einzigartig im Zerbster Land Gefährlicher Seeadler-Angriff: Warum die Ansiedlung der Großtrappen fast daneben ging
Der letzte Saurier in Sachsen-Anhalt - kann er gerettet werden? Das Pilotprojekt zur Wiederansiedlung der Großtrappen im Zerbster Land geht zu Ende. Einige Erfolge konnten verzeichnet werden - aber es gab auch große Schreckmomente. Die Frage ist: Wie geht es jetzt weiter?
Buhlendorf - Die dritte Runde in der Auswilderung von Großtrappen im Zerbster Land ist beendet. Wie erst jetzt bekannt wird, lief die letzte Ansiedlung nicht nach Plan.
Das war auch die letzte Runde im Rahmen des Eler-Projektes, das von 2021 bis 2024 lief - eigentlich bis Ende September, aber es gab eine Verlängerung bis zum Jahresende.
Mitte Juli kamen noch einmal 15 Jungvögel aus Buckow, die dort in der Staatlichen Vogelschutzwarte Brandenburg aufgezogen wurden, nach Buhlendorf in den Schutzzaun. Wie in den Vorjahren wurden die Vögel nach und nach mit dem Gelände vertraut gemacht. Allerdings verlief die Auswilderung weniger planmäßig als bei den ersten beiden, erzählte René Köhler, der Projektleiter vom Förderverein Großtrappenschutz. Die Vögel haben die Auswilderung schon eher beendet als geplant.
Seeadler-Angriff auf Großtrappen im Zerbster Land
René Köhler führt das auf einen versuchten Seeadler-Angriff zurück. Der ereignete sich am 20. September in der Nähe des Schutzzaunes. In mehreren Gruppen flogen die Jungvögel in verschiedene Richtungen davon, was eine ganz normale Reaktion war. Ein wilder Hahn aus dem Vorjahr, der wenige Tage vorher aufgetaucht war, führte dann einige Vögel weiter weg. Einige andere Vögel konnten wieder zurück geholt werden. 9 von 15 waren am nächsten Abend wieder da, die anderen kehrten nicht zurück. Die Restgruppe flog am 9. Oktober davon.
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Acht Männchen und sieben Weibchen zählte die dritte Auswilderungsgruppe in diesem Jahr. Drei der Weibchen sind mit GPS und zwei mit VHS-Sendern ausgestattet. Novum in diesem Jahr ist, dass auch ein Männchen einen GPS-Sender bekommen hat. Es sei immer bedauerlich gewesen, dass es keine Daten von den Männchen gegeben hat, so René Köhler. Die Besenderung konnte auf Grund ihrer Wachstumsbesonderheiten bislang nicht durchgeführt werden. Nun wurde ein Männchen in Zusammenarbeit mit Großtrappenschützern aus Österreich ausgestattet. Ein Rucksack-Sender kam dabei zum Einsatz und bislang gibt es gute Ergebnisse.
Zwei Großtrappen starben
Unterm Strich konnten 13 der 15 Jungvögel 2024 ausgewildert werden. Zwei starben im Laufe der Auswilderung, einer an einer Krankheit, der andere an einer Verletzung. Fünf Vögel konnten zuletzt bei Lübs beobachtet werden. Da waren René Köhler und Projektmitarbeiter Matthias Keller mit dem Zerbster Bürgermeister Andreas Dittmann und seiner Frau unterwegs. Die anderen drei Vögel der Gruppe, die auf dem Acker stand, waren aus dem Vorjahr. Drei der diesjährigen Großtrappen halten sich im Harzvorland auf. Zwei Männchen sind hier im Gebiet, ein anderes Männchen ist mit einer Gruppe Hähne unterwegs. Nur bei zwei Vögeln ist der Aufenthalt unbekannt, aus der Region Leipzig gab es eine Großtrappensichtung.
Nun wird weiter beobachtet, wohin es die Jungvögel zieht, wie sie die „Welt“ erkunden. René Köhler ist optimistisch, dass sie wieder nach Buhlendorf zurückkehren. „Normalerweise geht das seinen Gang“, sagt er. Da es im Naturschutzgebiet in diesem Jahr fast keinen Winterraps gibt, werden sie sich dann in der Nähe aufhalten.
Erste Gelege bei Buhlendorf entdeckt
Von den zwölf ausgewilderten Vögeln aus der zweiten Runde, weiß man von sieben, wo sie sich aufhalten. Aus der ersten Runde ist nur der Verbleib eines Weibchens ganz sicher. Schwund ist da, aber dennoch konnten die meisten Ziele des Pilotprojektes erreicht werden, ist René Köhler zufrieden. In drei Auswilderungen in drei Jahren konnten von 40 Jungvögeln 32 ausgewildert werden. Eine kleine gebietstreue Gruppe von zirka 15 Vögeln gibt es, ein Austausch zwischen den anderen Gebieten findet statt, zwei unbefruchtete Gelege gab es bereits.
Sieben Jahre wären noch nötig für Großtrappen in Zerbst
Abgeschlossen ist die Wiederansiedelung von Großtrappen im Zerbster Land aber noch lange nicht. Es muss weiter gehen, um eine größere Gruppe Großtrappen hier fest zu etablieren. René Köhler hofft auf weitere Auswilderungen in den nächsten sieben Jahren. Solange wäre der Zeitraum für die neu beantragte Förderung über das „Nationale Artenhilfsprogramm“. Alle vier Großtrappengebiete sind da involviert. René Köhler hofft, dass es Anfang des nächsten Jahres lückenlos mit der Förderung durch den Bund weiter gehen kann. Er kritisiert, dass sich das Land hier aus seiner Verantwortung herausnimmt. Schließlich seien die Großtrappen eine „Verantwortungs-Art“ für Sachsen-Anhalt.
Für Freunde, Unterstützer und Interessierte am Großtrappenschutz gibt es dieses Jahr wieder eine Informationsveranstaltung zum Projekt. Die soll am 9. Dezember in Buhlendorf stattfinden.