Noch vor dem Frühling Die Störche kehren nach Brandenburg zurück
Wo bleiben die Störche in Linum? Im Nachbarort klappert schon der erste Weißstorch, doch die Rückkehr der Ostzieher ist lang und hart. Zudem drängen immer mehr Westzieher nach Ostdeutschland.
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Linum - Ins Storchendorf Linum (Landkreis Ostprignitz-Ruppin) ist zwar noch kein Storch aus dem Süden zurückgekehrt, „aber im Nachbarort Kremmen ist bereits ein Weißstorch eingetroffen.“ Das sagt Kristin Garner, Stationsleiterin des Naturschutzzentrums „Storchenschmiede Linum“ auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Noch vor dem Start des Frühlings kehren die Störche nach Brandenburg zurück.
„Brandenburg ist das storchenreichste Bundesland der neuen Bundesländer“, erklärt Bernd Petri, Sprecher der Bundesarbeitsgruppe Weißstorchschutz des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu). 1.410 Brutpaare gab es laut dem Experten im vergangenen Jahr dort, insbesondere im Bereich der Elbe und Oder sowie im Havelland und im Spreewald.
Im Storchendorf Rühstädt an der Elbe lebten im vergangenen Jahr etwa 25 Paare. In Linum sind den Angaben zufolge in der Regel zehn Horste von brütenden Storchenpaaren besetzt. In Berlin gab es Petri zufolge zuletzt hingegen „nur ganz wenige Brutpaare“ – und zwar genau drei.
In Brandenburg fast (noch) ausschließlich Ostzieher
„Mehr als die Hälfe der Paare brüten mittlerweile auf speziellen Masten – nicht wie früher auf Dächern oder Schornsteinen“, sagt Petri. In Brandenburg seien fast ausschließlich sogenannte Ostzieher heimisch.
Diese fliegen Petri zufolge „weit und gefährlich“ über den Bosporus und den Nil entlang bis nach Ost- und Südafrika. Deshalb kämen die Ostzieher in der Regel erst ab Mitte März zurück – gut sechs Wochen später als die Westzieher. Diese ziehen hauptsächlich auf die iberische Halbinsel, also nach Spanien und Portugal.
Der Bestand der Ostzieher sei jedoch etwas zurückgegangen. Ihre Population in den neuen Bundesländern stellte vor 20 Jahren noch Dreiviertel aller deutschen Störche. Inzwischen hat sich das Verhältnis umgekehrt: „Dreiviertel des deutschen Bestandes sind Westzieher“, berichtet Petri. Da die Populationen der Westzieher enorm gewachsen seien, ziehe es diese auch immer häufiger nach Nordosten in die Brutheimat der Ostzieher.
„Das Klappern ist überall zu hören“
Störche sind laut dem Experten „nesttreu“ - sie kehren also immer wieder in ihren einen Horst zurück. Viele Störche sterben jedoch auf dem Weg dorthin.
Von März bis Anfang April kehren die meisten Störche zurück, die letzten bis Ende April. „Zunächst die männlichen Störche, die bereiten schon mal die Horste vor“, erklärt Stationsleiterin Garner. „Da kommt es dann auch zu vielen Kämpfen um Nester“, weiß Petri. „Und das Klappern ist überall zu hören.“
Größter deutscher Überwinterungsplatz in Hessen
Im Jahr 2024 brüteten laut Petri rund 13.200 Storchenpaare in Deutschland. In ganz Deutschland sind Baden-Württemberg und Hessen die Bundesländer mit der höchsten Dichte an Störchen.
Und nicht alle der Vögel ziehen im Winter von dannen: Sie können laut Garner bei milderem Klima auch in der kalten Zeit in Deutschland ein ausreichendes Nahrungsangebot finden. Der größte deutsche Überwinterungsplatz ist Petri zufolge im hessischen Ried bei Büttelborn: 420 Störchen bleiben dort.