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Familie Kita eröffnet: Neues Leben auf der alten Domäne

Nach mehr als zwei Jahren Bauzeit hat die neue Kita „Villa Landstrolche“ ihren Betrieb aufgenommen. Doch noch immer ist nicht alles fertig.

Von Sebastian Pötzsch 04.09.2023, 17:41
Die Steppkes haben den Spielplatz im Innnenhof erobert.
Die Steppkes haben den Spielplatz im Innnenhof erobert. Foto: Sebastian Pötzsch

Groß Ammensleben - Mädchen und Jungen können sich endlich in der neuen Kita „Villa Landstrolche“ tummeln. Warum von der Planung bis zur Eröffnung mehr als 14 Jahre vergingen.

Die rund 110 Mädchen und Jungen im Alter zwischen einem und sechs Jahren tummeln sich an diesem Vormittag ausnahmslos auf dem Spielplatz im Innenhof der neuen Einrichtung. Noch bis Freitag waren Arbeiter dabei, das Gelände fertigzustellen. Eine Gruppe von Jungen spielt Fußball, andere Kinder drehen mit Miniautos ihre Runden. Außerdem wird fleißig im Sand gebuddelt, das Klettergerüst erobert oder mit Kreide auf den grauen Pflastersteinen gemalt. Die Knirpse machen einen glücklichen Eindruck. Auch die Erzieherinnen scheinen entspannt.

Plan: Fußballplatz und Krippen-Spielplatz

„Das war heute Morgen noch ganz anders“, sagt Nicole Kleine. „Alle waren etwas aufgeregt, sowohl wir als auch die Kinder und die Eltern“, berichtet die Kita-Leiterin. Doch schnell habe sich die allgemeine Anspannung gelegt. Schließlich hätten sich alle Steppkes schnell eingelebt. Um den Kindern noch mehr Zeit für die Eingewöhnung zu geben, beginne die offene Arbeit in drei Wochen. Für dieses Konzept hatten sich die Erzieherinnen im Vorfeld entschieden und sich entsprechend fortbilden lassen. Bis dahin werden die Mädchen und Jungen in ihren Gruppen betreut. „Zeit für die Kinder, die Räume zu erkunden und um gemeinsam die neuen Regeln der Einrichtung zu erarbeiten“, erklärt Nicole Kleine.

Auch bei Daniela Baars fällt die Anspannung ab. Als Fachdienstleiterin „Bürgerdienste“ hatte sie den Neubau nebst Fortbildungen für die Erzieherinnen begleitet. „Heute war ein schöner Tag. Die Eltern waren zwar aufgeregt, aber meist gut gelaunt“, berichtet sie vom Morgen, als die ersten Mütter und Väter ihren Nachwuchs in der neuen Einrichtung abgaben. „Es herrschte gute Stimmung. Die Anspannung, weil etwas nicht klappen könnte, war schnell verflogen“, sagt Daniela Baars.

Beliebt vor allem bei den Jungs ist die Möglichkeit, Fußball zu spielen.
Beliebt vor allem bei den Jungs ist die Möglichkeit, Fußball zu spielen.
Foto: Sebastian Pötzsch

Und sie bestätigt die Aussagen der Kita-Leiterin. Für die ersten drei Wochen werden alle Kinder zunächst in ihrer jeweiligen Gruppenstruktur betreut. Dann gilt für die älteren Knirpse des Kindergartenbereiches die sogenannte offene Arbeit. So können sich die Mädchen und Jungen morgens entscheiden, womit sie sich beschäftigen wollen. Mehrere Funktionsräume stehen zur Verfügung. Dazu gehören ein Sportbereich sowie ein Theaterraum mit Bühne, ein Musikzimmer, ein Bau-, Kreativ- sowie Forscherraum und eine Matschburg. Außerdem können die Steppkes in einem Rollenspielraum den Alltag von Erwachsenen nachvollziehen. „Hier geht es um ganz verschiedene Lebenswelten. Eine Werkbank, ein Verkaufstresen oder ein Bett sollen die Kinder in das Erwachsenenleben eintauchen lassen“, erklärt Daniela Baars.

Neuer Spielplatz soll im November fertig sein

Doch wie die Kita-Leiterin Nicole Kleine verweist auch die Fachdienstleiterin auf einige Baustellen, die noch nicht erledigt sind. So gleicht das Außengelände der Krippe westlich des Neubaus, die sogenannte Gänsewiese, einer wildbewachsenen Brache. Hier soll ebenfalls ein Spielplatz entstehen, „mit Geräten für Kinder bis zu einem Alter von drei Jahren“, erklärt Nicole Kleine. Die Arbeiten sollen im November abgeschlossen sein.

Zuvor wird auch das Gelände an der Stirnseite des Westflügels, also der Übergang vom Spielplatz des Kindergartens zum Spielplatz der Krippe, auf Vordermann gebracht. Hier entsteht ein Fußballplatz. Außerdem werden eine Nestschaukel sowie ein Stellplatz für Kinderfahrzeuge aufgebaut.

Kosten höher als ursprünglich geplant

Das Kita-Projekt sorgte seit mehr als einem Jahrzehnt für politische und gesellschaftliche Debatten in der Niederen Börde. Bereits vor 14 Jahren hatte sich der Gemeinderat dazu entschlossen, den Kita-Neubau für 120 Kinder in Auftrag zu geben. Nach etlichen Diskussionen wurde im Jahr 2015 sowie ein Jahr später mehrheitlich beschlossen, die Kitas Groß Ammensleben, Klein Ammensleben und Gutenswegen zusammenzulegen und dafür auf dem Gelände der Domäne ein neues Gebäude zu errichten.

Doch viele Eltern stemmten sich gegen diese Entscheidung. Vor allem kritisierten sie die langen Anfahrtswege. Die Forderungen der Skeptiker lauteten, das ganze Projekt einzustampfen und die drei Bestandskitas auf Vordermann zu bringen. Ende 2020 ging ein Fördermittelbescheid in Höhe von 2,5 Millionen Euro für das Kita-Projekt auf der Domäne ein. Am 6. April 2021 erfolgte der offizielle Spatenstich. Wegen der Corona-Pandemie und daraus resultierenden Lieferengpässen wurde die Fertigstellung mehrmals verschoben.

Großprojekt endlich beendet

„Mir fällt ein Riesenstein vom Herzen“, sagt Ina Stimpel, Fachdienstleiterin „Gemeindeentwicklung“ der Niederen Börde. „Wir hatten mit Corona und Ukrainekrieg ganz fürchterliche Situationen zu meistern. Doch ich war mir immer sicher: Wenn die Kita fertig wird, wird sie ganz schick. Und nun ist sie ganz schick“, freut sich Ina Stimpel. Jetzt werde noch einmal richtig Gas gegeben, um die Restarbeiten zu erledigen.

Zu den Gesamtkosten für das Projekt wollte sich die Fachdienstleiterin zunächst nicht äußern. Finalisierte Zahlen lägen noch nicht vor. Fest steht: Die einst veranschlagte Summe in Höhe von 3,41 Millionen Euro sind nicht zu halten. Vielmehr werden sich die Gesamtkosten wohl jenseits der fünf Millionen Euro bewegen.