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Taufstein steht am neuen Platz Renovierung und Sanierung der Garitzer Dorfkirche laufen auf Hochtouren

Von Petra Wiese Aktualisiert: 28.4.2021, 08:00
Michael Thom und Charlene Schindler versehen die Wände mit einem neuen Oberputz.
Michael Thom und Charlene Schindler versehen die Wände mit einem neuen Oberputz. Fotos: Petra Wiese

Garitz

In der Garitzer Kirche fand vor einiger Zeit eine katholische Hochzeit statt. Da war die Kirche schon ausgeräumt und bot der nur wenige Köpfe zählenden Hochzeitsgesellschaft großzügig Raum. Zwei Tage späte sollte es dann los gehen mit der Sanierung. Die Winterzeit hatten die Architekten – das Büro DS Architects aus Köthen hat das Raumkonzept zur lithurgisch-funktionalen und gestalterischen Neuordnung der Garitzer Kirche erstellt – zum Planen genutzt. Die Maßnahmen wurden ausgeschrieben und vergeben. 

Zumindest die Malerarbeiten blieben in der Einheitsgemeinde Zerbst. Steinmetz- und Elektrikarbeiten gingen nach Köthen. Schade, dass Zerbster Firmen keine Angebote gemacht haben, bedauerte Ullrich Hahn, der Vorsitzende des Gemeindekirchenrates der Evangelischen Weinberggemeinde Garitz. 

Die Arbeiten am Fußboden wurden bereits gemacht. Das heißt, die Stufe oder Schwelle wurde versetzt, so dass die Raumtiefe des Altarraumes gemindert wurde. Da musste nicht nur die Stufe bewegt, sondern auch die Fliesen entsprechend versetzt werden. Auch der Taufstein ist bereits an seinen neuen Standort in der Nähe des Eingangs umgezogen. Damit befindet er sich wieder direkt unter dem Taufgemälde an der Decke, wo er vermutlich seinen ursprünglichen Standort hatte.

Sitzheizungen unter Bänken können angeschlossen werden

Die Elektroinstallation konnte ebenfalls schon vorbereitet werden. Vorher habe jede Lampe ein anderes Niveau gehabt, so Ullrich Hahn. Die Beleuchtung soll künftig ein einheitliches Bild ergeben. Vorbereitet ist auch, dass die Sitzheizungen unter den Bänken angeschlossen werden können. Die alten Bankreihen, die derzeit in der Stärkefabrik eingelagert sind, werden im hinteren Bereich wieder aufgestellt. 

In Gange waren jetzt die Malerarbeiten. Hier machen sich meist zu zweit, manchmal auch zu viert die Leute vom Malerbetrieb Joachim Hinkel aus Bärenthoren an den Wänden zu schaffen. Die Firma war es übrigens auch, die für den letzten Anstrich in der Kirche im Jahre 1998 gesorgt hatte. 

Glattputz in Kirche nicht mehr denkmalgerecht

Nun musste zunächst der Putz an ein paar schadhafte Stellen im unteren Bereich der Wände abgeschlagen und erneuert werden. Insgesamt war man zu der Ansicht gekommen, dass der alte Glattputz in der Kirche nicht mehr denkmalgerecht ist, weshalb in Abstimmung mit dem Denkmalschutz nun ein Oberputz mit einer raueren Oberfläche Einzug gehalten hat. Der wird verwaschen und dann zweimal gestrichen. 

Der Farbton stand zuletzt allerdings noch nicht fest. „Das überlassen wir dem Denkmalschutz“, so Ullrich Hahn. Verschiedene Probeanstriche wurden schon an der ein oder anderen Stelle aufgebracht. Vorher waren die Wände kalkweiß im Kontrast zu den alten grünen Fenstern. Der Glaskünstler Tony Cragg hat allerdings auch das Weiß zum Rot in den neuen Fenstern verwendet. Zu einem warmen muschelkalkähnlichen Farbton gehen nun die Vorstellungen. Mit den Probeanstrichen sollte die tatsächliche Farbwirkung in unterschiedlichen Lichtverhältnissen in der Kirche betrachtet werden. 

Grabplatten zieren eine Wand im Alterbereich

Ein Häkchen kann derweil auch an die Epitaphe machen. Die drei mannshohen sandsteinernen Grabplatten der Patronatsfamilie von Davier  zieren eine Wand im Altarbereich. Die Epitaphe waren bei der Sanierung in den 70-er Jahren in die Kirche gekommen. Sie schienen nicht fachmännisch angebracht, weshalb sie eigentlich entfernt und neu aufgestellt werden sollten. Das hätte einigen technischen Aufwand erfordert.

Es stellte sich aber heraus, dass damals gar nicht so schlecht gearbeitet wurde und doch eine Hinterlüftung vorhanden ist. Nur die Schlitze waren zugeputzt. Es genügte also, die Schlitze wieder zu öffnen, damit die Luft hinter den Grabplatten zirkulieren kann. So reichte in dem Falle eine „winzige" Maßnahme.

Mit Fragezeichen ist allerdings noch die Zusammenführung von Altarblock und Retabel versehen. Das ist Teil der lithurgischen Neuordnung. Der Altartisch soll wieder seinen Platz unter dem Altaraufsatz bekommen, wo er hin gehört. Das ergibt einen Platzgewinn im Chorraum, der dann für Konzerte genutzt werden kann. Nun hat man hier die Hoffnung, dass sich Tony Cragg noch zur Gestaltung eines neuen Altartisches hinreißen lässt. „Bis jetzt ist der Künstler aber nicht dazu gekommen“, bedauert Ullrich Hahn. 

Wiedereröffnung der Kirche ab Juni geplant

Der gemauerte Block aus Ziegelsteinen soll weg. Das Wertvolle ist die alte Altarplatte, die aus dem Jahre 1645 stammt. Die braucht quasi einen neuen Unterbau. Ulrich Hahn würde durchaus eine provisorische Zwischenlösung in Erwägung ziehen. Es wäre schade, wenn der alte Tisch bei der Eröffnung noch dastehen würde. Auch die Frage der Finanzierung stellt sich, wenn Tony Cragg auch noch den Altartisch übernimmt.

Optimistisch sieht der Vorsitzende des Gemeindekirchenrates eine Wiedereröffnung der Kirche nach der Sanierung im Juni. Das Projekt wird durch das Land Sachsen-Anhalt gefördert. Allein 80.000 Euro stellt das Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr aus dem Regio-Programm zur Verfügung. Die Kosten für die gesamte Maßnahme liegen bei rund 135.000 Euro.