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GSG 9 seilt sich über Haus des Rockerchefs Frank H. ab / 1200 Polizisten im Einsatz Hells Angels: Großrazzia im Rockermilieu

25.05.2012, 03:25

Rieseneinsatz gegen kriminelle Rocker: Den ganzen Tag über durchsuchten Polizei-Hundertschaften Dutzende Häuser im Großraum Kiel, aber auch in Hamburg und Niedersachsen.

Kiel (dpa) l Mit einem gewaltigen Aufgebot von 1200 Beamten hat die Polizei gestern in Norddeutschland zu einem massiven Schlag gegen die Rockerkriminalität ausgeholt. Bordelle, Gaststätten und Wohnungen wurden bei der Großrazzia seit dem frühen Morgen vor allem in Schleswig-Holstein durchsucht, aber auch in Hamburg und Niedersachsen. Insgesamt waren 89 Objekte betroffen. Schwerpunkt des bisher größten Einsatzes im Norden gegen Rocker war der Großraum Kiel. In Niedersachsen wurde das Haus eines führenden Mitglieds der "Hells Angels" in Hannover durchsucht.

Fünf führende Mitglieder der verbotenen Kieler "Hells Angels" wurden verhaftet, berichteten Polizei und Staatsanwaltschaft auf einer Pressekonferenz am Nachmittag in Kiel. Gegen zwei weitere Mitglieder des Chapters, die bereits in Haft saßen, wurden weitere Haftbefehle ausgestellt. Die Vorwürfe: Menschenhandel, Korruption, Körperverletzung und Waffenhandel - auch mit Rechtsradikalen. Insgesamt führt die Staatsanwaltschaft 194 Ermittlungsverfahren gegen 69 Beschuldigte.

Ein Mitarbeiter des Justizvollzugsdienstes, einer der Stadt Kiel und ein Polizist sollen gegen Geld Informationen an "Hells Angels" in Kiel herausgegeben haben. Diese Gruppe hatte Schleswig-Holsteins Innenminister Klaus Schlie (CDU) im Januar verboten.

In den vergangenen zwei Jahren waren bereits mehrere andere Rockergruppen im Norden verboten worden. Die Ermittler bestätigten, dass bei der Razzia auch nach dem seit zwei Jahren vermissten Türken Tekin Bicer aus Kiel-Gaarden gesucht wurde. Die Polizei geht von einem Verbrechen aus.

Die Groß-Razzia richtete sich insbesondere gegen Mitglieder des seit Januar dieses Jahres verbotenen Kieler Chapters der "Hells Angels", wie die Polizei gestern mitteilte. "Wir ermitteln unter anderem wegen Körperverletzung, Menschenhandel, Waffenhandel und Korruption", sagte eine Sprecherin. Gegen Rocker-Kriminalität verfolgt die Polizei im Norden Deutschlands seit Jahren eine "Null-Toleranz-Strategie". In Schleswig-Holstein unterstützten auch Spezialkräfte aus Hamburg den Einsatz.

Unterdessen äußerte sich Hannovers "Hells-Angels"-Chef Frank Hanebuth nach der Durchsuchung seines Privathauses über seinen Anwalt. "Er weist die Vorwürfe als völlig abwegig zurück", sagte Götz von Fromberg. Die Kieler Staatsanwaltschaft wirft Hanebuth vor, von Delikten in Kiel gewusst oder in sie sogar verwickelt zu sein. Sein Mandant habe damit nichts zu tun, er kenne die Leute gar nicht, betonte von Fromberg. Hanebuth gilt in Ermittlerkreisen als einer der einflussreichsten "Hells Angels" bundesweit. Im November hatte er angekündigt, sich aus Hannovers Rotlichtviertel am Steintor zurückzuziehen.