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Der neue Investor Munitor AG hat kein Konzept, aber die Konrad-Adenauer-Stiftung als Verkäufer ist zuversichtlich Was wird aus dem Schloss Wendgräben?

Von Stephen Zechendorf 22.01.2014, 02:27

Nach dem Verkauf von Schloss Wendgräben bleibt die Zukunft der bisherigen Bildungsstätte der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) unklar. Fest steht nur, die Stiftung zieht Ende des Jahres aus. Der neue Investor ist für Vorschläge zur Nachnutzung offen.

Zeppernick/Wendgräben l "Wir haben zwar das Schloss erworben, allerdings ist der Eigentumsübergang erst zum 31. Dezember 2014 vereinbart", erinnert der Geschäftsführer der Munitor AG, Manfred Müller. Wie die Volksstimme berichtete, hatte die Munitor AG die Immobilie von der KAS im Dezember 2013 erworben.

"Ein Nutzungskonzept gibt es noch nicht, wir sind für jede Anregung dankbar. Der Gastronomie und Hotelbetrieb bleibt vorerst erhalten und wird vielleicht sogar noch ausgebaut. Auch das Standesamt bleibt erhalten", so Manfred Müller. "In jedem Fall" unterstütze man den Verbleib des Gartens in dem touristischen Projekt "Gartenträume Sachsen-Anhalt", heißt es weiter: "Auch mit Dr. Ulrich von Wulffen haben wir bereits Kontakt aufgenommen und werden mit ihm und dem Freundeskreis von Schloss Wendgräben Kontakt halten."

Der Investor, der seinen Sitz in Saarbrücken hat und eigenen Angaben zufolge überwiegend in Süddeutschland agiert, werde weitere Nutzungsmöglichkeiten für das Schloss Wendgräben im Laufe der nächsten Monate prüfen: "Eine Nutzung als Schulungs- oder Bildungsstätte kombiniert mit Gastronomie-und Hotelnutzung würden wir bevorzugen, da dies nach unserer Meinung die sinnvollste Nutzung wäre. Wir stehen am Anfang unserer Überlegungen und sind natürlich an einer kostendeckenden beziehungsweise rentablen Lösung interessiert", so Manfred Müller.

"Eine Nutzung als Schulungs- oder Bildungsstätte kombiniert mit Gastronomie-und Hotelnutzung würden wir bevorzugen, da dies nach unserer Meinung die sinnvollste Nutzung wäre."

Manfred Müller, Investor

Die Konrad-Adenauer-Stiftung war seit Beginn der Ausschreibung vor zwei Jahren an einem Käufer interessiert, der das Schloss möglichst im Sinne der Stiftung nachnutzt. Dazu erklärt KAS-Pressesprecher Matthias Barner: "Für die Konrad-Adenauer-Stiftung ist es nach wie vor wichtig, dass eine adäquate Nachnutzung stattfindet. Die Stiftung hat sich eine vertragliche Verpflichtung geben lassen. Demnach wird der Käufer neue Nutzungskonzepte für Schloss Wendgräben anstreben, die harmonisch an die bisherige Nutzung als Bildungsstätte anschließen. Ausgeschlossen sind auch Nutzungen, die in einem politischen oder gesellschaftlichen Antagonismus zu den bisherigen Nutzungen stehen."

Doch wie lässt sich das im Vorfeld prüfen? Laut Pressesprecher Barner war die Konrad-Adenauer-Stiftung Referenznachweisen der Munitor AG nachgegangen und stellte fest: "Die Munitor-Gruppe hat wie in der Immobilienbranche üblich, zum Zweck des Erwerbs und der Nutzung eine Objektgesellschaft gegründet. Die Munitor-Gruppe verfügt über erfolgreiche Erfahrungen aus vielen Immobilienprojekten."

Die Internet-Recherche der Volksstimme gestaltet sich als schwer: Referenzen auf der Munitor-Internetplattform lassen sich kaum weiterverfolgen. Festzustellen ist, dass die Munitor-Gruppe in der Vergangenheit in Wohngebiete, ein kommunal geführtes Kulturhaus und einen Einkaufspark auf der "Grünen Wiese" investiert hat.

"Für uns ist es wichtig, dass der Rahmen für eine Wendgräben-Nachnutzung vertraglich verpflichtend geregelt ist."

Matthias Barner, KAS-Sprecher

Die Recherche ergibt auch, dass es bei einem Großprojekt der Munitor AG derzeit etwas "hakt": In Saarbrücken will das Unternehmen seit 2012 die lange leerstehende "Alte Post" sanieren, als Mieter steht schon das Landeskultus- und Bildungsministerium Gewehr bei Fuß. Einzig der Einzug verzögerte sich bisher dreimal. Als Ursache meldeten Medien zuletzt "Baumängel". In einem anderen Bauprojekt war die geplante Vermarktung einer Gewerbefläche durch eine Munitor-Gesellschaft geplatzt, nachdem Munitor lange Zeit keine Verkaufsaktivität an den Tag legte. Darauf angesprochen, heißt es seitens der Konrad-Adenauer-Stiftung: "Für uns ist es wichtig, dass der Rahmen für eine Wendgräben-Nachnutzung vertraglich verpflichtend geregelt ist."

Auch auf die Frage, wie die KAS ein Unternehmen einschätzt, welches, wie die Munitor-Gruppe, seinen Kunden unter dem Stichwort "Domizilierung" anbietet, steuergünstige Holding-Strukturen in Luxemburg einzurichten, gibt sich die Adenauer-Stiftung wortkarg.

Aussagen zum Kaufpreis will die Konrad-Adenauer-Stiftung mit Rücksicht auf den Vertragspartner auch nicht machen. Die CDU-nahe Stiftung hatte Schloss Wendgräben nur im Paket mit zwei weiteren stiftungseigenen Immobilien im Rheinland zum Verkauf angeboten - Schloss Eichholz und den Verwaltungssitz in St. Augustin. Alle drei Objekte sind aus öffentlichen Mitteln erbaut beziehungsweise renoviert worden. Insofern war beim Verkauf die Genehmigung der zuständigen staatlichen Behörden notwendig. Hier habe es keine Einwände gegeben, so der KAS-Sprecher.

Den Erlös des Dreifach-Immobilienverkaufes an die Munitor AG wird die Stiftung ausschließlich zur Errichtung eines neuen Gebäudes in Berlin verwenden. Dazu ist die Stiftung durch den Zuwendungsbescheid des Bundes verpflichtet.