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Schiffbau Feuerschiff „Elbe 1“ erhält Verjüngungskur in Stralsund

Das Feuerschiff „Elbe 1“ hat einige Jahrzehnte und Kollisionen auf dem Buckel. Aktuell wird es in Stralsund überholt. Bootsmann Jens Walther hat eine besondere Beziehung zu dem Schiff.

Von dpa 06.02.2025, 08:00
Die Arbeiten am historischen Feuerschiff „Elbe 1“ laufen in Stralsund auf Hochtouren.
Die Arbeiten am historischen Feuerschiff „Elbe 1“ laufen in Stralsund auf Hochtouren. Stefan Sauer/dpa

Stralsund/Cuxhaven - Die Generalüberholung des geschichtsträchtigen „Elbe 1“-Feuerschiffs auf dem Gelände der Stralsunder Volkswerft schreitet voran - mit der einen oder anderen Überraschung. Es gebe teils dreimal so viel zu tun wie gedacht, sagte Jan Tebbe-Simmendinger vom Unternehmen Strela Shiprepair. „Das ist bei so alten Damen so.“ Bis Anfang April solle das in Cuxhaven beheimatete Schiff fertig sein.

Die Bezeichnung „Elbe 1“ leitet sich von der Position ab, auf dem das Schiff als eine Art schwimmender Leuchtturm fungierte: auf erster Position in der Elbmündung. 

Die „Elbe 1“ hat dort einiges mitgemacht, erklärte Jens Walther, der seit 2019 als Bootsmann auf dem Schiff arbeitet. Wenn die Seeleute nach einem halben Jahr auf See das Schiff sahen, hätten sie gewusst, danach kommt Hamburg. „Was ist denn in Hamburg? Die Reeperbahn“, erklärte Walther. „Da lagen wir im Weg, meistens.“

Mehr als 50 Kollisionen 

Tatsächlich wurde das ab 1948 eingesetzte Feuerschiff während seiner 40-jährigen Dienstzeit von mehr als 50 Schiffen gerammt. Mittlerweile wird die „Elbe 1“ in Cuxhaven als Museumsschiff betrieben.

Die ehemalige Position „Elbe 1“ ist trotz des teils entfernten roten Anstrichs auch in der großen Schiffbauhalle in Stralsund als Schriftzug zu erkennen, ebenso der eigentliche Schiffsname „Bürgermeister O'Swald“. „Aber "Bürgermeister O'Swald" kennt keiner“, sagte Walther. Das sei der Name eines ehemaligen Hamburger Bürgermeisters. Wenn das Schiff fertig ist, werde es wieder im altbekannten Rot leuchten mit weißer Schrift.

Neuer Schiffs-Tüv fällig

Im September war es in Stralsund angekommen. Der Bund unterstützt die Arbeiten mit mehr als 2 Millionen Euro. Die Stadt Cuxhaven beteiligt sich mit 400.000 Euro. „Es geht darum, dass wir eine Fahrtklasse haben müssen. Also wie ein Tüv“, erklärt Walther. Dafür seien die nun umfassenden Arbeiten notwendig. 

Tanks werden erneuert, ebenso das Holzdeck, ein neues Bugstrahlruder wurde eingebaut. Auch die Außenhülle wird teils erneuert. „Das ist Verschleiß. Wir sind 80 Jahre bald.“

Trotz des Alters ist das Schiff weiter auf See unterwegs. „Wir machen im Jahr ungefähr zwischen 20 und 25 Fahrten.“ Das nächste große Ziel sei der Hamburger Hafengeburtstag im Mai. „Wenn alles gut geht“, sagte Walther. Auch 14 Tage auf der Ostsee seien geplant. Es gebe mehrere Kojen für zahlende Gäste. „Wir sind jetzt momentan schon doppelt überbucht.“

Bootsmann hat in Vorpommern gelernt

Bis zur nächsten Fahrt gibt es allerdings noch einiges zu tun für die Bootsbauer, Tischler, Rohrleger und Stahlbauer. Laut Tebbe-Simmendinger arbeiten täglich etwa 25 Menschen an dem Schiff und in Spitzenzeiten mit Subunternehmern bis zu 40.

Walther, der in Stralsund selbst mit Hand anlegt, ist Vorpommern nicht unbekannt. Anfang der 1980er machte der gebürtige Sachse in Sassnitz auf Rügen eine Ausbildung als Vollmatrose der Hochseefischerei. Damals seien es noch drei Parallelklassen mit knapp 90 Schülern und weitere Klassen für andere Zweige gewesen. Anfang des Jahres gab es dort noch zwei Fischer-Azubis.

Chance, wieder zur See zu fahren

Nach seiner Ausbildung war Walther für die DDR-Hochseefischerei etwa vor Südamerika, Afrika und Kanada unterwegs. Später sei er lange an Land beschäftigt gewesen. „Und dann sagte ich mir, Gott, zur See wirst Du in Deinem Alter nicht mehr fahren.“ Dann kam die Möglichkeit, auf der „Elbe 1“ anzufangen. „Dann hat es wieder in den Finger gekribbelt, und dann musste ich unbedingt anfangen.“