Historisches Gruft des Werner Friedrich Udo von Alvensleben in Rogätz gefunden
Nach dem Ende des 2. Weltkriegs verschwand die Rogätzer Begräbnisstätte spurlos. Doch vor einem Jahr wurde ein kleiner Teil der Familiengruft in einem Garten gefunden.

Rogätz - Im Jahr 1796 soll Friedrich Udo von Alvensleben durch eine Erbschaft zu einem bedeutenden Güterbesitz gekommen sein. Das überliefern Akten des Gutsarchivs von Rogätz und die Familiengeschichte derer von Alvensleben. Der 41-jährige Ritter des Johanniterordens soll Rogätz ungeteilt erhalten und fortan als Erb-, Lehns- und Gerichtsherr über mehrere Orte rund um Rogätz regiert haben. Seine letzte Ruhe fand er 1807 in einer Familiengruft in der Nähe von Rogätz. Dort war vier Jahre zuvor Udos kleiner Sohn Carl Ludwig Ferdinand beigesetzt worden, verstorben im Alter zwei Jahren.
Trauriges Ende einer Rittergruft
„Von dieser Begräbnisstätte gibt es noch eine Zeichnung aus dem Jahr 1945“, berichtet die Vorsitzende der Heimat- und Kulturfreunde, Margitta Häusler. Schon ein Jahr später zeige jedoch ein Foto das traurige Ende dieser Adelsgruft. Als die Sowjetarmee das Areal einnahm, sei das aufwendig errichtete Grab schließlich ganz verschwunden und in Vergessenheit geraten. Jetzt werden sich dort schon bald die Abraumhalden des Kaliwerks auftürmen.
Doch welch’ Überraschung: Im vergangenen Jahr wurde eine Kalksteinkugel auf einem Grundstück bei Loitsche entdeckt, das Vereinsmitglieder erworben hatten. „Einst zierte die Kugel den Gedenkstein über der Gruft“, berichtet Margitta Häusler. Inzwischen sei man sich im Verein sicher, dass es sich um den letzten Rest der Adelsgruft handelt. Allerdings sei dieser sehr ramponiert gewesen. Sowjetische Soldaten hatten Schriftzeichen in den Stein geritzt. Schließlich sei die Kugel von den Mitgliedern des Vereins in Sicherheit gebracht worden. Vor wenigen Wochen ging nun das letzte übrig gebliebene Teil der Begräbnisstätte auf eine kleine Reise nach Groß Rodensleben. Die Hoffnung ist, dass in der Werkstatt der Steinmetzin Cathrin Bothmann die Kalksteinkugel wieder restauriert werden kann. Noch braucht es dafür einen neuen Standort. „Es wäre schön, wenn die historische Steinkugel einen Platz hinter der Rogätzer Kirche bekommen könnte, da wo sich schon Epitaphe der Alvensleben befinden“, hofft die Vereinsvorsitzende.
Viele Geschichten und Gerüchte
Wie die Heimatforscher um Margitta Häusler berichten, seien aber auch viele Geschichten und Gerüchte über Werner Friedrich Udo von Alvensleben entdeckt worden. „Als er die Generalstochter Ulrike von Linkersdorff geheiratet hatte, ist er nach Rogätz gezogen. Das war im Jahr 1797.“ Eine enge Beziehung hätten die von Alvensleben mit Prinz Louis Ferdinand von Preußen gepflegt, der als Lieblingsneffe des Preußenkönigs galt. Immer wieder hätte der Prinz den Johanniterritter auf seinem kleinen Rittersitz in Schricke besucht. Gemeinsam habe man gejagt, getafelt, gefeiert und gespielt. Der Adjutant Karl von Nostiz hatte darüber geschrieben: „Wer nicht aß und trank, warf mit Karte und Würfel oder führte ein Gespräch mit dem Nachbarn.“ Der Rittersitz in Schricke soll zudem ein rechtes Liebesnest gewesen sein.
Offiziell war es ein Jagdunfall, der dem Herren von Rogätz das Leben kostete. „Aber bis heute hält sich hartnäckig das Gerücht, dass es ein Suizid gewesen war“, erzählt die Vereinschefin. Angeblich sollen die Schmach über die Niederlage Preußens gegen Napoleon und der Tod von Prinz Louis Ferdinand von Preußen der Auslöser dafür gewesen sein. Im Kirchenbuch von Rogätz war der Tod durch einen Jagdunfall eingetragen worden. Im Gutsarchiv werde außerdem ein Protokoll zur Obduktion erwähnt. „Aber das Schriftstück selbst fehlt“, sagt Margitta Häusler.
Buch mit vielen Geschichten aus Rogätz
Regelmäßig treffen sich heute die Mitglieder des Heimat- und Kulturfreunde-Vereins zu sogenannten Klönrunden, jeweils am letzten Montag im Monat. Diese und viele weitere Geschichten aus der früheren und jüngeren Historie von Rogätz sind dabei zusammengetragen worden. Im vergangenen Jahr ist aus Anlass der 875-Jahr-Feier ein Buch mit den Ergebnissen dieser Heimatforschung erschienen. Beim Verein ist das Buch unter der Rufnummer 039208/24533 erhältlich.