Krieg in der Ukraine Wie Ilsenburg seine Partnerstadt in der Ukraine unterstützt
In Ilsenburg sollten Spenden für die ukrainische Partnerstadt Kremenez verladen werden. Doch dann gab es ein kleines, aber entscheidendes Problem.
Ilsenburg - Wochenlang war alles vorbereitet worden. Am Ende mussten sich die Beteiligten mit einem halben Erfolg zufriedengeben. Die Stadt Ilsenburg beteiligt sich mit einem Projekt an der Umstrukturierung der Verwaltungsarbeit in ihrer Partnerstadt Kremenez. „Dank der finanziellen Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit können wir weitere Generatoren und Baumaschinen auf den Weg schicken“, sagte Ilsenburgs Bürgermeister Denis Loeffke (CDU), als die Verladearbeiten auf dem Parkplatz der Harzlandhalle starteten.
Um die schweren Maschinen und Geräte zu verladen, wollten Paul Eggert und einige seiner Mitarbeiter mit ihrer Technik die Aktion unterstützen. Doch die Helfer stießen auf unerwartete Hindernisse.
Im Vorfeld des Transports waren Abmaße und Fotos von jeder zu liefernden Maschine nach Kremenez geschickt worden. „Um alles Weitere wollten sich die Ukrainer kümmern“, sagte Steffen Waack aus der Ilsenburger Verwaltung.
Winter dank gespendeter Generatoren überstanden
Am Ende stand alles pünktlich auf dem Parkplatz. Die zu liefernden Lkw und Kleintransporter hatten ihre Überführungskennzeichen, das Material stand gut verpackt bereit und hätte nur noch aufgeladen werden müssen – wenn da nicht ein Bobcat gewesen wäre. Der sollte auf einem von den Kremenezern gecharterten Lkw auch seinen Platz finden.
Doch in Ilsenburg stellte sich heraus, dass sich auf dem Lkw bereits Ladung befand. Diese nahm so viel Platz ein, dass es für den Bobcat eng zu werden drohte. Deshalb wurde gemessen, nochmal gemessen, wurde die mitgebrachte Ladung zum Teil abgeladen, nochmal gemessen – und am Ende fehlten etwa drei Zentimeter.
Bobcat bleibt im Harz
Nach zwei Stunden setzte der Charter-Lkw seine Fahrt ohne den Bobcat fort. Ilsenburger und Kremenzer Freunde beluden die vorhandenen Fahrzeuge mit Dieselgeneratoren, in Ilsenburg ausgemusterter Feuerwehrtechnik und einigen privaten Spenden. Dies war dann in nicht einmal einer Stunde geschafft, der Tross setzte sich in Richtung Ukraine in Bewegung – ohne den Bobcat.
Während der Verladearbeiten nutzte Andrej Smaljuk die Gelegenheit, um sich für die Hilfe zu bedanken, die seiner Stadt kurz nach dem Ausbruch des Krieges zuteil wurde. „Wir hatten damals Tausende Binnenflüchtlinge, und mit den Hilfsgütern aus Ilsenburg war es uns möglich, diese so gut es ging, zu versorgen“, berichtete der Kremenezer Bürgermeister.
Er erzählte auch, was mit den vier großen Dieselgeneratoren geschehen ist, die bereits vor etwa einem dreiviertel Jahr über Ilsenburg nach Kremenez gebracht wurden. „Zwei der Generatoren haben wir in unserem Klärwerk, den dritten im Wasserwerk und der vierte beheizte eine Schule im ländlichen Raum.“ Das alles habe dazu beigetragen, die Stadt halbwegs gut durch den vergangenen Winter zu bringen.
Krieg ist allgegenwärtig
Die aktuellen Hilfslieferung werde durch ein Projekt möglich, mit dem Bevölkerungsschutz in kommunalen Partnerschaften unterstützt werde, erklärte Ilsenburgs Bürgermeister Denis Loeffke. „Die Hilfe setzt Städtepartnerschaften voraus, und so geht über die Stadt Ilsenburg die Hilfe nach Kremenez.“
Dass der Krieg für die ukrainischen Freunde dennoch allgegenwärtig ist, wurde beim Besuch besonders deutlich. So sahen die Ilsenburger erstmals auf den Handys ihrer Kremenzer Gäste Bilder eines brennenden Treibstofflagers, das erst in dieser Woche von russischen Raketen zerstört wurde. Das Lager sei nur sehr wenige Kilometer vom Kremenezer Stadtkern entfernt gewesen, so die Besucher aus der Ukraine. Und es habe am Freitag immer noch gebrannt.
Hoffnung auf Zukunft für beiderseitige Pläne
Vor der Rückfahrt versprachen sich beide Bürgermeister, die Partnerschaft weiter zu pflegen. Andrej Smaljuk und Denis Loeffke hoffen, das die vor Kriegsausbruch geschmiedeten Pläne zum Schüleraustausch und weiteren gegenseitigen Besuchen bald in die Tat umgesetzt werden können.