Freizeit Bäder-Betriebe: Sicherheits-Diskussion prägt die Saison
Regen, kühle Temperaturen - der Sommer macht eine Pause. Vor wenigen Wochen sorgte dagegen Hitze für großen Andrang ins Berlins Bädern. Prompt gab es Probleme. Die Folgen prägen die Saison.
Berlin - Rund drei Monate nach Beginn der Sommersaison in den Berliner Freibädern fällt eine erste Bilanz des Betreibers durchwachsen aus. Der bisherige Verlauf sei „stark geprägt von den Debatten um die eskalierenden Situationen in einigen Freibädern“ und die daraus resultierenden verschärften Sicherheitsmaßnahmen, teilte der Sprecher der Berliner Bäder-Betriebe, Matthias Oloew, auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit.
Die durchwachsene Witterungslage sorge für weniger Besucher, derzeit kämen vor allem Freibad-Fans sowie Stammschwimmerinnen und -schwimmer, die die Bäder bei jeder Wetterlage aufsuchen würden. „Sie wissen: Jetzt ist es geradezu paradiesisch dort“, so Oloew.
Angaben dazu, wie viele Menschen bislang insgesamt die Freibäder besucht haben, machte er mit Verweis auf eine Bilanz zum Saisonende nicht. 2022 gab es nach Unternehmensangaben 1,7 Millionen Besucher - deutlich mehr als während der Corona-Pandemie.
In der laufenden Saison war nach Angaben des Sprechers der 9. Juli bislang der besuchsstärkste Tag in den Freibädern. An dem Sonntag drängten rund 73.000 Menschen in die Bäder. Spitzenreiter waren das Strandbad Wannsee und das Sommerbad Kreuzberg, bekannt als Prinzenbad, mit jeweils etwa 9500 Gästen.
An jenem heißen Sommertag war das Columbiabad in Neukölln frühzeitig geschlossen worden nach Rangeleien und wegen renitenter Besucher. Wegen eines hohen Krankenstands des Personals blieb das Bad danach für eine Woche zu - was nach wiederholter Gewalt in Berliner Freibädern die laufende Diskussion um die Sicherheit anheizte.
Seit dem 15. Juli gilt nun eine Ausweispflicht für die Berliner Freibäder. Die Ein- und Ausgänge des Columbiabads sind seit Freitag videoüberwacht - ein Novum in Berlin. Die Polizei zeigt unter anderem mit mobilen Wachen verstärkte Präsenz. Weitere Maßnahmen sind laut der Bäder-Betriebe in Arbeit und würden mit der Berliner Polizei sowie der Senatsinnenverwaltung abgestimmt.
Nachgedacht wird etwa auch über eine Videoüberwachung am Prinzenbad in Kreuzberg. Für das Sommerbad Pankow, wo es im vergangenen Juni ebenfalls wiederholt zu Schlägereien gekommen war, wurde dies bislang öffentlich nicht in Erwägung gezogen.
Bei einem Vorfall am 1. Juli, der erst jetzt bekannt wurde, sind der Polizei aber auch ohne Videoaufzeichnung die Personalien der Beteiligten bekannt. Es handele sich um Personen im Alter von 16, 17, 18 und 22 Jahren, sagte ein Polizeisprecher am Samstag auf Anfrage. Die Gruppe soll versucht haben, am Sommerbad Pankow Badegäste mit Migrationshintergrund einzuschüchtern.
Wie aus der Antwort der Senatsinnenverwaltung auf eine Anfrage von Linken-Abgeordneten hervorgeht, wurden die Beteiligten vor dem Freibad in einheitlicher Oberbekleidung mit dem Aufdruck „III. Nationalrevolutionäre Jugend“ angetroffen. Sie hätten ein Transparent mit der Aufschrift „Prügelt euch am Mittelmeer“ gezeigt.
Eine Besucherin habe damals den Sicherheitsdienst über die Vorgänge im Eingangsbereich des Bades informiert, sagte der Polizeisprecher. Dieser habe die Polizei informiert und Einsatzkräfte hätten Platzverweise erteilt sowie die Personalien aufgenommen. Bei einem Beteiligten sei ein Paar Quarzsandhandschuhe festgestellt worden.
Die „Nationalrevolutionäre Jugend“ ist eine Jugendorganisation der rechtsextremistischen Kleinstpartei Der Dritte Weg. Ob die vier jungen Männer tatsächlich der Partei angehörten oder „anderen rechten Gruppierungen“, sei nicht bekannt, hieß es von der Senatsinnenverwaltung.