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Jubiläum Schachspieler von Union Schönebeck stellen sich vor

Der Grundstein für den heutigen Verein Union Schönebeck wurde 1861 gelegt. In diesem Jahr feiert der Verein somit sein 160-jähriges Bestehen.

30.06.2021, 04:00
Bereits im Jahr 1952 wurde Schach in Schönebeck gespielt. Die Akteure trafen sich im Café Nehring, um gemeinsam ein paar Runden zu absolvieren.
Bereits im Jahr 1952 wurde Schach in Schönebeck gespielt. Die Akteure trafen sich im Café Nehring, um gemeinsam ein paar Runden zu absolvieren. Foto: Verein

Schönebeck - Andreas Kalusche

Doch nicht nur das 160-jährige Bestehen soll gefeiert werden. Im Jahr 2016 fusionierten die Vereine Schönebecker SC und Schönebecker SV zu Union. Somit steht die Feier auch im Zeichen der Fusion. Jeden Mittwoch werden zu diesem Anlass die Abteilungen von Union 1861 Schönebeck vorgestellt. In der heutigen Ausgabe stellen sich die Schachspieler und die Turnerinnen (unten) vor.

Mit der Gründung der BSG Motor am 1. September 1950 wurde auch eine Sektion Schach ins Leben gerufen. Maßgeblich daran beteiligt waren die Schachfreunde Hermann und Otto Reinhardt sowie vor allem Rudolf „Rudi“ Schilling, der als Sektionsleiter fortan für Jahrzehnte die Geschicke des Schönebecker Schachs bestimmen sollte.

Sein Ansatz der systematischen Werbung und Ausbildung von Kindern und Jugendlichen führte zu einem bemerkenswerten Aufschwung der Abteilung. Bereits 1951 konnte der erste nennenswerte Erfolg im Schülerbereich eingefahren werden. Dieter Zeun belegte bei der Landesmeisterschaft hinter dem späteren Großmeister Burkhard Malich den zweiten Platz.

Gleichzeitig stärkte Rudi Schilling den Schönebecker Schach, indem er gemeinsam mit Walter Bromann, Sektionsleiter Schach bei der BSG Lok Schönebeck, die Fusion beider Abteilungen unter dem Dach der BSG Motor forcierte. Von da an nahm die positive Entwicklung weiter an Fahrt auf.

In den 1950er- und 1960er-Jahren konnten im Schüler- und im Jugendbereich zahlreiche Bezirksmeistertitel errungen werden – sowohl im Einzel als auch mit der Mannschaft. Dementsprechend nahm der Schönebecker Nachwuchs regelmäßig an DDR-Meisterschaften teil und gewann sogar Titel wie zum Beispiel den DDR-Mannschaftsmeistertitel der Schüler 1958 und 1959 sowie der Schülerinnen 1960.

Dieses hohe Niveau konnte nicht ganz gehalten werden. Dennoch spielte der Schönebecker Nachwuchs bis in die frühen 1990er-Jahre hinein eine beachtliche Rolle auf Bezirksebene und konnte noch einige Mannschafts- und Einzeltitel erringen. Nach jahrzehntelanger Durststrecke gelang es Felix Schüler Anfang 2020, wieder einen Bezirksmeistertitel nach Schönebeck zu holen.

Im Erwachsenenbereich konnte der Verein nicht in ganz großem Ausmaß von der guten Nachwuchsarbeit profitieren, da viele Jugendliche den Verein wegen des Studiums verließen oder zu anderen Vereinen delegiert wurden. Somit kam es nur vereinzelt zu Verstärkungen der ersten Männermannschaft.

Spielbetrieb auf Bezirksebene mitgeprägt

Dennoch konnte ab 1957 zumindest auf Bezirksebene das Spielniveau mitbestimmt werden, als erstmals der Titel des Bezirksmannschaftsmeisters gewonnen wurde. Auf Kreisebene konnten auch regelmäßig im Einzel- und Mannschaftsbereich Titel eingefahren werden. So wurde Joachim Breitfeld 1971 und Günter Apel 1975 Kreismeister.

In der Breite war der Verein dank der guten Nachwuchsarbeit so gut aufgestellt, dass über Jahrzehnte hinweg mehrere Mannschaften am regelmäßigen Wettkampfbetrieb teilnahmen. Die Sektion Schach besaß zum Beispiel im Jahr 1975 insgesamt 72 Mitglieder, so dass neun Mannschaften aufgestellt wurden: Vier Männer- (Bezirksliga, Bezirksklasse, Kreisliga, Kreisklasse), zwei Jugend- (Bezirksliga und Bezirksklasse) und drei Schülermannschaften (2x Bezirksliga und Kreisklasse).

