Derenburg Nach der OP für die kleine Anita: Endlich Rad fahren ohne Schmerzen
Anita Eichner aus Derenburg kämpft weiter: Für mehr Lebensqualität trotz ihrer Behinderungen. Kurz vor ihrem 13. Geburtstag ist das Mädchen in Barcelona operiert worden. Seither kann sie sich viel besser bewegen und ohne Schmerzen Fahrrad fahren.

Derenburg - Die Ärzte hatten die kleine Anita aus Derenburg schon aufgegeben, nachdem das Mädchen viel zu früh und mit einem Gewicht von nur 810 Gramm zur Welt gekommen war. Anders als ihre Zwillings-Schwester erlitt Anita bei der Geburt eine Hirnschädigung und eine sogenannte Zerebralparese. Sie konnte sich daher geistig und körperlich nicht so entwickeln, wie gesunde Kinder. Dass sie 13 Jahre später Fahrrad fährt, etwas sprechen und schwimmen kann sowie in die Schule geht, daran hat sie selbst großen Anteil. „Sie ist eine Kämpferin“, sagt ihre Mutter Alexandra immer wieder.
Ein steiniger Weg
Der Weg dorthin war aber steinig. Und er ist es immer noch. Seit jeher kämpfen Eichners darum, dass die Kosten für die Therapien, mit denen sichtlich Erfolge erzielt worden sind, von den Krankenkassen übernommen werden. Um überhaupt das Geld dafür aufzubringen, hatten Eichners vor Jahren eine große Sammelaktion für ausrangierte Stifte initiiert, die sogar bundesweit Unterstützung fand.
Eigenen Verein gegründet
Über den Verein „Lachen, Leben, Laufen für Anita“, der auch eine Familie aus Silstedt unterstützt, wurden weitere Spenden akquiriert, um die Aufenthalte im Adeli-Medical-Center finanziell abzufedern. Diese Rehaklinik im slowakischen Kurort Piestany bietet eine Bewegungsfördernde Spezialtherapie an, die es in Deutschland in dieser Form nicht gibt.
Schonende Operationsmethode
Bei ihren Recherchen rund um Anitas Krankheit stieß Alexandra Eichner auch auf eine Operationsmethode, um Muskelverkürzungen zu beheben, die bei Patienten mit Zerebralparese typisch sind. Ein Pionier auf diesem Gebiet ist Dr. Igor Nazarov. Er praktiziert in einer Klinik in Barcelona und hat nun auch Anita erfolgreich operiert. „Solche Eingriffe werden zwar auch in Deutschland vorgenommen, aber Dr. Nazarov wendet eine viel ausgefeiltere Methode an. Ein schonenderes, aber intensiveres Verfahren“, erläutert Alexandra Eichner. So nimmt er minimal invasive Eingriffe an den Faszien vor. „Dabei werden verkürzte, bewegungseinschränkende Bindegewebsfasern durchtrennt. Dies führt aber zu keinen anatomischen Veränderungen des Gewebes“, erklärt Alexandra Eichner. „Und die Einschnittstellen sind nur so groß wie ein Mückenstich.“ An Anita nahm Dr. Nazarov während der OP insgesamt 24 dieser minimalen Eingriffe vor – an den Beinen, am Kopf und am Becken.
Kampf mit den Krankenkassen
Und der Erfolg, so Alexandra Eichner spreche für sich: „Vor der OP hatte Anita beim Fahrradfahren immer wieder Schmerzen. Jetzt fährt sie viel lieber. Und an ihrem Laufgerät wollte sie gar nicht mehr aufhören zu üben“, freut sich ihre Mutter über die sichtbaren Erfolge. Zudem verbesserte sich die Muskelfunktion im Gesicht, wie geringeres oder kein Speicheln, besseres Kauen, Schlucken und Sprechen. Durch die vergrößerte Ausdehnungsmöglichkeit des Brustkorbes verbesserte sich auch die Atmung. Doch obwohl die Behandlung innerhalb der Europäischen Union stattgefunden hat, steht für sie nach wie vor der Kampf um die Kostenübernahme an. Denn allein der Krankenhaus-Aufenthalt samt Flug nach Spanien kostete rund 8000 Euro.
Spendenkonto eingerichtet
Wer direkt der Familie helfen und Anita unterstützen möchte, kann sich an den Verein wenden und sich informieren unter www.lachenlebenlaufenfueranita.de. Das Spendenkonto bei der Harzsparkasse lautet: DE07 8105 2000 0901 0594 39.