Ehemalige Hotel-Ausbildungsstätte "Haus Blume" wird für rund 500000 Euro umgebaut Wohnen, wo früher Herdplatten glühten
Das geschichtsträchtige "Haus Blume" an der Wernigeröder Salzbergstraße wird umfassend saniert. Bald sollen elf Wohnungen in der ehemaligen Ausbildungsstätte bezogen werden.
Wernigerode l Hundert Jahre Pension und Hotel-Ausbildungsstätte - wenn die Wände im "Haus Blume" sprechen könnten, sie hätten viel zu erzählen. Jetzt wird das Gebäude in der Wernigeröder Salzbergstraße (wieder) umgebaut. Rund 500000 Euro investiert der Bauherr in das Fachwerkhaus, das er im vergangenen Jahr von der Oskar Kämmer Schule gekauft hatte. Elf Wohnungen auf drei Etagen sollen entstehen, zwei davon sind bereits vermietet und bezugsfertig. Die erste Mieterin bezog bereits in diesen Tagen ihre neue Wohnung.
Der Investor, der namentlich ungenannt bleiben möchte, schwärmt von dem Haus und der "einzigartigen, ruhigen Lage am Waldrand". Er genieße noch heute bei jeder Besichtigung das Zwitschern der Vögel fernab vom Lärm der Stadt. Mit dem Umbau, der Ende Oktober vergangenen Jahres begonnen hatte und sich noch bis zum Sommer erstrecken wird, erhält "Haus Blume" seine nunmehr dritte Bedeutung (siehe Infokasten). Bis zuletzt hatte die Oskar Kämmer Schule Azubis im Hotelgewerbe dort ausgebildet. Dafür standen Muster-Hotelzimmer, eine Gaststätte und Schauküchen für die Lehrlinge bereit.
Der Investor war im Internet auf die Immobilie gestoßen, die bereits seit längerem zum Verkauf gestanden habe. Im Januar 2011 habe er das Gebäude zum ersten Mal besichtigt. "Ich war vom ersten Moment an fasziniert", gibt er zu. Welche Bedeutung das Gebäude in Wernigerode hat, und dass es sogar als Miniatur im "Kleinen Harz" ausgestellt ist, erfuhr der Eigentümer erst im Nachhinein von Nachbarn und Bauleuten.
Für das ehrgeizige Wohnhaus-Projekt hatte es zunächst einmal viel Fantasie bedurft. Schließlich war das Gebäude den Bedürfnissen der Berufsschule entsprechend gestaltet worden.
Riesige Klassenzimmer weichen modernen Wohnungen
In den oberen Etagen bestimmten riesige Klassenzimmer und Duschräume das Bild. Mit neuen Wänden wurden jetzt Wohnräume abgetrennt. Während an manchen Ecken noch alte Fliesen und Lehmputz von der Vergangenheit des Hauses zeugen, sind andere Räume bereits modern eingerichtet.
"Es war sehr viel Arbeit, und ist es noch", sagt Hans-Joachim Rössing, der für die Baustelle verantwortlich ist. Die Kosten der Komplett-Sanierung werden letztlich den Kaufpreis übersteigen, ist sich der Investor sicher. Die elf Wohnungen von 50 bis 100Quadratmeter Größe werden alle einen individuellen Charakter haben. Dieser reicht von einem Appartment mit dreigeteiltem Balkon, der von allen Zimmern aus betretbar sein wird, bis zu Wohnungen mit Erker und geschwungenen Dielen. Mit Vliestapete, Holztüren samt Schmuckelementen und Ornament-Fliesenspiegel im Badezimmer soll die Historie des Gebäudes in den neuen Räumen aufgegriffen werden. "Das erreichen wir auch, indem wir den Treppenaufgang restaurieren, statt ihn auszutauschen", so der Bauherr. Selbst die Lehmwände bleiben weitgehend erhalten. Andererseits künden neue Böden, Elektroanlagen und Beleuchtung vom Anbruch der Moderne. Außen fallen Spaziergängern das mit Schiefer neu eingedeckte Vordach sowie die renovierte Fassade der beiden roten Türme auf. Im Frühjahr folgt eine Sitzecke im Garten, der ebenfalls umgestaltet wird.
All das ist ohne weitere bürokratische Hürden möglich, weil das Haus in der Salzbergstraße nicht unter Denkmalschutz steht. "Das erspart uns viel Ärger. Aber deshalb gibt es auch keine Fördergelder", so der Eigentümer.