Regenfälle Hochwasser an Elbe steigt weiter - Pretziener Wehr geöffnet
Das letzte Mal ist es vor zehn Jahren geöffnet worden: Das Pretziener Wehr soll die Hochwasserlage in Magdeburg und Schönebeck entschärfen. In anderen Landesteilen geht das Wasser schon zurück.
Schönebeck - Zur Entschärfung der Hochwasserlage an der Elbe in Magdeburg und Schönebeck hat der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) das Pretziener Wehr geöffnet. Damit wird etwa ein Drittel des Elbe-Wassers an den beiden Städten vorbei durch einen Umflutkanal und über Wiesen und Felder geleitet, ehe es wieder in die Elbe fließt. Es handele sich um eine rein präventive Maßnahme, sagte Sachsen-Anhalts Umweltminister Armin Willingmann (SPD) am Donnerstag. Man beobachte aber, dass das Wasser der Elbe weiter steige.
„Es ist das erste Mal seit Bestehen des LHW, dass für alle Flussbereiche im Land Sachsen-Anhalt gleichzeitig eine Hochwasserlage vorherrscht“, sagte die Direktorin des Landesbetriebs, Martina Große-Sudhues. Seit dem schweren Hochwasser 2002 seien rund 1,4 Milliarden Euro in den Hochwasserschutz im Land investiert worden, so dass das Land gut auf die aktuelle Lage vorbereitet sei.
Landesweit intensive Niederschläge sowie die Schneeschmelze durch milde Temperaturen im Harz und im Riesengebirge haben dazu geführt, dass die Elbe und weitere Gewässer mehr Wasser als üblich führen. Hunderte Schaulustige beobachteten die Öffnung des 150 Jahre alten Pretziener Wehrs. Über mehr als fünf Stunden entfernten Mitarbeiter des Landesbetriebs für Hochwasserschutz die rund 320 Stahlplatten, so dass das Wasser langsam in die Gebiete hinter dem Wehr fließt. Das sorgt nach Angaben des LHW dafür, dass das Wasser nicht mit voller Wucht auf die Dämme und Deiche trifft. Das Pretziener Wehr wurde das letzte Mal vor zehn Jahren geöffnet, insgesamt sei es jetzt zum 63. Mal geöffnet worden.
Wasser aus abgelassener Talsperre bedroht Ort
An der Landesgrenze zwischen Thüringen und Sachsen-Anhalt gefährdet nach Behördenangaben Wasser, das gezielt aus der Talsperre Kelbra abgelassen wird, ein Dorf in Thüringen. Die zuständigen Behörden beider Bundesländer entschieden daher, den in Sachsen-Anhalt liegenden Deich des Flusses Helme gezielt zu öffnen, um das Wasser auf umliegende Felder abzuleiten. Wie ein Sprecher des Thüringer Landesamtes für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (TLUBN) erläuterte, soll die Deichkrone auf einer Länge von fünf bis zehn Metern ein Stück abgetragen werden. Das durch den Durchlass strömende Wasser fließe dann über die Felder in einen Flutgraben im thüringischen Kalbsrieth.
An anderen Flüssen in Sachsen-Anhalt entspannte sich die Hochwasserlage ein wenig. In Halle ging der Wasserstand der Saale nach Angaben der Stadtverwaltung bereits wieder zurück. In den kommenden Tagen werde mit einem weiteren Rückgang gerechnet. Auch im Norden Sachsen-Anhalts gingen die Wasserstände mehrerer Flüsse nach Angaben des Altmarkkreis Salzwedel zurück. Eine Kreisstraße zwischen Amt Dambeck und Altensalzwedel bleibe aber weiter gesperrt, weil ein Absenken der Straße bei Belastung nicht ausgeschlossen werden könne.
Lage in anderen Landesteilen entspannt sich
In Magdeburg wird der Hochwasserscheitel der Elbe am Sonntag erwartet. Die Stadt erwartet einen Höchststand von 5,25 Metern. Beim Hochwasser 2013 betrug der maximale Pegel in Magdeburg 7,47 Meter. „In Magdeburg geht vom Hochwasser derzeit weiterhin keine größere Gefahr aus“, betont Oberbürgermeisterin Simone Borris. Weil die Alarmstufe 3 mit großer Wahrscheinlichkeit in Magdeburg nicht erreicht werde, seien derzeit auch keine Deichwachen erforderlich.