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4. Wanderung: 3000 Schritte für die Gesundheit durch das historische Zerbst Gruseliges "bi dem Rolande"

Von Andreas Mangiras 20.09.2010, 06:22

Märchenhaftes, Mythisches und Gruseliges – stets mit einer Portion Humor verbunden – erlebten über 100 neugierige Wanderfreunde in Zerbst. Sie liefen 3000 Schritte durch die Stadt und erlebten einiges.

Zerbst. 625 Jahre nach der letzten öffentlichen Hinrichtung auf dem Zerbster Markt ließ ein Henker am Sonnabend wieder einen Kopf unter den Augen des Rolands rollen. Nicht in echt, sondern als gruselig-unterhaltsamer Höhepunkt der vierten Auflage einer besonderen Stadtführung, die das städtische Tourismusamt, die Kreisvolkshochschule und die Barmer/GEK- Filiale in Zerbst auf die Beine gestellt hatten.

Eine gut zwei Stunden und 3000 Schritte lange Wanderung durch Märchen, Mauern und Mythen in Zerbst erlebten deutlich über 100 Neugierige mit. "Wir möchten eure Augen für eure Stadt öffnen und etwas für eure Gesundheit tun", rief die als Marktweib verkleidete Martina Marczok-Stück den Teilnehmern zu. "Nur auf dem Acker oder auf dem Markt stehen, bleibt man nicht gesund."

Von der Breite über Rosenwinkel, Schloßgarten bis hin zum Markt erfuhren die Wanderer von Luther in Zerbst und erlebten Grimms Märchen. Im Rosenwinkel trafen sie Schneeweißchen und Rosenrot, an der Grotte Rumpelstilzchen, an der Stadthalle Aschenputtel, am Schloßteich den Froschkönig und an Kuchels Warte Rapunzel. Mitwirkende und Vorleser waren Uwe Marczok (Mönch, Erzähler, Henker), Lars Schlegel (Prinz, Erzähler), Julia Marczok (Prinzessin), Katrin Brühl (Hexe), Günther Brühl (Geköpfter), Petra Fruth (Erzählerin) und Roswitha Wecke.

Am Roland erlebten die Wandersleute grausige Zerbster Geschichte. Am 24. Juni 1385 hatte Graf Siegmund von Anhalt Gerichtstag in Zerbst abgehalten. Den Bürger Dannekow, der den Schöffen Heyne Grotte nach einem Streit hinterrücks erstochen hatte, verurteilte er zum Tode. Nur einen Tag nach dem Urteilsspruch wurde der Mörder öffentlich auf dem Markt geköpft. "Unde des anderen dages ward comme uppe dem markede bi dem Rolande sin hofft affgehauen", wurde es in der Ratschronik festgehalten.

Am Sonnabend gruselte es den einen oder anderen ein wenig. Umso mehr gab es Beifall für einen unterhaltsamen und informativen Nachmittag.

2011 wird es die fünfte Auflage der 3000-Schritte-Wanderung geben, "unter welchem Motto sie auch immer stehen wird", kündigte Viola Tiepelmann, die zweite Marktfrau, an. "Wir werden uns etwas einfallen lassen", versprach sie. Für die Teilnehmer, die sich im Anschluss an einer Tafel unter dem Roland zu Kaffee und Kuchen niederließen, hatte sie noch einen Tipp. "Lesen sie mal wieder Grimms Märchen. Es ist wirklich schön."