Schierker Ski-Club zweifelt an Erfolg eines Wintersportgebietes ohne Kunstschnee Freude über touristische Entwicklung, Kritik an Skihang
Wernigerode l Die Debatte um das Ganzjahreserlebnisgebiet am Winterberg in Schierke hält die Menschen der Region weiter in Atem. Der Wernigeröder Stadtrat hat vergangene Woche mit breiter Mehrheit grünes Licht für weitere Vorplanungen des Sportareals gegeben (wir berichteten).
Kritik am aktuellen Planungsstand übt der Schierker Ski-Club. Andreas Günnel gegenüber der Volksstimme: "Da plant doch allen Ernstes die SPD ein Wintersportgebiet ohne Kunstschnee. Mit Schneekanonen kann für etwa 100 Tage in jeder Saison der Betrieb der Anlage gesichert werden, ohne kann es auch mal gegen null Tage gehen." Stadtrat Siegfried Siegel (SPD) hatte am Donnerstag einen Änderungsvorschlag eingereicht. Diesem zufolge sollte sich die Verwaltung klar gegen den Einsatz von technischer Beschneiung des Skihangs in Schierke positionieren. Die Forderung war abgelehnt worden.
Die Kritik von Andreas Günnel betrifft aber auch die Pläne, eine Seilbahn am Winterberg zu installieren. Günnel: "Niemand braucht eine Seilbahn. Ein Sessellift mit gleicher oder höherer Kapazität zu vielleicht einem Drittel der Kosten tut es auch."
"Wer eine Skipiste ohne Schneekanonen baut, sollte es gleich lassen."
Andreas Günnel, Ski-Club Schierke
Überhaupt sei die derzeitige Skipiste am falschen Ort geplant. "Damit Skifahren überhaupt Spaß macht, braucht die Piste ein gewisses Gefälle - und ich meine hier nicht für Skirennen. Dieses Gefälle fehlt hier. Es nützt niemandem, eine Anlage wissentlich an die falsche Stelle zu bauen. Und wer ohne Schneekanonen heute so etwas plant, sollte es besser gleich lassen."
Ein positives Beispiel für ein modernisiertes alpines Skigebiet gebe es in Winterberg im Sauerland. Dort sind laut Andreas Günnel 25 moderne Lifte und Beschneiungsanlagen gebaut worden. "Rund herum ist eine schöne Infrastruktur entstanden, von der der ganze Ort profitiert." Der Harz habe sogar bessere natürliche Voraussetzungen, meint der Ski-Clubberer. Und abschließend: "Ich fahre seit 30 Jahren alpine Skirennen, bin kein Schierker, aber seit über 40 Jahren Mitglied im dortigen Skiclub und der für alpinen Skisport im Skiverband Sachsen-Anhalt Verantwortliche. Mich hat noch keiner der für diese bisherigen mangelhaften Planungen Verantwortlichen angesprochen. Ist es so schwer, Fehler zuzugeben und zumindest die bisher schon zuhauf geäußerten Bedenken zu prüfen und in das Projekt einfließen zu lassen?"
Gegenwind zur Kritik kommt von Detlef Brozio aus Wernigerode. Er schreibt: "Ich freue mich sehr, dass die Stadt Wernigerode sich mit ihrer ganzen Wirtschaftskraft für die Ortsentwicklung einbringt."
Negativ sieht der ehrenamtliche Geschäftsführer des Fördervereins für Skisport und Naturschutz im Harz die Berichterstattung über dieses Thema, in der "der Eindruck vermittelt wird, dass die Bürger - als die Öffentlichkeit - nicht informiert wurden." Priorität habe für ihn, dass Schierkes Alleinstellungsmerkmale Wintersport/Wintertourismus und Lage im Nationalpark in den jetzigen Projekten umgesetzt werden. Brozio war in die einstigen ehrgeizigen Überlegungen zu "Schierke 2000" involviert, die ihm zufolge an fehlenden Eigenmitteln gescheitert waren.
Als "beispielhaft" bezeichnet Brozio das Loipenprojekt seines Fördervereins, dass wegen der "ausgezeichneten Qualität" verdeutlicht, "wie zunehmender Bedarf für dieses Projekt geweckt wurde und wie dadurch eine wachsende Zahl von Tagesgästen und Winterurlaubern wirtschaftlich positive Effekte im Ort und darüber hinaus erzeugen". Brozio begrüßt es, dass sich die Stadtverwaltung intensiv dem Projekt widmet und, "mit welchem Engagement die Weitsicht der Landesregierung genutzt wurde, um Fördergeld einzuwerben". Die Interessen Einzelner dürfen dabei nicht im Vordergrund stehen, sondern "die Entwicklung des Ortes und der gesamten Region".