Wahlen Niedersachsen stimmen zum zweiten Mal in zwei Wochen ab
Zwei Wochen nach den Kommunalwahlen können die Niedersachsen am Sonntag erneut wählen. In acht Städten wird über den Oberbürgermeister entschieden - auch Landräte und der neue Bundestag werden gewählt. Drei Promi-Politiker sind nicht mehr dabei.
Hannover - Viele Menschen in Niedersachsen dürfen am Sonntag deutlich mehr Kreuze machen als andernorts in Deutschland: Sie können nicht nur über die neue Machtverteilung im Bundestag entscheiden, sondern auch über die Führungsspitze in etlichen Städten und Gemeinden in Niedersachsen. Zwei Wochen nach den Kommunalwahlen stehen dort Stichwahlen um die Führungsposten an.
Zur Teilnahme an der Bundestagswahl sind gut sechs Millionen Wahlberechtigte in rund 8200 Wahlbezirken aufgerufen. Darunter sind rund 220 000 Jungwähler im Alter zwischen 18 und 21 Jahren, wie nach Angaben der Landeswahlleitung aus Daten des Landesstatistikamtes hervorgeht.
Einer der prominentesten Niedersachsen wird aber nicht ins Wahllokal gehen: Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) will wie viele andere Menschen in diesem Corona-Jahr lieber per Briefwahl abstimmen, wie ein Mitarbeiter des Altkanzlers mitteilte. Schon in den vergangenen Wochen war das Interesse an der Briefwahl überall in Niedersachsen groß. Bei den Briefwahlanträgen zur Bundestagswahl zeichne sich im Vergleich zu 2017 eine „deutliche Steigerung“ ab, sagte Dennis Dix, Sprecher der Landeshauptstadt Hannover.
Nach vereinzelt längeren Wartezeiten in den Wahllokalen bei der Kommunalwahl wollen mehrere Städte in Niedersachsen zur Bundestagswahl nachbessern. So sollen etwa mehr Wahlkabinen aufgestellt werden. Zum Einsatz kommen nach Angaben der Landeswahlleitung erneut rund 75.000 Wahlhelfer, um die Wahlorganisation ehrenamtlich zu unterstützen.
In acht großen niedersächsischen Städten wird am Sonntag auch darüber entschieden, wer neuer Oberbürgermeister wird: In Braunschweig, Osnabrück, Oldenburg, Lüneburg, Göttingen, Goslar, Wolfsburg und Delmenhorst. Zu Stichwahlen kommt es dort, wo bei den Direktwahlen am 12. September keiner der Kandidaten eine absolute Mehrheit auf sich vereinen konnte. Nun treten die je stärksten Kandidaten gegeneinander an.
In der Region Hannover wird über das Amt des Regionspräsidenten und in den Kreisen Peine, Göttingen, Hildesheim, Gifhorn, Helmstedt, Lüchow-Dannenberg und Wesermarsch über neue Landräte entschieden.
21 Parteien sowie 21 Einzelbewerber treten zur Bundestagswahl in Niedersachsen an, wie aus Angaben der Landeswahlleitung von August hervorgeht. Insgesamt stehen 527 Kandidaten zur Wahl - davon sind 177 weiblich. Ihr Durchschnittsalter beträgt 47 Jahre. Der jüngste Bewerber ist 18 Jahre und der älteste 77 Jahre alt.
Bei der Bundestagswahl 2017 lag die Wahlbeteiligung bei 76,4 Prozent. 34,9 Prozent der Wähler in Niedersachsen gaben damals der CDU ihre Zweitstimme, die SPD kam auf 27,4 Prozent. Dahinter lag die FDP mit 9,3 Prozent der Zweitstimmen, die AfD mit 9,1, die Grünen mit 8,7 und die Linke mit 7,0.
Bei den Kommunalwahlen vor knapp zwei Wochen beteiligten sich 57,1 Prozent der Wahlberechtigten in Niedersachsen. Die Grünen erzielten die größten Stimmzuwächse, aber blieben mit 15,9 Prozent drittstärkste Kraft hinter CDU (31,7) und SPD (30,0). Die CDU verlor 2,6 Prozentpunkte, die SPD 1,2.
Die Landesliste der CDU für die Bundestagswahl führt der Bundestagsabgeordneten Hendrik Hoppenstedt aus Burgwedel an, der seit 2018 Staatsminister im Kanzleramt ist. Der amtierende JU-Vorsitzende Tilman Kuban ist auf Platz 7 der Liste zu finden. Die SPD setzt auf Bundesarbeitsminister und Vize-Parteichef Hubertus Heil an der Spitze. Der SPD-Generalsekretär und Bundestagsabgeordnete Lars Klingbeil steht auf Platz 5.
Die niedersächsischen Grünen ziehen mit einem Spitzenduo aus den Bundestagsabgeordneten Filiz Polat und Sven-Christian Kindler in den Bundestagswahlkampf. Niedersachsens FDP schickt erneut den Bundestagsabgeordneten und FDP-Fraktionsvize Christian Dürr auf Platz 1 ins Rennen. Die Liste der Linken wird von Linken-Co-Fraktionschefin Amira Mohamed Ali angeführt. Bei der AfD hat sich Joachim Wundrak den Spitzenplatz gesichert.
Einige profilierte Politiker aus Niedersachsen treten nicht mehr an: Die Landesliste der Sozialdemokraten hatte 2017 der damalige Fraktionschef Thomas Oppermann aus Göttingen angeführt, der im Oktober 2020 überraschend starb. Die CDU setzte damals auf Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen an der Spitze, die seit Dezember 2019 Präsidentin der Europäischen Kommission in Brüssel ist. Der ehemalige SPD-Chef und Bundesminister Sigmar Gabriel aus Goslar legte zum 1. November 2019 sein Bundestagsmandat nieder.
Im Bundesland Bremen waren bei der Bundestagswahl 2017 rund 474.000 Menschen wahlberechtigt. Die Wahlbeteiligung lag damals bei knapp 71 Prozent. Die erfolgreichste Partei bei Erst- und Zweitstimmen war damals die SPD, gefolgt von der CDU, der Linkspartei und den Grünen. Bei den Erststimmen erreichte die SPD damals 31,8 Prozent, die CDU 24,6 Prozent. Bei den Zweitstimmen lag die SPD bei 26,8 Prozent, die CDU bei 25,1 Prozent.
Über die Erststimmen in den beiden Bremer Wahlkreisen zogen damals die SPD-Kandidaten Uwe Schmidt (34 Prozent) und Sarah Ryglewski (30 Prozent) in den Bundestag ein. Beide treten erneut an. Spitzenkandidat der Bremer CDU ist in diesem Jahr der Fraktionschef Thomas Röwekamp. Direktkandidatin für den zweiten Wahlkreis im Land Bremen ist Wiebke Winter, die jüngst als Klima-Expertin im Team des Unionskanzlerkandidaten Armin Laschet (CDU) auftrat.