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Untersuchung des Geleges könnte Veränderungen der vergangenen Jahrzehnte dokumentieren Nach missglücktem Brutversuch der Falken kommen die Eier ins Naturkundemuseum

Von Constanze Arendt-Nowak 20.07.2013, 03:13

Die Wanderfalken, die im Turm des Kaliwerkes einen Brutplatz gefunden haben, haben in diesem Jahr zwar Eier gelegt, aber nicht erfolgreich ausgebrütet. Die Eier wurden jetzt aus dem Nest genommen und werden künftig im Magdeburger Museum für Naturkunde ihren Platz finden.

Zielitz l Rudi Schröter arbeitet nicht nur im Kaliwerk, sondern er "beaufsichtigt" freiwillig auch die Wanderfalken. Immer wieder hat er ein Auge auf die Bilder, die die Kamera liefert, die am Wanderfalkenkasten installiert ist.

So kann er auch genau den Tag benennen, an dem das Falkenweibchen in diesem Jahr das erste Ei legte. Es war der 17. März, als es draußen noch sehr kalt war. Elf Tage später folgte ein weiteres Ei. "Dann hat das Weibchen fest gebrütet, 30 Tage wäre, so habe ich mir angelesen, normal gewesen", erklärt Rudi Schröter. Doch gut eine Woche vor dem errechneten Schlüpftermin hat das Weibchen das Nest verlassen, ist verschwunden und ein neues Weibchen erschien. Dieses hielt aber erst einmal nichts vom Brüten und als es etwa eine Woche später Brutverhalten entwickelte, war es zu spät. Die Brut in den Eiern war abgestorben.

Da es sich bei den Wanderfalken um eine geschützte Art handelt, durften die Eier nicht einfach aus dem Nistkasten entnommen werden. Ein Antrag auf Entnahme bei der Oberen Naturschutzbehörde beim Landesverwaltungsamt in Halle war notwendig. Diese hat die Zustimmung gegeben, vorausgesetzt, dass die Eier an eine Institution gegeben werden, die berechtigt ist, Totmaterial von geschützten Tieren anzunehmen. Die war schnell gefunden.

Bei Dr. Hans Pellmann, dem Leiter des Museums für Naturkunde in Magdeburg, sowie Marcus Pribbernow, der am Museum als Museumspädagoge arbeitet und Leiter der Fachgruppe Ornithologie Magdeburg ist, war die Freude über die beiden Wanderfalken-Eier groß. "Die letzten Eier von Wanderfalken in unserer umfangreichen Sammlung von Vogeleiern sind datiert von 1925", erklärt Dr. Hans Pellmann. Es sei besonders schön, dass die "neuen" Eier aus der Region stammen, denn so könnten mit ihnen auch Untersuchungen angestellt werden, die vielleicht Veränderungen im Laufe der vergangenen Jahrzehnte dokumentieren. Zur Präparation der Eier gibt es verschiedene Möglichkeiten, über die noch entschieden werden wird. "Auf jeden Fall ist es eine interessante Ergänzung unseres Sammlungsbestandes, der uns auch zeigt, dass es in der Region weitergeht mit den Wanderfalken", so Pellmann.

Nach seiner Aussage hat es in den 1970er-Jahren bei den Wanderfalken eine absolute Flaute gegeben. In ganz Deutschland hat es damals noch etwa 50 Brutpaare gegeben. Rudi Schröter weiß heute nach intensiven Recherchen, dass in Sachsen-Anhalt wieder etwa 40 Brutpaare gezählt werden. Der Wanderfalke sei, so Pellmann, ein gutes Beispiel dafür, dass es gelungen ist, quasi fünf vor zwölf eine Art zu reaktivieren.

"Ich finde es gut, dass sich das Kaliwerk, das eigentlich andere Aufgaben hat, auch mit dem Naturschutz befasst", fügte er hinzu. Am Kontakt zwischen dem Magdeburger Museum für Naturkunde und dem "Wanderfalken-Papa" des Kaliwerkes, Rudi Schröter, hat auch Andreas Seidel einen großen Anteil. Rudi Schröter kennt den Präparator des Naturkundemuseums schon viele Jahre über ehrenamtliche Arbeit im Rahmen von Vogelzählungen.

Ein kleiner Rückblick: Am Schachtturm ist bereits im Jahr 2000 ein Nistkasten angebracht worden. Die Lage in 45 Metern Höhe und das Vorkommen vieler verwilderter Stadttauben auf dem Werksgelände boten ideale Voraussetzungen. So ließen sich auch Turmfalken locken, doch es sollte zehn Jahre dauern, bis erstmals der Wanderfalke im Nistkasten bemerkt wurde. Nach einem erfolglosen Brutversuch im Jahr 2011 wurde der Nistkasten im vergangenen Jahr umgebaut und dabei optimiert. Mit Erfolg: Die Falken kamen wieder und brüteten von vier Eiern drei aus. Die jungen Falken flogen aus.

Mehr Informationen zum Projekt gibt es im Internet unter: www.wanderfalken-zielitz.de