Zerbster Schloss Eine Vision fürs Schloss
Was aus dem Zerbster Schloss einmal werden soll, soll ein Masterplan vorgeben. Dieser liegt nun vor.
Zerbst l Unter Mitwirkung des Schloss-Fördervereins hat das Architekturbüro Brosig und Mengewein ein Entwicklungs- und Nutzungskonzept für die Ruine der einstigen Zerbster Fürstenresidenz erarbeitet. Es handelt sich um den Masterplan, den Helmut Seidler (FFZ) und seine Fraktionskollegen seit längerem einfordern.
Die umfangreiche Betrachtung dient als Grundlage für die weitere Sanierung des barocken Baudenkmals. „Es ist ein Szenario, das über einen längeren Zeitraum umsetzbar ist, abhängig davon, wie Gelder fließen“, erklärte Bürgermeister Andreas Dittmann. So dient die als mehrseitige, mit Anlagen versehene Studie nicht zuletzt dazu, potentiellen Fördermittelgebern ein realistisches Fernziel zu vermitteln.
„Über die Zweckbindungsfrist für die Bermen von 25 Jahren brauchen wir nicht nachzudenken“, spielte das Stadtoberhaupt auf die Vision an, die Rasentribüne zurückzubauen und stattdessen die Fundamente des Corps de logis freizulegen. Und nicht nur das. Es soll ein neuer Hauptzugang als Anbau geschaffen werden, der über eine Rampenanlage mit dem Ostflügel verbunden ist, wo über einen Aufzug einmal alle Schlossebenen erreichbar sein sollen.
Ebenfalls angedacht ist, die alte Struktur des Westflügels ans Tageslicht zu holen – teilweise oder vollständig, wie Lutz Mengewein den Mitgliedern des Bau- und Stadtentwicklungsausschusses erläuterte. Auch den Wunschtraum des Vereins, dem Ostflügel sein historisches Äußeres – inklusive Walmdach – wiederzugeben, stellte der Architekt vor. Daneben ging er auf die Nutzungsideen für die einzelnen bereits vorhandenen oder noch entstehenden Räumlichkeiten ein wie die Unterbringung der Fürstengruft im ehemaligen Küchenbereich des Schlosses.
Nicht zuletzt thematisierte Lutz Mengewein das europäische Flora-Fauna-Habitat (FFH) zum Schutz der Fledermäuse, das im erhaltenen Ostflügel existiert. „Es ist aussichtslos, das FFH-Gebiet aus dem Schloss rauszukriegen“, konstatierte Dittmann. Allerdings möchte man versuchen, das Habitat zu begrenzen, das nur noch dank der Bemühungen des Fördervereins besteht, wie der Bürgermeister betonte.
Dennoch hätten sich einige Bereiche durch die erfolgten Sicherungsmaßnahmen derart verändert, das sie den Fledermäusen keinen Lebensraum mehr bieten. „Wir haben über Alternativen nachgedacht, wie man den betroffenen Arten entgegenkommen kann.“ Dittmann erzählte vom Vorschlag, die Kellerstrukturen des nicht mehr existenten Kämmereigebäudes und damit eine kalte, feuchte und zugige Rückzugsmöglichkeit für die Fledermäuse zu reaktivieren.
Die entsprechende Zuarbeit zu diesem Thema seitens des beauftragten Büros Myotis steht bislang jedoch trotz wiederholter Nachfragen aus, weshalb der Masterplan dem Bauausschuss noch nicht als Beschluss vorlag, sondern nur erstmal vorgestellt wurde.
Alfred Schildt (Linke) griff das Stichwort der musealen Nutzung auf. „Ein Museum wird erst mit Leben erfüllt, wenn dort Leben stattfindet“, regte er an, „Musik trifft Denkmal“ mit ins Konzept zu integrieren. Die erfolgreiche Reihe soll in diesem Jahr nicht mehr stattfinden – es wäre die zehnte Auflage gewesen. „Setzen Sie sich mit dem Veranstalter zusammen und finden Sie eine Lösung“, wandte sich Hans Ulrich Müller (UWZ) an die anwesenden Mitglieder des Fördervereins.
„Wir stehen als Vorstand in der Verantwortung“, erläuterte Christian Keck die sicherheitstechnischen Bedenken, die Lutz Mengewein teilte. Die Flucht- und Rettungswege sind momentan begrenzt, ihnen gilt ein wichtiges Augenmerk bei der weiteren Erschließung der Ruine. „Es war nicht mehr kontrollierbar, wer alles im Schloss war“, begründete Keck die Entscheidung. „Wir sind bereit zu einem Gespräch in offener Runde“, betonte er. Denn „Musik trifft Denkmal“ sei eine gute Veranstaltung gewesen, die angenommen wurde.