Zeichen des Mitgefühls und der Solidarität Nach Anschlag in Magdeburg: Weihnachtsmärkte im Harzkreis geschlossen
Der Anschlag, der auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt mehrere Todesopfer und Verletzte forderte, hat auch auf den Harzkreis Auswirkungen. Die ersten Organisatoren haben entschieden, ihre Veranstaltungen zu beenden oder abzusagen.

Harzkreis. - Mehrere Weihnachtsmärkte im Landkreis werden frühzeitig geschlossen, Adventsaktionen werden abgesagt. Damit reagieren die jeweiligen Organisatoren auf den Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt am Freitagabend, 20. Dezember. Nach aktuellen Informationen der Behörden sind dabei fünf Menschen ums Leben gekommen, mehr als 200 wurden zum Teil schwer verletzt.
Zu den ersten Harz-Städten, die sich melden, gehört Quedlinburg: „Aus Solidarität mit den Opfern und zur Sicherheit aller Beteiligten hat der Veranstaltungsstab entschlossen, den Quedlinburger Weihnachtsmarkt Samstag nicht wieder zu öffnen“, heißt es aus der Welterbestadt. Die Besucher werden um Verständnis gebeten, dass nicht einfach zum normalen Tagesgeschäft übergegangen werden könne.
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Aus diesem Grund wurde entschieden, in Ballenstedt die Aktion "Lebendiger Adventskalender" frühzeitig zu beenden und den kleinen Adventszauber in Dankerode, der für Samstag geplant war, abzusagen.
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Auch die Stadt Wernigerode hat gemeinsam mit der Wernigerode Tourismus GmbH (WTG) beschlossen, die letzten beiden Öffnungstage des Weihnachtsmarktes abzusagen. "Mit diesem Schritt möchten wir ein klares Zeichen der Anteilnahme und des Mitgefühls für die Opfer und deren Angehörige setzen. Die Absage erfolgt ausdrücklich aus Pietätsgründen und in Gedenken an die Menschen, die durch diese tragische Tat ihr Leben verloren haben oder verletzt wurden", betont Tourismuschef Andreas Meling.
Oberbürgermeister Tobias Kascha (SPD) ergänzt am Samstagmorgen: „Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Familien, die durch diese sinnlose Gewalt unermessliches Leid erfahren haben. Heute und morgen gehört unser Mitgefühl und unsere Anteilnahme ganz ihnen." Für das Wochenende ordnete er Trauerbeflaggung am Rathaus an.
"Gleichzeitig müssen wir deutlich machen: Wir lassen uns nicht verbieten, wie wir in unserem Land leben wollen. Gemeinschaft, Freiheit und Zusammenhalt sind die Werte, die uns tragen und die wir verteidigen werden“, so Kascha. Aus diesem Grund werde ab Montag, 23. Dezember, der Wernigeröder Wintermarkt an der Blumenuhr sowie rund um die Lichterkirche wie geplant stattfinden.
Aktuell werde abgestimmt, wie das Sicherheitskonzept für die Veranstaltung verstärkt werden könne.
Weihnachtsmarkt Thale wird nach Anschlag in Magdeburg beendet
In der Harzer Kreisstadt bleiben die Verkaufsstände ebenso zu, die Karussells ausgeschaltet. "In enger Abstimmung mit der Stadt Halberstadt haben wir uns dazu entschlossen, den Halberstädter Weihnachtsmarkt am Samstag und Sonntag zu schließen", teilt Organisator Jens Ganso mit. Die Sicherheit der Bürger und Besucher habe Priorität. "Wir sind mit unseren Gedanken bei den Opfern und den Angehörigen des furchtbaren Anschlags."
Abgesagt wird auch der für den 22. Dezember geplante verkaufsoffene Sonntag in den Halberstädter Rathauspassagen wurde gecancelt, teilt die Stadtverwaltung mit. "Um den Geschehnissen Rechnung zu tragen und den Fokus auf das Wesentliche zu lenken" habe man sich zu diesem Schritt entschieden.
Nach Weihnachten, vom 27. bis zum 29. Dezember, werden die Weihnachtsmarktbuden auf dem Fischmarkt aber wieder öffnen. "Die schreckliche Tat von Magdeburg hat uns zutiefst bewegt. Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Familien, die unermessliches Leid erfahren mussten", so Oberbürgermeister Daniel Szarata. "Gleichzeitig dürfen wir nicht zulassen, dass Angst unsere Gesellschaft spaltet. Halberstadt steht für Gemeinschaft, Freiheit und Zuversicht. Mit der Wiedereröffnung des Weihnachtsmarktes möchten wir zeigen: Unsere Werte tragen uns, und wir werden sie bewahren", betont der Christdemokrat. "Wir verzichten dann auf Musik und verstärken unser Sicherheitskonzept noch einmal", ergänzt Ganso.
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Auch der Weihnachtsmarkt in Thale wird abgebrochen, teilt die Stadtverwaltung mit. Der Weihnachtsmarkt war am Freitag gestartet und sollte bis Sonntag gehen. "Die Stadt Thale spricht an dieser Stelle ihr Beileid und Mitgefühl aus und ist in Gedanken bei den Opfern und Angehörigen des furchtbaren Anschlags in der Landeshauptstadt", heißt es noch in den Abendstunden auf Facebook von der Verwaltung.
Harzklinikum bereitet sich auf Aufnahme von Verletzten aus Magdeburg vor
Zeitgleich bereitete sich am Harzklinikum in Quedlinburg die Notaufnahme darauf vor, Verletzte aus Magdeburg aufnehmen zu können. "Es wurden unter anderem zwei Intensivplätze (ITS) mit Beatmungsmöglichkeiten bereitgestellt", informiert Klinik-Sprecher Konstantin Korosides-Kreissig. Bei solchen Ereignissen werde mit schweren Verletzungen des muskuloskelettalen Systems, also von Knochen, Gelenken und Muskeln, sowie des Brustkorbs, des Kopfes und des Bauchraumes gerechnet. Das erfordere eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit.
Um Kapazitäten für die möglichen Notfälle am Quedlinburger Standort freizuhalten, wurden Patienten mit klassischen internistischen Krankheitsbildern, wozu häufig Herz-Kreislauf- oder Atemwegserkrankungen gehören, nach Wernigerode verlegt.
Bis zum Samstag, 21. Dezember, 9 Uhr, war es nicht notwendig, Verletzte aus Magdeburg nach Quedlinburg zu verlegen. Das Klinikum bleibe aber vorbereitet, die Lage werde kontinuierlich überwacht, da es ist nicht auszuschließen sei, dass sich dies noch ändern könnte.
Hilfe für Betroffene im Landkreis Harz
Für Betroffene des Anschlags in Magdeburg richtet das Kriseninterventionsteam beziehungsweise die Notfallseelsorge Betreuungsangebote im Harz ein. Diese finden jeweils am 22. und 23. Dezember zwischen 14.30 und 18.30 Uhr statt.
Anlaufstelle in Halberstadt ist die Bahnhofsmission, die telefonisch unter 0176/49772587 erreichbar ist. In Wernigerode steht ein Team im DLRG-Gebäude, Otto-von-Guericke-Straße 17, bereit. In Quedlinburg können sich Betroffene im Gemeindehaus, Karl-Ritter-Straße 16, melden, Telefon: 0175/5189288.