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Streit um Kriegsgedenken Historikerin Scherbakowa: Ausladung Russlands überfällig

Das Ende des Zweiten Weltkriegs jährt sich am 8. Mai zum 80. Mal. Zur Teilnahme russischer Vertreter an Veranstaltungen zu diesem Tag hat eine Menschenrechtlerin eine klare Meinung.

Von dpa 25.04.2025, 13:32
Sie hält eine Ausladung Russlands vom Weltkriegsgedenken für überfällig: Die im Exil lebende russische Menschenrechtsaktivistin Irina Scherbakowa. (Archivfoto)
Sie hält eine Ausladung Russlands vom Weltkriegsgedenken für überfällig: Die im Exil lebende russische Menschenrechtsaktivistin Irina Scherbakowa. (Archivfoto) Andreas Arnold/dpa Pool/dpa

Erfurt/Weimar/Berlin - In der Diskussion um die Teilnahme russischer und belarussischer Vertreter an Veranstaltungen zum Weltkriegsgedenken spricht sich die Menschenrechtsaktivistin Irina Scherbakowa dafür aus, offizielle Vertreter beider Länder auszuschließen. Der Schritt sei überfällig, sagte die Historikerin der dpa. Russland missbrauche die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg bereits seit Jahren zur Pflege eines „aggressiven Kriegsmythos“, so Scherbakowa.

„Und ich glaube, dass unsere offiziellen Vertreter Russlands also wirklich nichts zu tun haben mit der Trauer und der Erinnerung an unglaublich viele Opfer.“ Stattdessen seien sie vor allem Vertreter eines Regimes, das einen Angriffskrieg begonnen habe. Scherbakowa lebt seit 2022 im Exil in Deutschland - zunächst in Weimar und mittlerweile in Berlin. Sie ist Gründungsmitglied der Menschenrechtsorganisation Memorial, die 2022 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. 

Stiftung Buchenwald lädt Vertreter aus Russland seit Jahren nicht mehr ein

Bei Veranstaltungen der Stiftung Buchenwald und Mittelbau-Dora sind offizielle Vertreter aus Russland und Belarus bereits seit 2022 nicht mehr willkommen. „Und das begründen wir damit, dass durch den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, der von Belarus unterstützt wird, Überlebende des NS-Terrors in der Ukraine tagtäglich mit dem Tod bedroht werden“, sagte Stiftungs-Direktor Jens-Christian Wagner der dpa.

Die BSW-Bundesvorsitzende Sahra Wagenknecht hatte die Empfehlung des Auswärtigen Amtes mit den Worten kritisiert, es sei geschichtsvergessen, russische Vertreter auszuladen. Dem hält Stiftungs-Direktor Wagner entgegen: „Es wäre geschichtsvergessen, sich anzumaßen, das heutige Russland sei gewissermaßen der erinnerungskulturelle Nachfolger der Roten Armee und der sowjetischen Häftlinge, darunter auch der hunderttausenden ukrainischen Häftlinge, die in Konzentrationslagern gelitten haben.“

Der Zugang zur Gedenkstätte sei Vertretern außerhalb der Stiftungsveranstaltungen außerdem gewährt. So hätten Vertreter sowohl Russlands als auch des belarussischen Staates im Vorfeld zum Gedenken an die Lagerbefreiung Kränze niedergelegt.