Imker Gerhard Schulz öffnet seinen Bienenstock für die Volksstimme In dem leckeren Honig steckt viel Mühe
Die Imkerei lohnte sich zu DDR-Zeiten richtig. Heute ist es ein Hobby für einige Wenige, die den großen Aufwand noch auf sich nehmen wollen. Imker Gerhard Schulz erklärt, was dennoch den Reiz am Honigmachen ausmacht.
Zerbst l "Der erste Blick des Imkers ist der von außen", sagt Gerhard Schulz vor seinem Bienenstock, der auf einer Wiese in Zerbst steht. "Da sehe ich schon, ob vielleicht was im Busch ist", erklärt er. Von außen könne er schon erkennen, ob die Bienen aufgeregt sind, weil ein Fressfeind drinnen sitzt oder etwas mit der Königin nicht stimmt.
Im Sommer war der Hobbyimker aus Zerbst jede Woche hier und hat die einzelnen Völker kontrolliert, unter anderem wie reif der Honig ist. Denn der darf weder zu fest noch zu flüssig sein für die Weiterverarbeitung. Die "Honigsaison" geht im Frühjahr los. Wenn der Raps in Blüte steht, fliegen die Arbeitsbienen aus und beginnen mit der Honigproduktion. Es folgen Robinie, Linde und dieses Jahr war sogar einmal Sonnenblume dabei. Von jeder Sorte kann einmal oder mehrmals geerntet werden. Schließlich versuchen die Bienen unermüdlich, einen Wintervorrat anzulegen.
Sie halten dementsprechend wenig davon, wenn der Imker an ihre Vorräte geht. "Was würden Sie denn sagen, wenn jemand in Ihr Haus einbricht?", erklärt Gerhard Schulz scherzhaft. Also kommt der Schutzanzug zum Einsatz, dazu beruhigendes Nelkenwasser aus dem Wasserzerstäuber. Und wenn das nicht hilft, wird Rauch mit einer Rohrkeule gegeben.
So wird bis August Honig gemacht. "Es könnte auch andere Sorten geben, aber es kommt darauf an, was in der Umgebung wächst", sagt Schulz. Rund zwei Kilo Honig kommen bei einer Wabe pro Ernte heraus. Das sind etwa 40 Kilo pro Bienenvolk bei einer Ernte. "Damals zu DDR-Zeiten hat sich das Honigmachen noch gelohnt", erklärt er.
"Früher waren es über 100 Imker in Zerbst, jetzt sind wir 17 Aktive."
Über 100 Imker waren zum Beispiel im Imkerverein Zerbst, "heute sind wir gerade mal 17 Aktive." Man kann den Honig zwar an Großabnehmer verkaufen, die wiederum Supermärkte beliefern. Das lohne sich aber finanziell nicht. "Dennoch muss man zusehen, dass man den Honig loswird." Jeder Imker muss sich seine Vermarktungsstrecke selbst aufbauen, erklärt Gerhard Schulz.
Denn mit dem Lagern des Honigs ist es so eine Sache. Bevor er in Gläser abgefüllt wird, muss die Versiegelung der Waben aufwendig mit einer Gabel entfernt werden. In einer Zentrifuge wird der Honig herausgeschleudert, dann läuft er durch ein grobes und ein engeres Sieb, damit die Wachsreste aussortiert werden. Schließlich lagert der Honig in einem Eimer und wird hart. "Durch Erhitzen bei maximal 40 Grad kann man ihn wieder weich machen und in Gläser abfüllen", erklärt Gerhard Schulz. Wer allerdings keine großen Lagermöglichkeiten hat, muss die Honigproduktion so reduzieren, dass es keine Platzprobleme gibt. "Manche verschenken ihren Honig sogar, damit sie ihn an den Mann bringen", weiß Schulz.
Aber: "Jeder Imker macht es anders." Ob es die Position der Waben in der Bienenbehausung ist, die Schutzmaßnahmen beim Umgang mit den Bienen oder die Honigproduktion an sich - jeder Imker hat seine ganz persönliche Arbeitsweise entwickelt. Auch beim Züchten der Bienen gibt es verschiedene Möglichkeiten. Gerhard Schulz zum Beispiel zieht seine Königinnen selbst heran. Dafür kauft er Zuchtstoff, aus dem durch ein Anzuchtverfahren junge Königinnen heranwachsen.
"Man braucht die bedingungslose Unterstützung seiner Familie."
Die Haltung der Bienen ist speziell aufs Honigmachen ausgelegt. Normalerweise bilden sie Schwärme und sind schnell auf und davon. "Durch seine Betriebsweise und Zucht will der Imker seine Völker so führen, dass die Größe des Volkes stabil bleibt, in Harmonie arbeitet und Honig macht."
Jetzt ist der Honig zwar geerntet, dennoch geht die Arbeit weiter. Nach dem Abschleu- dern verabreicht der Imker Medikamente gegen die Varoamilbe, die den Bienen hierzu- lande zu schaffen macht. Jedes Volk bekommt zehn Kilogramm Flüssigfutter, den es als Winter- vorrat in die Waben einlagert. Schulz wird erst im Frühjahr wieder in die Behausungen der Bienen schauen. Jetzt zimmert er neue Rähmchen und säubert die Gerätschaften für die nächste Saison.
Viel Arbeit steckt hinter dem süßen und leckeren Saft. Wäre man als Imker nicht ein ausgesprochener Liebhaber und ein klein wenig "ein Narr", wie Schulz meint, würde man den zeitlichen und logistischen Aufwand nicht betreiben. Und am allerwichtigsten bei der Imkerei sei es, dass das aufwendige Hobby zuhause seine Akzeptanz finde. "Man braucht die bedingungslose Unterstützung seiner Familie."