Schokoladenfabrik Mit Video: Schokolade für Weihnachtsmann und Co. - Hier im Harz ist schon Weihnachten
Hier ist schon Weihnachten: Bei Wergona in Wernigerode werden mitten im Sommer Süßigkeiten für die Adventszeit produziert. Welche schmecken den Kunden am besten?
Wernigerode - Ist denn schon Weihnachten? Adventskalender in Hülle und Fülle. Schoko-Nikoläuse am laufenden Band. Eierlikörfässchen und Nougatzapfen werden im Akkord gefüllt. Bei Wergona, einer Schokoladenfabrik am Stadtrand von Wernigerode, herrscht Hochbetrieb für die Adventszeit – und das mitten im Sommer.
„In der Regel werden bei uns die Weihnachtsprodukte von zirka Mai bis Oktober und Osterprodukte von November bis Februar/März hergestellt“, informiert Dieter Schäfer. Er ist der Unternehmenssprecher der Rübezahl-Riegelein-Gruppe, zu der Wergona gehört. Die heiße Phase beginnt jetzt, ergänzt Werksleiter Ralf Schlusnus. „Wir starten bald das Vier-Schichtsystem.“ Dann werde rund um die Uhr an jedem Tag der Woche produziert. Bis zu 450 Mitarbeiter – darunter viele Saisonkräfte – sind in der Hochsaison im Einsatz.
Im Video: Schokolade für Weihnachten: Bei Wergona in Wernigerode hat die Adventszeit schon begonnen
Naschen gehört zum Job
Ein Job mit Vorzügen. „Sie dürfen und sollen sogar nebenher naschen“, verrät Schlusnus. Der Hannoveraner selbst koste bis zu 200 Gramm am Tag. „Ich liebe Schokolade und kann einfach nicht vorbeigehen“, gesteht er und lacht. Der 59-Jährige bevorzugt Vollmilchschokolade. Die Nascherei sei aber mehr als Genuss – sie diene der Qualitätskontrolle. „So bekommen die Mitarbeiter ein Gespür für das Produkt und bemerken Abweichungen in den Produktionsprozessen.“
Wer jetzt denkt, bei Wergona gehe es ähnlich zu wie bei „Charlie und die Schokoladenfabrik“, dem 1964 erschienenen Kinderbuch von Roald Dahl, der irrt. Der Gang in den Produktionsbereich hat mehr mit dem Betreten eines Operationssaals gemein: Hygiene-Belehrung und -Vorschriften. Schmuck und Nagellack sind tabu. Für Haare und Bart sind Hauben Pflicht, ebenso das Tragen von Schutzkleidung. „Wir arbeiten hier mit sensiblen Lebensmitteln, da müssen die Hygienemaßnahmen streng genommen werden“, betont der Werkschef.
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Eine Milliarde Naschereien für die Festtage
Doch der Geruch des Desinfektionsmittels an seinen Händen wird schnell überdeckt – der süße Duft von Schokolade ist allgegenwärtig. Angesichts der Massen, die hier hergestellt werden, kein Wunder: „Insgesamt produziert Wergona-Schokolade jedes Jahr rund 19.000 Tonnen Weihnachtsprodukte“, teilt Dieter Schäfer mit. „Wenn man das in einzelne Stücke umrechnen würde, kann man von einer Menge von rund einer Milliarde Kleinteilen ausgehen.“
Allein 25 Millionen Schokoladen-Weihnachtsmänner laufen pro Saison von den unzähligen Bändern. Noch sind sie nicht im Handel zu haben – an die Supermarkt-Ketten werde erst in ein paar Wochen geliefert.
Die Schokoladenmasse für Weihnachtsmann und Co. werde im Wernigeröder Werk selbst hergestellt. „Unser Kakao – beziehungsweise die von uns verwendete Kakaomasse - stammt hauptsächlich aus Afrika, von der Elfenbeinküste und aus Ghana“, informiert Dieter Schäfer. „Mittlerweile verwenden wir fast zu 100 Prozent nachhaltigen Kakao.“
Schokoladenproduktion auf 48.000 Quadratmetern
Der Zucker stamme dagegen aus der EU, das Milchpulver aus Deutschland und Österreich. Welche Mengen im Einzelnen benötigt werden, bleibe aus Wettbewerbsgründen geheim. Nur so viel: Die großen Silos, die von der Straße aus am Werk zu sehen sind, werden bis zu drei Mal am Tag mit Zucker aufgefüllt, verrät Ralf Schlusnus, der seit Juli für Wergona tätig ist.
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Seit der Gründung im Jahr 2002 setzt das Unternehmen die lange Schokoladentradition in der Stadt Wernigerode fort. Das Werk am heutigen Standort – in Sichtweite zur Hasseröder Brauerei – wurde 2004 errichtet und hat eine Fläche von rund 48.000 Quadratmetern.
Neben der Schokoladenherstellung findet hier auch die Schokoladenfertigung statt, berichtet Ralf Schlusnus. In diesem Produktionsbereich entstehen zum Beispiel die Nougatzapfen. Der Prozess läuft fast vollständig automatisiert ab – vom Füllen der Formen mit flüssiger Schokolade über das Schleudern zum gleichmäßigen Verteilen der Masse bis hin zum Einwickeln der fertigen Süßigkeit in glänzende Folie. In einem anderen Bereich der Hallen werden zudem Zuckerwaren wie Geleebananen und Fondant-Produkte, zum Beispiel Minztaler, hergestellt.
Export in mehr als 50 Länder
All diese Süßigkeiten lassen sich längst nicht nur Naschkatzen in Deutschland schmecken. Wie Dieter Schäfer berichtet, hat die Rübezahl-Riegelein-Gruppe eine Exportquote von rund 40 Prozent. Die Naschereien werden in rund 50 Länder verschickt, darunter Australien, Kanada, USA, Südafrika und „vor allen Dingen nach ganz Europa“.
Die Bestseller sind laut Unternehmenssprecher in der Weihnachtssaison unter anderem die gefüllten Artikel wie die Eierlikörfässchen und die Adventskalender, aber auch die Fondant- und Geleeartikel. „Die klassischen Produkte wie Minztaler sind nach wie vor die beliebtesten“, sagt Ralf Schlusnus. Sie seien für viele Konsumenten so etwas wie Kindheitserinnerungen zum Naschen.
Neuer Geschmack für Schoko-Weihnachtsmänner
Was nicht bedeute, dass nicht auch immer wieder neue Kreationen entwickelt werden. Und welche sind das? „Der Trend geht zu Produkten mit zusätzlichen Ingredienzen, zum Beispiel Weihnachtsmänner mit Karamellstückchen, Spekulatius oder Schokolinsen“, erläutert Dieter Schäfer.
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Während es an neuen Ideen also nicht mangele, hat das Unternehmen Probleme in einem ganz anderen Bereich: „Wir suchen händeringend nach qualifiziertem Fachpersonal“, sagt Dieter Schäfer.
Ebenso seien Saisonkräfte und Lehrlinge gefragt, ergänzt Ralf Schlusnus. Er selbst habe sein gesamtes Berufsleben in der Schokoladen-Industrie verbracht und das nie bereut. „Darum freue ich mich sehr, dass gerade sechs Auszubildende bei uns angefangen haben“, die in seine Fußstapfen treten wollen.