Eidgenossen geben für Klemme rund 280 Millionen Euro aus / Wirtschaftsministerium zufrieden Schweizer kaufen Großbäckerei in Eisleben
Der schweizerisch-irische Backwarenkonzern Aryzta kauft die Großbäckerei Klemme in Eisleben (Mansfeld-Südharz). Klemme gehört zu den Schwergewichten der Branche. Das Unternehmen hat sieben Produktionsstätten und 1400 Mitarbeiter.
Magdeburg/Eisleben l Schweizer Unternehmen strecken ihre Fühler immer stärker nach Deutschland aus. Gestern unterrichtete der Backwarenkonzern Aryzta die Öffentlichkeit, die Großbäckerei Klemme mit Stammsitz in Eisleben für 280 Millionen Euro gekauft zu haben.
Die "strategische Akquisition" von Klemme entspreche den Plänen Aryztas, seine Geschäfte durch Übernahmen geografisch auszuweiten, teilte der Konzern gestern in Zürich mit.
Was macht Klemme interessant? Das Unternehmen produziert Tiefkühlbackwaren wie Brötchen und Baguettes für Großhändler, die Gastronomie und Hotellerie, für Hausbäckereien in Supermärkten, für große Filialbäckereien und für Tiefkühlheimlieferdienste.
Aryzta wird durch den Zukauf von Klemme zu einem der international führenden Anbieter von vorgefertigten Backwaren, die im Laden aufgebacken werden.
Klemme war 1993 mit zunächst 15 Beschäftigten in Eisleben an den Start gegangen. Heute hat die Firma sieben Produktionsstätten in Sachsen-Anhalt sowie ein Werk in Nordhausen in Thüringen mit zusammen rund 1400 Beschäftigten. Erst im September vergangenen Jahres hatte Klemme ein neue, 45 Millionen Euro teure Anlage in Eisleben in Betrieb genommen.
Um das Werk in Nordhausen hatte es seinerzeit in Sachsen-Anhalt große Aufregung und einen heftigen Streit um die Förderpolitik im Land gegeben. Ursprünglich wollte Klemme auch die neue Fabrik im strukturell angeschlagenen Mansfelder Land bauen. Da das hiesige Wirtschaftsministerium jedoch den Bau mit der Begründung, frühere Klemme-Investitionen bereits sehr großzügig unterstützt zu haben, nicht mehr fördern wollte, hatte sich Klemme für Thüringen entschieden.
Wer steckt hinter Aryzta? Mit weltweit mehr als 8000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von mehr als vier Milliarden Euro ist die Unternehmensgruppe in ihrem Bereich globaler Marktführer. Zum Vergleich: Klemme erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 229 Millionen Euro. Zu Aryzta gehören unzählige Produktionsstandorte unter anderem in Europa, Nordamerika, Südamerika, Asien und Australien. Das Unternehmen ist an den Börsen in Zürich und Dublin notiert.
"Die Übernahme der Klemme AG zeigt einmal mehr das große Potenzial, das das Eisleber Unternehmen auch auf dem internationalen Markt attraktiv macht", sagte gestern Wirtschaftsministerin Birgitta Wolff (CDU) der Volksstimme. Hierdurch würden sich für die Großbäckerei Wachstumsoptionen eröffnen, die die Wettbewerbsfähigkeit und damit den Bestand des Unternehmens in der Region stärken und sichern könnten. "Wir stehen auch mit den bisherigen Eigentümern in Kontakt, um aus den Verkaufserlösen neue, attraktive Investitionsvorhaben in Sachsen-Anhalt zu verwirklichen", deutete Wolff weitere Projekte an.
Schweizer Investoren sind in der Lebensmittelbranche in Deutschland keine Unbekannten mehr. Sie fädeln zum Teil große Deals ein. So war im vergangenen September der Mainzer Brezelbäcker Ditsch von der Schweizer Valora-Gruppe gekauft worden. Im Oktober hatte der Schweizer Handelsriese Migros die Fuldaer Supermarktkette Tegut mit rund 300 Filialen übernommen.