Infolge des politischen Umbruchs und der damit einhergehenden Veränderungen kam es zu einem massiven Mitgliederrückgang. In den vergangenen zehn Jahren gelang es, die Mitgliederzahl einigermaßen stabil zu halten und die Anzahl der Kinder wieder leicht zu steigern. Aktuell weist die Abteilung 20 Mitglieder auf (zwölf Erwachsene, acht Kinder). Am Wettkampfbetrieb nehmen eine Erwachsenen- und eine Nachwuchsmannschaft teil.

Seit dem Aufstieg 2007 spielt Union ununterbrochen in der Bezirksoberliga, in der die Mannschaft regelmäßig Plätze in der oberen Tabellenhälfte einnimmt. Alljährlich nimmt Union auch am Bezirkspokal für Mannschaften teil. Dabei haben sich die Schönebecker schon öfter als Pokalschreck erwiesen und einige höherklassige Mannschaften herausgeworfen. Höhepunkt war der Titelgewinn in der Saison 2013/14.

Im Einzelbereich nehmen regelmäßig Unioner an regionalen und überregionalen Turnieren teil. Bei der vom Deutschen Schachbund ausgerichteten Deutschen Amateurmeisterschaft gelang Andreas Kalusche (2005, 2007 und 2013), Manuel Lorente (2008) und Reinhold Reimann (2019) in ihren jeweiligen Leistungsklassen der Einzug in die Finalrunde.

Derzeit bester Schönebecker ist unangefochten Michael Görgens. Er trainiert nicht nur den Nachwuchs, sondern sammelte in der jüngeren Vergangenheit auch etliche Titel (Kreismeister, Bezirksmeister, Bezirkspokalsieger, Landespokalsieger). Den unbestrittenen Höhepunkt seiner Schachkarriere bildet jedoch die Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft 2016, wodurch die Schönebecker Vereinsfarben zum ersten Mal beim wichtigsten Einzelturnier im deutschsprachigen Raum vertreten waren.

Die aktuelle Pandemie hat natürlich auch beim Schach-Spielbetrieb Spuren hinterlassen. Zwar beendete Union die Saison 2019/2020, die nach längerer Unterbrechung noch zu Ende gespielt werden konnte, als Tabellendritter, doch fiel die Saison 2020/21 dafür komplett aus. Auch Einzelturniere haben praktisch nicht stattgefunden. Auf Training brauchte jedoch zumindest der Schönebecker Nachwuchs nicht ganz zu verzichten – dank des Internets mit seinen vielfältigen Möglichkeiten.

Mitglieder denken weit über Vereinsgrenzen hinaus

Derzeit überwiegt die Hoffnung, dass in der Saison 2021/22 wieder gelungene Mattkombinationen und nicht ausgefallene Spieltage die Schlagzeilen bestimmen.

Doch nicht nur die sportlichen Erfolge sorgen dafür, dass die Schönebecker sich einen Namen machen. Die Elbestädter zeichnen sich auch dadurch aus, dass sie weit über die Vereinsgrenzen hinweg denken. Dies findet seinen Niederschlag in zahlreichen eingenommenen Funktionen und Ämtern, was dem Verein ein großes Ansehen in der Schachwelt eingebracht hat.

Neben Rudi Schilling, unter anderem Mitglied des Präsidiums des Schachverbandes der DDR, seien folgende Namen beispielhaft genannt: Walter Görgens leitete als Schiedsrichter jahrelang Bundesliga-Begegnungen. Er war von 1991 bis 1993 Präsident des Landesschachverbandes Sachsen-Anhalt und fungierte später als Vorsitzender sowohl des Schachbezirkes Magdeburg als auch des Kreisschachverbandes des Salzlandkreises. Dieter Zeun hatte jahrelang das Amt des Bezirksspielleiters inne. Otfried Zerfass sorgte viele Jahre als Staffelleiter auf Landesebene für einen reibungslosen Spielbetrieb und ist seit 2019 Seniorenreferent des Landesschachverbandes Sachsen-Anhalt. Andreas Kalusche ist seit 2013 Vorsitzender des Schachbezirkes Magdeburg.

Die Schönebecker Schachspieler gewinnen den Bezirkspokal 2013/2014. Einer von vielen Erfolgen der Abteilung.
Die Schönebecker Schachspieler gewinnen den Bezirkspokal 2013/2014. Einer von vielen Erfolgen der Abteilung.
Foto: Verein
Manuel Lorente machte mit einigen guten Spielen auf sich aufmerksam.
Manuel Lorente machte mit einigen guten Spielen auf sich aufmerksam.
Foto: Verein