Flugzeugbau Klimafreundlicheres Fliegen wird künftig in Cottbus getestet
Wie kann Fliegen weniger klimaschädlich werden? Forscher und Wirtschaft entwickeln dafür emissionsarme Flugantriebe. Dazu muss allerdings viel getestet werden. Eine Umgebung dafür gibt es nun in Cottbus.
Cottbus - Die Lausitz kommt im Strukturwandel als Standort für die Entwicklung emissionsarmer Flugantriebe ein weiteres Stück voran. Am Montag wurde in Cottbus vom Deutschen Institut für Luft- und Raumfahrt (DLR) eine Testhalle eingeweiht. Dort sollen Antriebsstränge und Komponenten elektrischer und hybridelektrischer Flugzeugantriebe unter realen Bedingungen getestet werden. Dazu werden nach DLR-Angaben ganze Antriebsstränge zusammengebaut und etwa auf Fehlerverhalten oder Luftfahrtauglichkeit geprüft.
Die 13 300 Quadratmeter große Halle steht auf dem Gelände des künftigen Lausitz Science Parks - ein neuer Ort für wirtschaftsorientierte Spitzenforschung. Der Innovationsstandort soll Maßnahmen zum Strukturwandel beschleunigen. Die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) ist federführend
In den kommenden Monaten werden in der Halle Versuchsräume für Tests installiert - etwa zum Laufverhalten von E-Motoren, der elektromagnetischen Verträglichkeit und der Akustik. Mitte 2024 sind laut DLR erste Experimente geplant, 2025 dann erste Projekte.
Es gehe darum, insbesondere bei den Sicherheitsstandards das zu erreichen, was es im Bereich der Gasturbinen als Antriebe schon gebe, erklärte der Direktor des DLR-Instituts für Elektrifizierte Luftfahrt, Lars Enghardt. An seinem Institut sind 150 Mitarbeitende beschäftigt. „Das Problem bei allem ist, dass diese Antriebe aktuell noch gar nicht fliegen. Das, was wir erforschen, gibt es noch gar nicht“, machte er klar. Deshalb brauche es diese großen Experimente.
Die Halle steht in der Nähe des künftigen Center for Hybrid Electric Systems Cottbus (chesco), das bis 2026 mit rund 400 Jobs aufgebaut werden soll. Dort werden klimafreundliche Flugantriebe für Kurz- und Mittelstrecken geplant, getestet und umgesetzt. Fraunhofer-Institute, Industriepartner wie Rolls-Royce und das DLR arbeiten zusammen.
„Wir wollen ein neuer Schwerpunkt in Deutschland werden für dieses Thema(...)“, sagte Enghardt und sieht den Strukturwandel als Rückenwind. Gleichzeitig mahnt er zu einem höheren Tempo bei Forschung und Entwicklung. „Wir müssen uns tatsächlich beeilen, die Flugzeughersteller scharren mit den Hufen.“ Er rechnet damit, dass Anfang der 2030er Jahre größere Flugzeuge nachhaltig fliegen werden.
Brandenburgs Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD) sieht die Halle als weiteren Meilenstein zur Strukturentwicklung in der Lausitz. „Es macht Spaß zu sehen, dass in der Lausitz, wo Herz und Seele der Kohle galten, nun Herz und Seele der Hochtechnologie gelten werden“, sagte sie der dpa.