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Heimatgeschichte Aus dem Luftschutzkeller ins Archivregal: Jubiläumsschrift verrät neue Details zur Zerbster Stadtgeschichte

Wie ein kleiner Band die Literatur zur Zerbster Stadtgeschichte bereichert.

Von Daniela Apel 29.11.2023, 08:00
Als Stadtarchivarin weiß Juliane Bruder um den reichen Bestand des Zerbster Stadtarchivs, zu dem jetzt ein Jubiläumsband erschienen ist.
Als Stadtarchivarin weiß Juliane Bruder um den reichen Bestand des Zerbster Stadtarchivs, zu dem jetzt ein Jubiläumsband erschienen ist. Foto: Daniela Apel

Zerbst - 92 Seiten umfasst die jetzt erschienene Festschrift zum Jubiläum des Zerbster Stadtarchivs, die einiges offenbart.

Der schmale Band krönt die vor wenigen Tagen zu Ende gegangene Sonderausstellung zur 700-jährigen Ersterwähnung des Archivs im Kontext des 1075-jährigen Stadtjubiläums. Die Idee zu beidem hatte Stadtarchivarin Juliane Bruder, die sich zugleich für Redaktion sowie Entwurf und Gestaltung des Heftes verantwortlich zeichnete.

Die Anregung kam indes von einem ihrer Vorgänger – dem Lehrer Reinhold Specht (1893 bis 1960), der 1924 die Leitung des Zerbster Stadtarchivs übernahm. 1926 brachte er eine kleine Festschrift heraus, die seine Arbeitsstätte zum Inhalt hatte. „Darin ist unter anderem zu lesen, dass in einem Briefwechsel aus dem Jahr 1323 erstmalig eine Art Archiv erwähnt wird“, schilderte Juliane Bruder in ihrer Rede zur Vorstellung des noch druckfrischen Bandes. Bei dessen Titel griff sie auf ein Zitat von Specht zurück, das aus ihrer Sicht trotz der Bestandsverluste in Folge des Bombenangriffs auf Zerbst 1945 auch heute noch Gültigkeit besitzt, nämlich, dass das Stadtarchiv „ein würdiger Nebenbuhler manch (...) größeren Archivs“ ist.

Zerbst verfügt seit 1995 wieder selbst über sein Stadtarchiv

Übrigens kann Zerbst erst seit 1995 wieder selbst über sein Stadtarchiv verfügen. In Kartons und Papierbündel verpackt lagerten die teils sehr wertvollen Dokumente zuletzt in den einstigen Luftschutzräumen unter der jetzigen Kita „Zerbster Strolche“ am Breitestein, wie sich Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) in seinem Beitrag „Wenn das Gedächtnis zurückkehrt“ erinnert. Es ist einer von vier illustrierten Beiträgen, bei denen die jeweiligen Autoren den Leser mit auf eine Zeitreise nehmen.

Ins ausgehende Mittelalter entführt der rege Briefverkehr zwischen den Städten Zerbst und Dessau, in dem sich vielfältigste Begebenheiten finden, die einer Klärung bedurften – unter anderem, als es um die Lieferung von verdorbenem Bier ging, dessen Kaufpreis der Zerbster Kaufmann trotz vorheriger Zusage nicht erstattete. Neben all den weltlichen Streitereien ist in einem weiteren Beitrag zu erfahren, welche sozialen und politischen Auswirkungen die Reformation in Zerbst hatte – aber auch wie sie verlief. Zudem werden Einblicke in die ehemalige Zerbster Ratsbibliothek aus dem 15. und 16. Jahrhundert gewährt, deren Bücherbestand 1945 ebenfalls stark dezimiert wurde – einige Werke fanden Eingang in die historische Francisceumsbibliothek.

Fotos ergänzen die Texte in der Festschrift zum Zerbster Stadtarchiv

Nicht zuletzt enthält die Festschrift Fotos, Objekte und Texttafeln der Sonderausstellung, „die zu meiner Freude auf durchweg große und positive Resonanz stieß“, wie Juliane Bruder erklärte. „Immer wieder ist feststellbar, dass die Zerbster unheimlich neugierig auf ihre Stadt und die Stadtgeschichte sind“, so die Archivarin. Deshalb sei es ihr ein Anliegen gewesen, den informativen wie unterhaltsamen Band herauszubringen.

Die Festschrift kann zum Preis von fünf Euro im Zerbster Stadtarchiv, der Tourist-Information und in der Sammlung „Katharina II.“ erworben werden.