Deetzer freut sich auf neue politische Aufgabe / Jan Korte (Linke) erhält ebenfalls Mandat Heute geht es für Kees de Vries nach Berlin
Schon heute beginnt für Kees de Vries, den Sieger des Direktwahlmandates des Wahlkreises Anhalt, sein neues politisches Leben in der Hauptstadt Berlin. Der 58-jährige Deetzer freut sich auf diese Herausforderung.
Zerbst l "Ich bin mir nur bei einem sicher: Das ich nicht weiß, was auf mich zukommt", antwortet Kees de Vries gestern Morgen am Telefon auf die Frage, wie es denn nun weitergeht für den frisch gebackenen Bundestagsabgeordneten. Seine Wahl zum Direktmandatsinhaber für den Bundestag im Wahlkreis Anhalt ist da gerade mal 15 Stunden her. Doch die Nacht hat er nicht durchgefeiert. "Ich war 23.30 Uhr im Bett. Ich war geschafft. Doch die Wahlparty bei uns ging wohl bis 2 Uhr."
Grund zum Feiern gab es genug. Mit 40,97 Prozent aller Erststimmen gewann der Deetzer, der vor über 20 Jahren aus den Niederlanden mit seiner Familie einwanderte, das Direktmandat. Zu erwarten war dieses klare Ergebnis nicht unbedingt. "Doch durch den Bundestrend hatte ich ein gutes Gefühl, dass wir das packen", sagt de Vries. Seinen Betrieb wird sein Sohn Kees übernehmen, der ihn bereits seit einem halben Jahr leitet. "So konnte ich mich voll und ganz auf den Wahlkampf konzentrieren."
Wegen eines Wahlbüros in der Hauptstadt hat de Vries bereits vorgefühlt. Nun hofft er, dass ihm seine Parteifreunde in der Hauptstadt ein wenig den Weg weisen. "Ich bin froh, dass ich diese Chance bekommen habe und nun herausfinden kann, wie die Politik in Berlin funktioniert." Enttäuscht hat de Vries lediglich die geringe Wahlbeteiligung im Landkreis. "Anscheinend haben wir Kandidaten es doch nicht geschafft, die Leute zur Wahl zu mobilisieren."
Vor vier Jahren lag Jan Korte von den Linken noch 0,3 Prozentpunkte in den Einzelstimmen vor Kees de Vries. "Doch das ist Demokratie", so Korte, der sein Erstimmenergebnis von 2009 beinahe wieder erreichen konnte. Dieses Mal habe eben ein anderer gewonnen. "Wir haben gut gekämpft und einen tollen Wahlkampf gemacht", befand Korte, der über seinen zweiten Platz auf der Landesliste der Linken in den Bundestag einzieht.
Die SPD-Kandidatin Petra Börst-Harder befand, "es war ein langer Weg bis zum Wahlabend". Vor allem das Bundesergebnis ihrer Partei bezeichnete sie als enttäuschend. "Da brauchen wir uns nichts vormachen." Den Wahlkampf als solches empfindet die Wernigeroderin jedoch als persönlichen Gewinn. "Es war interessant, ich habe viele Menschen kennengelernt und Kontakte auch jenseits der Politik knüpfen können."
Veit Wolpert (FDP) sieht als Ursache der Wahlschlappe seiner Partei, dass sich die FDP "thematisch und personell nicht ins richtige Licht bei den Wählern rücken konnte, und das schon seit Jahren". Auf jeden Fall werde er trotz enttäuschender 2,01 Prozent der Erststimmen weiter politisch aktiv bleiben. Auch wenn er eine Wahl verloren habe, verliere er doch nicht seine liberale Gesinnung.
Andreas Breitschu (Piraten) konnte sein persönliches Ziel erreichen: Zwei Prozent. Ingo Götze (Grüne) zeigte sich von seinen 2,09 Prozent der Erststimmen enttäuscht. "Wir werden diese Wahl analysieren müssen, daraus lernen und nach vorn schauen. Die Kommunalwahl 2014 steht bereits vor der Tür und dort werden wir uns wieder richtig reinhängen."
Daniel Roi, der für die Alternative für Deutschland ins Rennen ging, sieht nach seinem Wahlergebnis mit 4,58 Prozent sowie das überraschend gute Bundesergebnis von 4,8 Prozent die Zukunft der Alternative für Deutschland optimistisch. Auf lokaler Ebene wird die Partei nun auch fokussierter arbeiten. Erst vergangenen Mittwoch hatte die AfD einen Kreisverband Anhalt-Bitterfeld gegründet, dem Daniel Roi vorsteht.
Der Kandidat der Freien Wähler Dr. Hans-Werner Trummel sieht auf kommunaler Ebene und bis auf Landesebene künftig Chancen für die Freien Wähler.