Gesundheitsversorgung Diagnose Ärztemangel: Sachsen will Versorgung sicherstellen
Der Befund ist nicht neu. Auch in Sachsen fehlen vielerorts Ärzte. Mit Hilfe eines Gutachtens will die Politik gegensteuern und sich frühzeitig auf zukünftigen Bedarf vorbereiten.

Dresden - Sachsen steht bei der künftigen Gesundheitsversorgung eine schwierige Operation bevor. „Die Menschen werden älter und haben zugleich andere Anforderungen an die medizinische Versorgung“, erklärte Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD). Mancherorts bekämen die Leute trotz eines Versorgungsgrades von über 100 Prozent zeitnah keinen Arzttermin. Die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung bleibe eine Daueraufgabe.
Gutachten wurde bis zum Jahr 2035 fortgeschrieben
Das auch für Gesundheit zuständige Sozialministerium hatte ein 2016 erstelltes Gutachten zur Entwicklung des ambulanten Versorgungs- und Arztbedarfes in Sachsen bis 2035 fortschreiben lassen. Das Zentralinstitut für Kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi) nahm dafür 180 Indikatoren unter die Lupe, darunter die Altersstruktur der Ärzte, Fallzahlen und die Entfernung bis zur nächsten Praxis. So sollen Bedarfe frühzeitig eingeschätzt werden können.
Fokus richtet sich vor allem auf den ländlichen Raum
Vor allem in den ländlichen Regionen gelte es gute Rahmenbedingungen zu schaffen, betonte Köpping. Dabei gehe es etwa um Arbeitsbedingungen, die jungen Ärztinnen und Ärzten einen Einstieg in das Berufsleben ermöglichen und darum, sie in der Facharztausbildung zu unterstützen. „Arzt oder Ärztin zu sein, ist ein toller, erfüllender Beruf. Unsere Botschaft ist - dass Interessierte die bestmögliche Unterstützung bekommen, um den Beruf ergreifen zu können.“
Mehr Studienplätze, Mentorprogramme und Telemedizin
Die Gutachter empfehlen unter anderem einen Ausbau der Medizinstudienplätze und Programme, um etwa Allgemeinmediziner an eine bestimmte Region zu binden. Als entscheidender Faktor wird die Weiterbildung angesehen, um etwa ärztlichen Nachwuchs für eine Praxisübernahme zu gewinnen. Auch Telemedizin und mobile Angebote könnten dazu beitragen, Versorgungslücken auf dem Land zu schließen, hieß es.
Weniger Bürokratie und mehr Zeit für den Patienten
Die Kassenärztlich Vereinigung (KV) verwies unter anderem auf das neue Konzept von „Versorgerpraxen“ mit Videosprechstunden. Man sehe weiter Handlungsbedarf, um die ambulante Tätigkeit für Mediziner und bestehende Praxen attraktiver zu gestalten, betonte KV-Vizechefin Sylvia Krug und forderte dabei auch einen Abbau von Bürokratie, um mehr Zeit für Patienten zu haben, und den Einsatz moderner Technik zur Entlastung der Praxen.
Ärztliche Ressourcen werden immer knapper
„Die Diagnose ist bekannt: Ärztliche Ressourcen werden immer knapper“, betonte Zi-Vorstandschef Dominik von Stillfried. Die Versorgung müsse bei abnehmenden Kapazitäten einem steigenden Bedarf angepasst werden. „Was wir dazu brauchen, sind zielorientierte Maßnahmen, um auch in Zukunft eine wohnortnahe und hochwertige Patientenversorgung abzusichern.“