Barleben treibt Wohnungsbau voran Leben in der alten Feuerwehr
Die Gemeinde Barleben wappnet sich für Zuzug. Der Blick ist fest auf Wohnungsbau und medizinische Grundversorgung fokussiert. Mehrere Projekte sind in Planung und nehmen sogar schon konkrete Formen an.
Barleben - Auf dem Gelände der alten Feuerwehr in der Ernst-Thälmann-Straße herrscht gähnende Leere. Schließlich sind die Kameraden vor gut einem Jahr in ihre neue Wache im Gewerbegebiet Kleine Sülze umgezogen. Nur wenige hundert Meter weiter herrscht ebenfalls Stille. Noch vor zwölf Monaten waren hier Geplapper und Rufe von kleinen Kindern zu hören. Doch mit dem Umzug der Kita „Barleber Schlümpfe“ in die zentrale Kindereinrichtung im Breiteweg ist es aus mit dem Trubel.
Doch bald soll wieder Leben in die beiden Immobilien der „Raum Barleben“ GmbH einziehen. Die Gesellschaft ist zu 100 Prozent ein Eigengewächs der Gemeinde Barleben, besser bekannt unter der sperrigen Bezeichnung „Barlebener Grundstücksentwicklungs- und Verwertungsgesellschaft mbH“. Deren Geschäftsführerin Elisa Heinke und Gemeindebürgermeister Frank Nase (CDU) haben über Wochen und Monate an der Zukunft beider Liegenschaften getüftelt.
Mieten nur bis 300 Euro
Herausgekommen sind Konzepte, die altbekannte Probleme des ländlichen Raums lösen könnte: bezahlbarer Wohnraum und medizinische Versorgung. Konkret heißt das für das ehemalige Gerätehaus: Hier sollen sogenannte Mikroappartements entstehen. Ziel soll sein, die jüngere Bevölkerung möglichst im Ort zu halten. Die Wohnungen werden Grundflächen zwischen 17 und 30 Quadratmetern haben und sollen clever eingerichtet sein, zum Beispiel mit multifunktionalen Möbeln. „Die Wohnungen könnten dann zwischen 250 und 300 Euro kosten und wären dann auch vom ersten Ausbildungsgeld zu bezahlbar“, ist sich Frank Nase sicher.
Auch für die alte Kita gibt es konkrete Ideen. Tatsächlich soll ein weiteres Ärztehaus entstehen, als Ergänzung zur gerade im Umbau befindlichen Villa 147, in der eine Zahnärztin ihre Praxis eröffnen will. Doch im Zuge der Akquise eines zweiten Mediziners für das Obergeschosses wurden weitere Interessenten gefunden, die Praxen in Barleben eröffnen würden. Da kommt die alte Kita gerade recht. „Noch haben wir hier Platz. Weitere Anfragen sind also willkommen“, sagt der Rathauschef.
Arztpraxen statt Kita-Kinder
Die Ideen für ein weiteres Ärztehaus in der Gemeinde nehmen konkrete Formen an. Dieses soll in Meitzendorf entstehen. „In Sachen Grundstück sind wir in Verhandlungen“, sagt Frank Nase. Die Fläche soll von der „Raum“-GmbH angekauft oder gepachtet dann ein Gebäude gebaut werden. Zwei Mediziner stünden schon parat. „Die warten schon sehnsüchtig“, ergänzt Elisa Heinke.
„Wir sind also drin in diesen beiden Themen, also die ärztliche Versorgungslage zu verbessern und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen“, betont der Rathauschef. Denn der Bürgermeister und Elisa Heinke haben noch mehr mitzuteilen.
70 Quadratmeter Wohnfläche
So besitzt die Gesellschaft im Erschließungsgebiet „Schinderwuhne Nord“, also nördlich des fast fertig bebauten Wohngebietes Schinderwuhne Süd“, ein Grundstück mit einer Fläche von 3700 Quadratmetern. „Wir haben das selbst noch nicht vermarktet. Dafür ist die Idee gereift, das Areal in etwa eineinhalb bis zwei Jahren selbst zu bebauen“, erklärt der Bürgermeister. Konkret soll das Grundstück im Rahmen des Bebauungsplans kleiner parzelliert werden als bisher üblich. Somit bestünde Platz für die Errichtung von Minihäusern mit zwei bis drei Räumen und einer Wohnfläche von 50 bis 70 Quadratmetern. „Ob dann verkauft oder vermietet wird, wissen wir nicht. Wir werden errichten und schauen, wie dann die Marktlage ist“, sagt Frank Nase.
Vordergründig geht es der Gemeinde also darum, in naher Zukunft Wohnraum zu schaffen. Damit will die Barleben nicht nur junge Leute möglichst im Ort halten, sondern sich auch für den Zuzug im Zuge der Intel-Ansiedlung wappnen. „Außerdem ist eine Gemeinde doch verpflichtet, entsprechende Strukturen für ihre Einwohner zu schaffen. Da gehört Wohnraum genau so dazu wie auch die ärztliche Grundversorgung“, hebt Elia Heinke hervor. „Aber wir merken, dass die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum steigt“, sagt die „Raum“-Geschäftsführerin weiter. Doch die aktuellen Marktpreise von bis 22 Euro pro Quadratmeter an Baukosten seien for viele nicht mehr zu stemmen.
Fertigteilhäuser für schmalen Geldbeutel
„Wir bekommen die entsprechenden Anfragen, beispielsweise von älteren Leuten, denen ihr Haus zu groß ist, oder von jungen Magdeburgern, die raus aus der Stadt möchten“, berichtet Elisa Heinke. Der Bedarf nach kleinem Wohneigentum ist also da. Mit „Mikro-Wohnraum“ will Barleben also eine Lücke schließen.
Nicht nur sprichwörtlich soll dies in der Straße „Grund“ passieren. Ein Garagenkomplex ist bereits abgerissen. Gespräche mit Baufirmen, zum Beispiel für Fertigteillösungen wurden geführt. So viel steht fest: „Wir werden hier ein Reihenhaus mit zwei End- und einem Mittelhaus errichten“, sagt Bürgermeister Frank Nase. Nicht zuletzt wird in Barleben Realität, was es anderswo auf der Welt schon länger gibt und wohl auch in der Region bald zum allgemeinen Sprachgebrauch gehören wird: „Mikro-Wohnraum“.