Migration 60 Prozent mehr neue Asylsuchende als im Vorjahreszeitraum
Die Zahl der Schutzsuchenden in Deutschland und damit auch in Sachsen-Anhalt steigt. Die Unterbringung wird zunehmend zur Herausforderung. Im Nachbarland Thüringen sollen wieder Container aufgestellt werden.
Magdeburg - Sachsen-Anhalt hat bis Ende September bereits 5613 Asylsuchende aufgenommen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bedeute das einen Anstieg um mehr als 60 Prozent, teilte das Innenministerium der Deutschen Presse-Agentur in Magdeburg mit. Damals wurden bis Ende September 3448 Asylbegehrende aufgenommen. „Schon jetzt steht fest, dass Sachsen-Anhalt in diesem Jahr mehr Asylzugänge als im Vorjahr aufzunehmen haben wird“, so das Ministerium weiter. Der Bund gebe weiterhin entgegen seiner Verpflichtungen keine Prognose zu den zu erwartenden Asylzugängen ab, sondern lasse „die Entwicklung weitestgehend laufen“.
Seit Mitte August kämen wieder wöchentlich 200 und mehr Menschen. Zuletzt seien diese Werte in der ersten Januar-Woche dieses Jahres erreicht worden. In den zurückliegenden Jahren habe das Asylzugangsgeschehen in Herbstmonaten stets zugenommen.
Alle Asylsuchenden werden in Sachsen-Anhalt zunächst in der Erstaufnahme des Landes untergebracht und von dort in die Landkreise und kreisfreien Städte verteilt. „Momentan sind knapp 1900 Asylsuchende in der Erstaufnahme des Landes untergebracht“, erklärte das Ministerium. Es würden Aufnahmekapazitäten für Neuzugänge in der Höhe des durchschnittlichen Wochenzugangs frei gehalten.
Insgesamt stünden 2500 Erstaufnahmeplätze zur Verfügung, die aber nicht alle zeitgleich nutzbar seien, etwa wegen laufender Reinigung, Instandsetzung und Renovierung oder aufgrund unterschiedlicher ethnischer oder religiöser Bewohnerzusammensetzungen. „Sachsen-Anhalt erfüllt seine Aufnahmeverpflichtungen“, so das Ministerium.
Im Nachbarland Thüringen hatte es am Mittwoch eine Sondersitzung des Kabinetts zur Flüchtlingspolitik des Landes gegeben. Sie war als Reaktion auf die Überbelegung der Erstaufnahme in Suhl einberufen worden, die Ende vergangener Woche die Aufnahme von Geflüchteten stoppen musste. Nun will Thüringen erstmals Geflüchtete auch in Containern unterbringen.
In Sachsen-Anhalt wurden die Erstaufnahmekapazitäten laut dem Innenministerium in Magdeburg 2022 und in diesem Jahr um mehr als 400 Bettenplätze aufgestockt. „Weitere Aufstockungen stehen bevor beziehungsweise befinden sich in der Umsetzung.“ Zudem soll im zweiten Quartal kommenden Jahres die neue Landesaufnahmeeinrichtung in Stendal noch vor der endgültigen Fertigstellung in Betrieb gehen.
Die Kommunen arbeiteten permanent daran, neue Unterbringungsmöglichkeiten zu schaffen, um auch ihrer gesetzlichen Aufnahmeverpflichtung nachzukommen. „Die Kapazitäten auf dem privaten Wohnungsmarkt sind jedoch weitgehend ausgeschöpft. Bei den Unterbringungsmöglichkeiten bestehen regionale Unterschiede in der Auslastung.“ Während die großen kreisfreien Städte und manche Landkreise äußerst stark durch die Aufnahme belastet seien und praktisch über keine nennenswerten Unterbringungskapazitäten mehr verfügten, seien in anderen Kommunen bei hoher Belastung dennoch einige wenige freie Unterbringungsplätze verfügbar, erklärte das Ministerium.