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Erinnerungskultur Gedenken zur Befreiung des KZ Mittelbau-Dora vor 80 Jahren

Nur noch ein Überlebender ist bei der Gedenkfeier für die Befreiung des KZ Mittelbau-Dora anwesend. Die Rede hält die Enkelin eines früheren Häftlings, der 2022 in einem anderen Krieg starb.

Von dpa 07.04.2025, 15:43
Rund 60.000 Menschen wurden in das KZ Mittelbau-Dora verschleppt.
Rund 60.000 Menschen wurden in das KZ Mittelbau-Dora verschleppt. Martin Schutt/dpa

Nordhausen - Gemeinsam mit einem 100 Jahre alten KZ-Überlebenden und vielen weiteren Menschen ist in Thüringen der Befreiung des Konzentrationslagers Mittelbau-Dora gedacht worden. Neben Albrecht Weinberg, der als Jugendlicher mehrere KZ und Vernichtungslager überlebte, gehörte auch Julia Romantschenko zu den geladenen Ehrengästen bei der Gedenkfeier auf dem ehemaligen KZ-Gelände bei Nordhausen.

Die aus der Ukraine stammende Enkelin des KZ-Überlebenden Boris Romantschenko forderte laut einem aus dem Russischen übersetzten Rede-Manuskript ein Ende des russischen Angriffskriegs. Ihr Großvater war 2022 im Alter von 96 Jahren gestorben, als russische Raketen sein Wohnhaus in der ostukrainischen Stadt Charkiw trafen. „Ich wohne in Charkiw mit meinen Eltern und meinem Sohn. Mein Sohn ist 16 Jahre alt, so alt wie sein Urgroßvater Boris Romantschenko 1942 war. Leider ist es so, dass alle fünf Generationen meiner Familie erfahren haben, was der Krieg bedeutet“, so Romantschenko.

Politische Vertreter aus Russland bewusst nicht eingeladen

Der Leiter der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora, Andreas Froese, sagte in seiner Rede laut Manuskript, dass weiter an alle Überlebenden des KZ Mittelbau-Dora - auch aus Russland und Belarus - erinnert werde. „Doch die politischen Vertretenden dieser Länder, die seit Jahren den verbrecherischen Angriffskrieg auf die Ukraine, gegen die dortige Zivilbevölkerung und gegen unsere demokratischen Grundwerte führen, haben wir heute bewusst nicht eingeladen.“

Einweihung neugestalteter Ehrenfriedhof

Am Nachmittag sollte in Nordhausen zudem der Ehrenfriedhof nach einer Umgestaltung neu eingeweiht werden. Mehr als 2.600 Tote sind dort bestattet - darunter vor allem Häftlinge aus dem KZ Mittelbau-Dora. Die amerikanische Militäradministration hatte den Ehrenfriedhof Mitte April 1945 eingerichtet und Männer aus Nordhausen verpflichtet, die Leichen aus der Außenlager-Kaserne des KZ Mittelbau zu bergen und dort zu beerdigen.

Häftlinge zum Rüstungsbau gezwungen

Im 1943 errichteten KZ Mittelbau-Dora mussten rund 60.000 Häftlinge unter unmenschlichsten Bedingungen in einem Stollensystem in Zwangsarbeit Raketen und Rüstungsgüter herstellen. Sie mussten etwa Marschflugkörper bauen, mit denen die deutsche Luftwaffe während des Zweiten Weltkriegs London attackierte. Nur etwa jeder Dritte Häftling überlebte. Viele starben als Folge von Zwangsarbeit, Misshandlungen, Hunger und Krankheiten. 

Am 11. April 1945 befreiten US-Truppen das Lager. Allerdings befanden sich dort nur noch wenige KZ-Häftlinge. Die Nazis hatten die meisten Häftlinge kurz vorher auf Todesmärsche getrieben oder getötet.