Tourismus Wie der Tourismusbetrieb in Oberharz am Brocken durch das Corona-Jahr gekommen ist
Mit einem blauen Auge ist der Tourismusbetrieb der Stadt Oberharz am Brocken bisher durch die Corona-Krise gekommen. Zu danken ist dies dem großen Andrang im vergangenen Sommer. Mit Investitionen hält man sich aber vorerst zurück.
Rübeland. Es hätte schlimmer kommen können, doch rosig ist die Lage bei weitem nicht: Das ist die Botschaft, die Thomas Schult und Markus Mende in den vergangenen Wochen in die Ortschaftsräte und jüngst in den Betriebsausschuss getragen haben. Der Tourismusbetrieb der Stadt Oberharz am Brocken hat in der Corona-Krise Federn gelassen, sagen die beiden Chefs – wie alle Anbieter, die mit dem Fremdenverkehr ihr Geld verdienen.
Denn der Eigenbetrieb ist nicht nur Dienstleister für Gäste und Gastgeber, sondern verdient unter anderem mit der Bewirtschaftung der Rübeländer Tropfsteinhöhlen sein Geld. Das coronabedingte Herunterfahren des Tourismus hat im vergangenen wie auch in diesem Jahr die Einnahmen auf Null sinken lassen, berichtet Thomas Schult.
Sechs Monate sei man lahmgelegt worden, die 23 Mitarbeiter seien in jeweils unterschiedlichem Maße in Kurzarbeit gegangen. Man sei froh, dass man mit diesem Unterstützungsinstrument die Zeit überbrücken könne – denn andere Hilfen würden kommunalen Unternehmen verwehrt, obwohl sie wie andere wirtschaften und Steuern zahlten, so Mende.
Sorge um Lasten für die Kommunen
Lediglich die November- und Dezemberhilfen habe man beantragen können, was bei 75 Prozent Umsatzerstattung in traditionell eher schwachen Monaten zwar helfe, aber wie ein Tropfen auf dem heißen Stein wirke. Auf die Kommunen komme in den Folgejahren womöglich einiges zu, sagt Thomas Schult mit Blick auf coronabedingte Defizite von Eigenbetrieben. „Da muss man fragen, ob die Verantwortlichen nicht unterschätzen, welche gewaltige Last auf die Kommunen zukommt, wenn sie das ausgleichen müssen.“
Für den Oberharzer Tourismusbetrieb können die Leiter aber vorerst Entwarnung geben. Man habe zwar gelitten, überziehe jedoch nicht den Rahmen und stehe besser da als erwartet. „Das ist ein blaues Auge, aber wir werden aller Voraussicht nach mit dem Jahresergebnis 2020 nicht den städtischen Haushalt belasten“, so Markus Mende.
Dabei zeigten die Zahlen, was die Corona-Krise den Tourismus gekostet habe. In den Rübeländer Tropfsteinhöhlen sind im vergangenen Jahr durch die pandemie-bedingten Schließungen 30 Prozent weniger Höhlenbesucher begrüßt worden. 18 Prozent betrage der Rückgang bei den Übernachtungen, 28 Prozent bei den Anreisen. „Wir liegen dabei aber immer noch über dem Landesdurchschnitt“, betont Mende.
Auf dem Stand von vor fünf Jahren
Doch im Vergleich mit den Vorjahren, die eine steile Aufwärtsentwicklung zeigten, habe man eingebüßt. „Die Corona-Krise hat uns touristisch auf den Stand von vor fünf Jahre zurückgeworfen“, so Thomas Schult.
Dabei sei das Interesse an Reisen in den Harz groß wie nie, wenn sie denn möglich seien. „In den sechs Monaten, in denen etwas möglich war, hat es überall gebrannt“, so Schult. Das habe sich auch am großen Andrang in der Hermannshöhle gezeigt, die 2020 geöffnet war. „Wir haben im September mehr Besucher gehabt als zuvor in beiden Höhlen zusammen“, sagte der Betriebsleiter.
Er und sein Kollege Markus Mende sind froh, dass sie die Höhlen, die als museale Einrichtung eingestuft wurden, wieder öffnen konnten. Zum einen aus finanziellen Gründen: „Wir sind angewiesen auf jeden Euro, den wir einnehmen“, so Mende. Wichtiger sei aber noch das Zeichen, dass man in die Region aussenden wollt, so Thomas Schult.
Klar ist aber, dass der Tourismusbetrieb in der derzeitigen Situation das Geld zusammenhalten müsse. Die lang geplante Erneuerung der Beleuchtung in der Baumannshöhle sei das einzige größere Vorhaben, das im vergangenen Jahr umgesetzt wurde. Angesichts der Überschüsse, die 2019 erzielt worden waren, hatte man Projekte in den Ortsteilen geplant, wie die Erneuerung der Treppe im Hasselfelder Kurpark. Weitere Vorhaben sind aber vorerst auf Eis gelegt. „Wenn die Einnahmesituation verstärktes Engagement zulässt, werden wir diese wieder aufnehmen“, so Schult.