Baudenkmal Was wird aus dem Palmenhaus in Lustgarten Wernigerode?
Immer wieder gab es Hoffnung, dass das Palmenhaus in Wernigerode zu neuem Leben erweckt wird. Doch noch immer steht eine Ruine im Lustgarten.

Wernigerode - Unkraut und Disteln wuchern meterhoch. Aus einigen Perspektiven ist lediglich das löchrige Dach des maroden Gebäudes zu erkennen. Und auch auf diesem wachsen hier und da bereits Bäume. Romantiker erinnert das Palmenhaus im Wernigeröder Lustgarten an das Dornröschenschloss aus dem Märchenbuch. Für andere ist die Ruine ein Schandfleck an prominenter Stelle.
Einer, der längst verschwunden sein sollte. Bereits im Herbst 2018 sollten die ersten Sanierungsarbeiten an dem Einzeldenkmal beginnen. Zumindest war das die Hoffnung von Konstantin Jantschew, als er im Frühjahr des Jahres mit der Volksstimme sprach. Ein Jahr zuvor hatte der Geschäftsmann das historische Gebäude gekauft. Seine Vision: ein großzügiges Restaurant mit 150 bis 200 Sitzplätzen und Bar, hängenden Gärten, vorrangig Naturmaterialien für die Einrichtung verwendet.
Dacharbeiten im Februar
Doch statt Bauarbeiter machten sich seitdem wieder Pflanzen um, im und auf dem Gebäude zu schaffen. Also sind alle Sanierungspläne dahin? „Nein“, betont Jantschew auf Volksstimme-Nachfrage. Erst in dieser Woche habe er Fördergeldanträge für das Palmenhaus ausgefüllt. Anfang Februar, so sagt der 40-Jährige, sollen die ersten Arbeiten starten. „Als Erstes kommt das Dach dran“, erläutert er.
Es habe mehrere Gründe gegeben, die seine Pläne verzögerten, einer davon Corona. Aufgrund der Pandemie sei er rund eineinhalb Jahren nicht mehr in Deutschland gewesen. Aufgewachsen ist der gebürtige Bulgare in Halberstadt, lebt aber mittlerweile in Sofia, der Hauptstadt Bulgariens.
Kontakte mit Robin Pietsch
Hauptgrund dafür, dass das Palmenhaus noch immer dem Dornröschenschlaf überlassen ist, sei jedoch ein anderer. „Ich habe zweimal die Partner gewechselt“, informiert der Unternehmer. Zunächst habe er das Projekt mit einem bulgarischen Kompagnon geplant, später mit einem hiesigen Akteur – mit Sternekoch Robin Pietsch. „Das hat sich beides zerschlagen“, so Jantschew.
Pietsch bestätigt gegenüber der Volksstimme, er habe „tatsächlich großes Interesse, dem Palmenhaus endlich neues Leben einzuhauchen und mit dem ,Zeitwerk’ dort einzuziehen“ gehabt. Auf Details zum Projekt, dessen Modalitäten und den Gründen, warum daraus nichts wird, wollen beide Männer nicht öffentlich eingehen.
Da er nun ohne Partner mit Gastronomie-Erfahrung dem Palmenhaus neues Leben einhauchen wolle, habe er das Konzept verändert, berichtet Konstantin Jantschew. „Geplant ist nun ein Café mit einem Abenteuerspielplatz.“ Dafür soll sowohl der Innen- als auch der Außenbereich des geschichtsträchtigen Gebäudes genutzt werden. Er wolle sich die Option offen halten, nach und nach mit erfahrenem Personal das Angebot zu einem Restaurant zu erweitern.
1,5 Millionen Euro Kosten
Weiterhin sei es ihm wichtig, Naturmaterialien zu verbauen und viele Pflanzen zu integrieren. „Das Palmenhaus soll wieder das werden, was es einmal war“, betont der Käufer. Er rechne mit rund 1,5 Millionen Euro Kosten für die Sanierung des Hauses, dessen „Außenbereich unter Denkmalschutz steht“.
Nach Volksstimme-Informationen hat Jantschew das Areal für einen sechsstelligen Betrag von der Palmenhaus Wernigerode GmbH erworben. Dieser gehörte das historische Gebäude rund zehn Jahre lang und sie hatte unterschiedliche Nutzungsideen, von Gastronomie bis Callcenter, zuletzt Wohnraum. 2018 teilte der Vorbesitzer auf Volksstimme-Nachfrage mit: „Wir hätten gerne ein Konzept für Eigentumswohnungen umgesetzt, aber das war aus denkmalpflegerischen Gründen nicht möglich.“ Damals hieß es zudem, man setze Vertrauen in Jantschew, er sei eine „langfristig sichere Bank“, was Investitionen angehe.
Einziger Interessent war der Bulgare jedoch nicht. 2016 eröffnete ein junger Mann, der nicht mehr öffentlich in Erscheinung treten möchte, ein Café vor dem Palmenhaus. Sein Konzept mit selbstgezimmerten Sitzmöbeln, Hängematten und umgebauten Containern für Kiosk und Toiletten kam bei den Wernigerödern gut an. Auch der Existenzgründer hätte sich vorstellen können, das Palmenhaus mittelfristig zu kaufen und zu sanieren. Den Zuschlag aber erhielt letztlich Konstantin Jantschew.

