Brückensperrung Belastungstest in Bad Schandau: „Bedeutender Meilenstein“
Seit Monaten ist die Elbbrücke in Bad Schandau dicht. Das Experiment mit einem ferngesteuerten Schwerlastmodul könnte nun Erleichterung für die angespannte Verkehrssituation bringen.

Bad Schandau - Der dreitägige Belastungsversuch auf der gesperrten Bad Schandauer Elbbrücke ist gestartet. „Wir haben heute einen wunderbaren Meilenstein erreicht“, sagte Infrastrukturministerin Regina Kraushaar (CDU) vor Ort. Man sei zuversichtlich und hoffnungsvoll, dass die Brücke nach dem Test teilweise wieder geöffnet werden könne.
Für die Menschen vor Ort habe sich das Leben durch die Sperrung der Brücke im November von jetzt auf gleich verändert, etwa der Schul- oder Arbeitsweg, aber auch die Wege für Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste seien schwieriger geworden, so Kraushaar. Bis zu 20 Kilometer Umweg seien in Kauf zu nehmen.
Landrat Michael Geisler (CDU) beschrieb die Stimmung vor Ort als sehr angespannt, derzeit überwiege aber die Hoffnung, dass man die Brücke zumindest für den Pkw- und leichten Lkw-Verkehr wieder freibekomme. Dem stimmte auch der Bad Schandauer Bürgermeister Thomas Kunack zu. „Das wäre wirklich eine sehr, sehr, sehr gute Nachricht“, sagte er. „Drücken wir mal die Daumen, dass es auch dazu kommt.“
Brücke könnte für leichten Verkehr freigegeben werden
Der Belastungsversuch soll die Tragfähigkeit des Bauwerks testen. Mithilfe der installierten Messsysteme soll festgestellt werden, ob eine Wiedereröffnung möglich ist. Eine endgültige Entscheidung über eine teilweise Freigabe der Brücke für Pkws und leichte Lkw bis zu 7,5 Tonnen soll es spätestens drei Wochen nach Versuchsende geben. Busse im Nahverkehr und weitere schwerere Fahrzeuge wie etwa Müllautos könnten dann auch mit Sondergenehmigung per Ampelschaltung über die Brücke fahren.
Am Morgen fuhr ein ferngesteuertes Schwerlastmodul mit einem Gewicht von insgesamt 80 Tonnen über das Bauwerk, wie Stephan Berger, Abteilungsleiter Mobilität beim Infrastrukturministerium, erläuterte. Das ist demnach die schwerste Last, die während des Experimentes über die Brücke rollt. Hinzu kommen Gewichte, die über die Zeit hinweg an unterschiedlichen Stellen auf der Brücke abgestellt werden. Insgesamt soll so eine Last von bis zu 300 Tonnen erreicht werden.
Positives Zwischenfazit: „Die Brücke hält“
Ein erstes positives Zwischenfazit zog Berger am Mittag: „Die Brücke hält erst mal, es liegt nichts in der Elbe.“ Das sei vor allem bei der Fahrt mit 80 Tonnen am Morgen ein wichtiges Ergebnis gewesen. Nun müsse man die Ergebnisse des dreitägigen Tests und deren Auswertung abwarten.
Auch Brückenexperte Steffen Marx äußerte sich optimistisch. Dass die Brücke ins Wasser falle, halte er für sehr unwahrscheinlich. Im besten Fall trete während des Versuchs keine Schädigung auf. „Dann können wir sie für ein etwas eingeschränktes Lastbild wieder in Betrieb nehmen“, sagte Marx. Das sei das Hauptziel.
Planungen für Behelfsbrücke laufen
Parallel zum Test läuft die Planung einer Behelfsbrücke, die vorherigen Angaben zufolge Anfang 2026 fertig sein könnte. Auch da sei man auf einem guten Weg, so Kraushaar. Sollte die Brücke den Tests nicht standhalten, werde die Entwurfsplanung und der Bau auf Basis der bisherigen Planungen unverzüglich in Auftrag gegeben. „Die Menschen erwarten zu Recht, dass wir jeden Tag, den wir kürzer brauchen, auch wirklich kürzer machen.“
Brücke seit November gesperrt
Die Elbbrücke in Bad Schandau war am 7. November überraschend aus Sicherheitsgründen für sämtlichen Verkehr gesperrt worden. Der Schiffsverkehr kann wieder uneingeschränkt passieren. Vorausgegangen war eine Sonderprüfung nach dem Teileinsturz der Dresdner Carolabrücke.
Bei beiden Bauwerken ist Henningsdorfer Spannstahl verbaut. Da die Brücke in Bad Schandau unmittelbar nach der Carolabrücke nach ähnlicher Bauweise errichtet wurde, ist sie ähnlich gefährdet für die sogenannte Spannungsrisskorrosion, die in Dresden als Einsturzursache gilt.