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Team der Hochschule Harz startet Film-Projekt "Silver Clips" Wenn der Opa mit der Oma chattet: Forscher wecken Lust auf Technik

Von Katrin Schröder 08.01.2014, 02:10

Geht es um Computer und Internet, sind Ältere oft zurückhaltend. Der Wernigeröder Thomas Schatz untersucht in einem Projekt, wie man moderne Technik Senioren näherbringt. Finanziert wird seine Forschung aus Spenden, die er via Internet sammelt - durch sogenanntes Crowdfunding.

Wernigerode l Drei ältere Damen sitzen bei einem Gläschen Sekt am Tisch und unterhalten sich angeregt. Im Mittelpunkt: Ein Tablet-Computer, der der lustigen Runde offenbar viel Gesprächsstoff liefert. Mit Szenen wie diesen wirbt die Hochschule Harz im Internet um Unterstützung für ein neues Forschungsprojekt.

Unter dem Titel "Silver Clips - Oma Lust auf Technik machen" ergründet ein Hochschulteam um Thomas Schatz, wie Älteren Informationstechnologien (IT) nähergebracht werden können. Das Argument des Politikwissenschaftlers: Technik helfe dabei, den Alltag zu erleichtern und länger selbstbestimmt zu leben.

Schatz ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Hochschule im Fachbereich Verwaltungswissenschaften und hat das Projekt mit ins Leben gerufen. Gerade beim Thema IT gebe es Nachholbedarf. "Das Phänomen ist, dass Senioren durchaus moderne Technik nutzen, zum Beispiel im Haushalt. Dennoch sind sie gegenüber Computern und Internet zurückhaltend", so der LinkePolitiker.

"Senioren sehen Informationstechnologien oft als Problem, weil sie sich der Technik nicht gewachsen fühlen."

Gründe für die Skepsis seien etwa Vorurteile gegenüber älteren Menschen bei den Herstellern - aber auch mangelndes Wissen bei den Senioren, die ihre technische Kompetenz oft unterschätzen. "Senioren sehen Informations- und Kommunikationstechnologien häufig nicht als Lösung, sondern als Problem, weil sie sich der Technik nicht gewachsen fühlen", vermutet Thomas Schatz.

Um das zu ändern, wollen die Forscher sogenannte Alterspioniere einsetzen, die Gleichaltrigen zeigen, wozu das Internet gut ist - etwa für das Telefonat mit den weit entfernt lebenden Enkeln über den Internetdienst "Skype". Oder für die "Google"-Suche nach neuen Rezeptideen.

Der Verein "Freunde fürs Leben" in Halberstadt zählt 300 Mitglieder. Dort vermitteln Ältere in speziellen Kursen anderen Mitmenschen als "Senioren-Technik-Botschafter", wie sie moderne Technik für sich nutzen. "Freunde fürs Leben" ist der einzige Verein in Sachsen-Anhalt, der an dem gleichnamigen Projekt des Bundesforschungsministeriums teilnimmt. Das Interesse ist groß, weiß Thomas Schatz - und das Konzept funktioniert. Allerdings will er es genauer wissen. "Die Vorbildwirkung ist da. Die Frage ist nun: Wie setzt man die Botschafter am besten in Szene?" Um das herauszufinden, wollen die Forscher kurze Videofilme mit älteren Darstellern produzieren. Mal humorvoll, mal ernst, soll in den Clips gezeigt werden, wie und wo Technik im Alltag eingesetzt wird.

Die Filme werden im Spätsommer einer Seniorenrunde beim Verein "Freunde fürs Leben" gezeigt. Nach der Vorführung findet eine moderierte Diskussionsrunde statt.

Die Wissenschaftler erhoffen sich von den gewonnenen Daten Aufschluss darüber, welche Rollenvorbilder Ältere besonders ansprechend finden und welche ihnen die meiste Lust auf Technik vermitteln können. "Das ist auch sehr interessant für Unternehmer", erklärt Thomas Schatz.

"Die Vorbildwirkung ist da. Die Frage ist nun: Wie setzt man die Botschafter am besten in Szene?"

Neuartig ist auch die Art der Finanzierung. "Silver Clips" ist das erste Projekt, das die Hochschule Harz über das sogenannte Crowdfunding finanziert. "Für die Hochschule ist es ein Modellprojekt, das zeigt, wie Wissenschaft auch auf innovativen Wegen finanziert werden kann", so Schatz.

Beim "Crowdfunding" wird im Internet um Spenden geworben. Auch kleine Beträge helfen. Das Ziel von 3500 Euro, die für die Video-Produktion benötigt werden, hatten die Wissenschaftler bereits nach knapp zwei Wochen erreicht. Dazu trug ein Großspender aus Hamburg bei, ebenso der Erste Platz bei einem Demografiewettbewerb auf der Internetplattform www.sciencestarter.de, der mit 1000 Euro dotiert ist.

Noch gut einen Monat lang können interessierte Freunde der Wissenschaft über die Internetseite spenden. Das Geld, das die Forscher zusätzlich einnehmen, wird verwendet, um das Projekt noch besser auszustatten.

Die Ergebnisse des Forschungsprojekts werden im Internet veröffentlicht und sind für jeden frei zugänglich.

Informationen zu diesem Projekt gibt es im Internet unter www.sciencestarter.de.