ihr Lebensgefährte Ulrich, würde sich auf jeden Fall freuen.