Kulturwinter erinnert an ehemalige Gutsbesitzer im Stremmeort Hohenzollern und von Arnims herrschten einst in Schlagenthin
Genthin (mfe) l Die zweite Veranstaltung des Schlagenthiner Kulturwinters war wieder ein großer Erfolg. Das Gemeindehaus war bestens besucht. Kein Wunder, widmete sich Referentin Daniela Möcker den Schlagenthiner Gutsbesitzern. Mit ihnen sind besonders die Namen Hohenzollern und von Arnim verbunden. "Beide Herrschergeschlechte waren gleichzeitig auch Besitzer des Vorwerkes Kleinwusterwitz", erläuterte Möcker. Als der jüngste Sohn des Soldatenkönigs - Prinz Ferdinand von Preußen - Schlagenthin um 1767 erwarb, war das Gut völlig verschuldet. Fortan war Schlagenthin eine Geldanlage, die Besitzer wohnten nicht hier, sondern ließen das Gut durch Pächter und Verwalter bewirtschaften.
Dennoch waren sie die Patrone der Kirche. Ferdinand stiftete der Kirche zu Schlagenthin einen Abendmahlskelch und die dazugehörende Patene und ließ seinen Namen auf beidem verewigen. Sein einzig überlebender Sohn August, der als der damals reichste Preuße galt, erbte das Gut von seinem Vater und erließ hier am Anfang des 19. Jahrhunderts eine Reihe von Baumaßnahmen. Darunter waren das Schlagenthiner Pfarrhaus an der Kirche, das 1824 entstand oder die sogenannte Alte Schule nahe der Kirche, die 1831 gebaut wurde. Die Kirche selbst wurde fünf Jahre später saniert. In Kleinwusterwitz entstand sogar ein ganz neues Gotteshaus. Alle Bauvorhaben liefen ähnlich ab. Der Prinz bezahlte jeweils das Baumaterial, die Gemeinde erbrachte die Arbeitsleistung. Der lebenslustige Prinz hatte eine Reihe von Liebschaften. Zu ihnen gehörte Auguste Arendt, die Tochter eines jüdischen Geldwechslers, mit der er sieben uneheliche Kinder hatte. Die zweitälteste Tochter Elisabeth, später geadelte von Prillwitz, erbte das Gut Schlagenthin. Es wurde ihr zugelost. Sie heiratete den uckermärkischen Adeligen Harry von Arnim, der später eine steile Kariere im diplomatischen Dienst Preußens und Deutschlands machte, aber durch Differenzen mit Bismarck ins Ausland fliehen musste.
Beide, Elisabeth und Harry, wurden im Mausoleum auf dem Eichberg bestattet, das etwa um 1957 abgerissen wurde. Schließlich war ihr Sohn Henning der letzte von Arnimsche Besitzer Schlagenthins, der Zeit seines Lebens die Schulden des Vaters abbauen musste. "Er zählte zu den Initiatoren der Bahnlinie zwischen Genthin und Milow", benannte Möcker eine besondere Leistung des letzten Besitzers. Seine Ehefrau war die berühmte englische Schriftstellerin Elizabeth von Arnim, die nach dem Tode Hennings das Gut verkaufte und nach England zurückging.
Der Vortrag wurde durch eine Gesprächsrunde ergänzt, in der die Besucher weitere Fakten zusammentrugen. Dieter Muth konnte berichten, dass das parkähnliche Gelände auf dem Eichberg noch weit ins 20. Jahrhundert hinein von den Schlagenthinern gepflegt wurde. "Hier standen auch noch die schönen schmiedeeisernen Bänke", erinnerte sich Muth. "Die Kinder haben im Winter beim Schlittenfahren die Wege der Anlage als Ausgangspunkt für gewagte Abfahrten genutzt", erzählte er unter dem wissenden Gelächter der Anwesenden. Ortsbürgermeister Horst Blasius erwähnte, dass dieses Areal als englischer Besitz galt und später der Gemeinde übertragen wurde. "Vermutlich hatte Elizabeth von Arnim das Mausoleum als Grabstätte ihres Mannes und ihrer Schwiegereltern vom Verkauf des Gutes ausgenommen." Schmerzlich haben viele Zuhörer den Abriss in Erinnerung behalten. Der Kulturwinter wird fortgesetzt. Am 28. Februar wird ab 19 Uhr die Geschichte der brandenburgischen Brennlaborwerke nachgespürt.